Viele Schauspieler nahmen im Verlauf der Zeit die Rolle des größten Gegenspielers von Batman ein. Jeder prägte seine Interpretation der Rolle auf seine eigene Art. Seit dem frühen Tod von Heath Ledger gilt sein psychotischer Joker als Maßstab der Rolle. Bis mit Arthur Fleck ein neuer Joker auf die Bühne trat.
Story/Inhalt
Gotham in den späten 1980er-Jahren ist geprägt von schrumpfender Wirtschaft, einem überspannten Sozialsystem und Hoffnungslosigkeit. Arthur Fleck ist einer der vielen Bürger, die durch Einsparungen am Sozialsystem endgültig durch die Maschen zu fallen droht. Er verliert seinen Job als Werbeclown nachdem er von Jugendlichen überfallen wurde, und Einsparungen am städtischen Sozialsystem schneiden ihn von seinen dringend benötigten Medikamenten ab. Mehr und mehr driftet er in eine Traumwelt, in der er Standup-Comedian ist und der große Murray Franklin, der eine Latenight-Talkshow hostet, sein Talent erkennt und ihn in seine Show holt.
Gleichzeitig begeht Arthur Fleck aber auch einige Morde an überdrehten Börsenmaklern, die ihn in der U-Bahn drangsalieren. Außerdem flüchtet er sich in eine Beziehung zu seiner Nachbarin Sophie Dumond.
Sein Standup-Auftritt wird zu einem Reinfall, der in Murray Franklins Show jedoch zynisch als „der unlustige Joker“ kommentiert wird und Arthur eine Einladung in die Show beschert.
Nach einem weiteren Mord an einem ehemaligen Mitarbeiter der Clownagentur folgt Arthur Fleck der Einladung von Murray mit dem Ziel den Abend mit einem Knall zu beenden. Er erschießt Murray Franklin bei der Live-Sendung und löst damit den anarchischen Aufstand in Gotham aus, dem Bruce Waynes Eltern zum Opfer fallen.
Eine Neuinterpretation der Herkunftsgeschichte des Jokers, der in der Vergangenheit so viele andere Hintergründe erhielt. Von Cesar Romeros Prinz des komödiantischen Verbrechens bis hin zu Heath Ledgers Interpretation, und diversen animierten Jokern in den Serien, ist dieser Joker bestimmt der Menschlichste. Kein Bösewicht des Verbrechers wegen, oder ein Psychopath, der einfach nur die Welt brennen sehen will, ist Arthur Flecks Geschichte ein Drama der späten Reagan-Ära, wo viele Menschen vom System abgehängt und schlicht vergessen wurden.
Schauspieler
Joaquin Phoenix hatte davor schon einige beeindruckende Rollen gespielt (Gladiator, Walk the Line), doch dieser Film ist bestimmt der Höhepunkt seiner Karriere. Absolut konkurrenzlos gibt Phoenix der Rolle des Arthur Fleck ein sympathisches, fast liebenswertes Gesicht, dessen Motivation vollkommen verständlich ist und Sympathie erweckt. Er spielt die gequälte Seele genauso überzeugend wie den von der Welt losgelösten Joker, der auf der Treppe den berühmt-berüchtigten Joker-Tanz auf Parkett legt, bevor er ins Studio fährt, um sein Idol zu erschießen.
Robert De Niro als Murray Franklin schafft dem Joker die lange ersehnte Bühne. Mehrheitlich in Einspielern zu sehen, die aus seiner fiktiven Latenight-Show stammen, hat er nur wenig Bildschirmzeit mit dem Joker zusammen, bevor die Live-Schaltung mit einem Knall endet.
Zazie Beetz spielte die Rolle der Domino in Deadpool 2 und nahm hier die Rolle der Nachbarin Sophie Dumond ein. Arthur Fleck flüchtet sich in die Illusion ihr Freund zu sein und alles zu tun, was sich der Mann sonst nicht zu sagen und zu tun traut. Dabei hat Arthur Fleck nie den Mut sie überhaupt anzusprechen.
In weiteren Rollen sind Frances Conroy, Brett Cullen und Leigh Gill zu sehen. Die Wertung von Phoenix allein wäre eine glatte 10, die ihm nicht umsonst den lange ersehnten Oscar einbrachte. Allerdings gehen die anderen Schauspieler, selbst der Veteran De Niro im Film unter, oder sind schlicht nicht tragend genug.
Regie
Todd Phillips kommt aus der Komödie. Filme wie „Old School“ und „Starsky & Hutch“ waren erste Gehversuche als Regisseur, oft in Kombination mit dem Drehbuch. Der große Durchbruch war aber bestimmt das Hangover-Franchise – jeder kennt das Wolfpack rund um Bradley Cooper, Ed Helms und Zack Gala…Gale… der Bärtige eben, mit dem griechischen Namen… Galifianakis! Mit „War Dogs“ wollte Phillips etwas ernster werden und die reine Blödelkomödie abstreifen. Mit Joker ist ihm das endgültig gelungen.
Zwar spielt die Komödie einen wichtigen Faktor in der Geschichte, von der Latenight-Show bis hin zum Standup-Auftritt von Arthur Fleck. Aber gleichzeitig wollte Phillips auch die Schattenseite der späten Reaganomics einfangen und ein Gotham zeigen, das nicht wie in der „Dark Knight“-Trilogie erst in diesem Millennium den Bach runter gegangen ist. Der Welt hier geht es gut, solang du weit genug oben bist. Und Arthur Fleck ist weit davon entfernt, er steht weit unter und wird nun endgültig über die Kante geschubst. Allerdings ist er kein Psychopath wie beim „Dark Knight“, sondern schlicht eine gepeinigte Seele. Irgendwann ist zu viel Schmerz auf die Seele geladen und sie bricht.
Todd Phillips war mit der Interpretation der Zuschauer, die mit Arthur Flecks Mord an Murray Franklin und dem folgenden Aufstand einen Anarchisten sahen, der sich seiner Taten und Handlungen wohl bewusst ist, nicht zufrieden. Das sollte er mit der Fortsetzung zeigen, mehr dazu später und hier.
Nachbearbeitung
Gotham ist dreckig, düster und erstickt wegen eines Streiks gerade an seinem Müll. Dagegen stehen die grellen und bunten Lichter der Murray Franklin Show, die simple Witze über die Probleme machen, die Murray selbst gar nicht betreffen. Nach der Show lässt er sich in sein besseres Viertel fahren.
Währenddessen lebt Gotham im Schatten, im Würgegriff der Mafia, mit einer korrupten oder unfähigen Polizei. Banden und Überfälle sind an der Tagesordnung, das Pulverfass braucht nur einen Funken, dass es entzündet. Hier würde sich der „Dark Knight“-Joker wieder freuen: denn Gotham (die Welt) brennt! Dabei wollte Arthur Fleck diesen Aufstand nicht, und doch liebt er die Aufmerksamkeit, die ihm endlich zuteilwird.
Ein Blick hinter die Fassade eines Molochs, der im Sterben liegt. Wie im Batman-Universums oft angesprochen zeigt Todd Phillips ein Gotham, das mit Thomas Wayne nach seinem Messias verlangt und ihn dann, wenn sie ihn endlich haben könnte, in einer zwielichtigen Seitengasse erschießt ohne zu Erkennen welche Folgen das haben wird. Ein Sinnbild für Amerika? Vielleicht… Phillips war mit der Interpretation der Zuschauer nicht zufrieden, doch 2020 hatten die Regierenden solche Angst, dass der Funke ihr Pulverfass zündet, dass sogar darüber gesprochen wurde den Film aus den Kinos zu nehmen. Dabei sind doch genau diese angekündigten Maßnahmen die Begründung dafür, warum noch mehr Leute ins Kino strömten und mit der Idee, dass sie die Macht haben könnten, wieder herauskamen.
Musik
Das Gesamtpaket wird durch die Musik abgerundet. Ein Soundtrack, der auch ohne Film funktioniert, oder zumindest gleich in den Film zurückholt. Da ist Cream mit „White Room“, das den Trailer untermalt, und den Aufstand am Ende, sicher der musikalische Beitrag, der sich am meisten einbrennt.
Filmkritk
Fazit
Todd Phillips Joker bringt eine originelle Origin-Story. Dabei blieb am Ende die Frage: ist Arthur Fleck nun der Joker, der in einigen Jahren einen erwachsenen Bruce Wayne terrorisieren wird? Ein zweiter Teil wurde sofort angekündigt, doch 2020 machte eine Pandemie allen Plänen einer zeitnahen Fortsetzung einen Strich durch die Rechnung. Phoenix nahm inzwischen andere, nicht so prägende Rollen, ein: Napoleon, oder Beau (Beau is Afraid), 2024 kehrte er endlich als Arthur Fleck zurück.