Mit „Everybody Wants Some“ will Richard Linklater eine „spirituelle Fortsetzung“, wie er es selber nannte zu seinem Klassiker „Confusion – Sommer der Ausgeflippten“ bieten. Ob dieser Film, der sich erneut um das Leben eines Neuankömmlings am College, sowie um Frauen, Baseball und Musik dreht überzeugen kann erfahrt ihr nun in unserer Kritik.
Schauspieler – Authentisch
Eine große Stärke Linklaters ist es die richtigen Schauspieler für die unterschiedlichsten Rollen zu casten. Hier leistete er wieder mal tolle Arbeit, denn die meisten der Schauspieler in diesem Film dürften viele Zuschauer kaum bis gar nicht kennen. Trotz dieser Unbekanntheit und teilweise auch fehlenden Erfahrungen spielen die Schauspieler authentischer denn je. Blake Jenner, der den Protagonisten Jake spielt, tut dies mit einer guten Mischung aus Neugierde und Lebenslust. Vor allem funktioniert er sehr gut im Zusammenspiel mit Zoey Deutch, welche potenziell auf romantische Art und Weise an Jake interessiert ist. Das Ensemble von schafft es generell nahezu perfekt die Kameradschaft dieser unterschiedlichen Figuren und ihre Teamdynamik darzustellen. Besonders positiv fällt da noch Glen Powell als Finn auf, den man wohl am ehesten als Womanizer beschreiben könnte, der tatsächlich bereit ist seine eigene Identität komplett abzulegen, nur um mit einer schönen Dame Sex zu haben.
Story – Typisch Linklater
Wie schon bei so vielen anderen Filmen von Richard Linklater handelt es sich hierbei um eine Geschichte die so gut wie keine stringente Handlung hat. Es geht hierbei schlicht und einfach darum die vorgestellten Charaktere für ein paar Tage ihres Lebens bevor das College anfängt zu beobachten und ihre Interaktionen mitzubekommen. Besagte Charaktere sind im Grunde genommen ganz gut geschrieben, wobei sie doch etwas deutlich in einige Stereotypen hineinfallen. Es gibt eine Figur die den typischen Kiffer darstellt, eine die den ewigen Womanizer spielt und eine die einen ahnungslosen Neuling mimt. Dass die Charaktere trotzdem nie wirklich nerven liegt wohl vor allem an den tollen Darstellungen der Schauspieler, weniger wohl aber am Script. Natürlich gibt es auch genau solche Stereotypen an amerikanischen Colleges, aber ein wenig komplexere Charaktere hätte man sich teilweise schon gewünscht. Was ebenfalls leicht negativ auffällt, ist dass es gerade mal eine weibliche Figure gibt, die überhaupt etwas näher charakterisiert wird. Einerseits ist dies verständlich, da der Film nun einmal aus der männlichen Perspektive erzählt wird, andererseits ist es doch etwas Schade, dass man nicht einen differenzierteren Blick erhält. Trotz diesen Fehlern ist das Drehbuch was die Dialoge angeht und wie die Beziehung der Figuren innerhalb des Baseballteams dargestellt wird große Klasse.
Regie – Studie der 80er Jahre
Mit diesem Film schafft es Linklater den Zuschauer in das Jahr 1980 zu versetzen. Die Kostüme und das Make up passen perfekt zu der damaligen Zeit, wobei besonders die ganzen Schnurrbärte sehr amüsant anzusehen sind. Auch die Musik wird von dem Regisseur so eingesetzt, dass man sich fühlt als wäre man ein Teil des Teams, welches nachts zu einer Bar geht um zu Diskomusik zu tanzen. Da der Film zu vielen Teilen fast schon autobiografisch für Linklater ist kennt er sich eben genau damit aus wie alles aussehen und sich anfühlen muss um authentisch zu wirken. Dies ist wohl auch die größte Stärke des Films, seine Authentizität. Das gilt auch für Linklaters Umgang mit seinen Schauspielern, die er für mehrere Wochen zusammen wohnen ließ um ihnen ein genaues Gefühl für ihre Kameradschaft zu geben. All dies führt dazu, dass man komplett in den Film investiert ist, einfach aus dem Grund, dass man sich fühlt als wäre man im Jahre 1980 unter Freunden.
Filmmusik – 80er Jahre Songs
Ich denke es dürfte sich bereits erschlossen haben, dass jeder den diese Zeitperiode nicht interessiert an dem Film kein Gefallen finden wird. Nichts macht diese Aussage klarer, als der Soundtrack. Es finden sich hier alle möglichen Musikstücke der frühen 80er Jahre. Disko-, Country, sowie Punkrock sind alle vertreten und bilden ein schönes breites Feld um die Musiklandschaft zu jener Zeit widerzuspiegeln. Wer also, sobald der Film zu den Klängen von „My Shirona“ anfängt denkt, das sei nichts für seinen Geschmack hat ganz offensichtlich Recht damit. Für Freunde dieser Art von Musik, ist der Soundtrack allerdings ein toller Genuss.
Nachbearbeitung – Nichts besonderes
Da die Nachbearbeitung für diesen Film kaum eine Bedeutung hat, da er weder große Action, noch besondere CGI-Effekte oder gar irgendwelche exotischen Filter benutzt, handelt es sich hier um eine sehr gewöhnliche Nachbearbeitung. Der Schnitt ist gut gesetzt und gibt dem Film in den richtigen Momenten ein spaßiges Tempo während er in anderen Szenen den Schauspielern viel Raum zur Entfaltung bietet.
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Filmkritk
Fazit - Gelungener spiritueller Nachfolger
Der 2016 erschienene Film von Richard Linklater ist sicherlich nicht ohne Probleme was die Figuren angeht. Dennoch ist es beeindruckend wie gut er es schafft den Zuschauer zurück in das Jahr 1980 zu versetzen. Die Schauspieler tragen ebenfalls mit ihrer guten Chemie dazu bei, dass der Film trotz einiger Schwächen sehr viel Spaß macht, wenn man denn an dieser Zeitperiode und der damaligen Kultur interessiert ist.