Für The Imitation Game erhielt Autor Graham Moore 2014 den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch. Der Krimi-Thriller The Outfit ist seine erste Regiearbeit. Die Geschichte um einen britischen Schneider im Chicago der 50er Jahre, der in eine Gangster-Geschichte hineingezogen wird, lief im Frühjahr auf der Berlinale und kam danach regulär ins Kino. Heute wollen wir nachsehen, ob der Film auf euren Geschmack maßgeschneidert ist, oder ob ihr lieber die Finger von diesem Anzug lassen solltet.
Schauspieler – Mysteriös und charismatisch
Ohne Mark Rylance würde dieser Film nicht ansatzweise so gut funktionieren, wie es letztendlich der Fall ist. Er verleiht der Figur Leonard Burling sowohl einen ruhigen Charme, als auch etwas Unberechenbares. Man weiß nie genau, was Burling vorhat und wo seine Loyalität liegt. Rylance spielt den unscheinbaren Protagonisten mit einer solch genialen Subtilität, dass er uns in seinen Bann zieht. Auch der restliche Cast weiß zu beeindrucken. Allen voran Dylan O’Brien (Love and Monsters) und Johnny Flynn. Beide spielen den Archetypen des 50er Jahre Gangsters vorzüglich. Sie haben sichtbaren Spaß in ihren Rollen, aber schaffen es dennoch, Spannung und Komplexität mit ihren Charakteren aufzubauen. Ebenfalls erwähnenswert ist Zoey Deutch (Everybody Wants Some!!), die als Burlings Assistentin eine kleinere, aber nicht minder wichtige Rolle in der Story hat.
Story – Komplexes Outfit
Dass Regisseur Graham Moore gleicherweise ein talentierter Autor ist, wurde eingangs erwähnt. Im Drehbuch zu The Outfit macht sich das sofort bemerkbar. Es ist eine Geschichte rund um das organisierte Verbrechen, die immer mehr und mehr eskaliert. Eigentlich will Leonard Burling gar nichts mit den Gangstern zu tun haben, die ständig in seinem Gewerbe verkehren, doch als eines Tages der Sohn eines mächtigen Gangsterbosses angeschossen in seinem Laden Zuflucht sucht, bleibt Burling keine andere Wahl. Dass innerhalb der Organisation ein Spion sich versteckt, erschwert noch weiter die Situation. Das Geniale an der Handlung und Story von The Outfit ist, dass Moore es schnörkellos vermag, einzelne Fäden zusammen zu spinnen, damit diese letztendlich ein hübsches, komplexes Outfit ergeben. Dabei handelt es sich bei diesem Film um ein altmodisches Katz-und-Maus-Spiel, das ganz ohne große Action auskommt. Nicht nur das, es spielt in einem einzigen Raum.
Regie – Kammerspiel
Ähnlich minutiös wie das Drehbuch ist auch Moores Regiearbeit. Allein die ersten paar Minuten bekommen wir einleitend von Mark Rylands Charakter erzählt, wie man einen Anzug schneidert. Man sollte meinen, dass ein Voice Over zum Thema Schneiderei, während man Leonard Burling beim Arbeiten zusieht, nicht fesselnd wäre. An dieser Stelle würde man falsch meinen, denn Moore schafft es, den Aufbau der Spannungen seines Films behutsam, aber nie langweilig zu gestalten. Er lässt in langen Einstellungen seinen Darsteller*innen, den Dialogen und der Musik den Raum sich zu entfalten. Die Rechnung geht vollends auf, wenn sich die angesprochenen Spannungsmomente dann in kurzen Gewalt-Spitzen entladen. Eine so ruhige Hand bei dem Debut eines Regisseurs ist rar und äußerst erfrischend.
Nachbearbeitung – Stylisch
Der Film wurde in seiner Blu-Ray-Fassung geguckt. Hierbei fiel die wahnsinnige Schärfe der Bilder auf. The Outfit sieht als Film genauso wunderbar aus wie die Anzüge, die Burling herstellt. Ich würde so weit gehen zu sagen, dass es einer der am besten aussehenden Filme ist, die mir seit langem vorlagen.
Filmmusik – Klassisch
Wie ein schleichendes Ungeziefer tippt Alexandre Desplat auf seinem Klavier in diesem Soundtrack umher. Neben den Kostümen und Schauspielern, ist es vor allem die Musik, die an Agenten-und Gangster-Thriller der 50er und 60er Jahre erinnert. Der Komponist von der Musik zu Grand Budapest Hotel und Little Women kann sowieso kaum etwas falsch machen.
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Filmkritk
Fazit
The Outfit ist ein Film zum Mitdenken. Wer gibt hier vor, etwas zu sein, was er oder sie nicht ist? Wer ist der Spion? Fragen, die zu einem genüsslichen Kammerspiel mit 50er Jahre Flair und ganz viel klassischer Spannung führen. Dabei lässt Moore seine Charaktere zwar nicht aus den Augen, aber konzentriert sich trotzdem vor allem auf das Zusammenführen der unterschiedlichen Motive und Ereignisse. Somit kreiert er letztendlich ein beeindruckendes Stück Film, welches man sich gerne ansehen sollte.