Im Weltraum hört dich keiner schreien. Je nach Zählung umfasst das Franchise 6 bzw. – wenn Alien vs Predator als Canon angesehen wird – 8 Filme. Nach einer etwas längeren Pause kehren die Xenomorphen zurück und haben wieder Alptraummaterial im Gepäck.
Story/Inhalt
Der Konzern Weyland-Yutani betreibt in der Lincoln-Minenkolonie ein System der Ausbeutung der Arbeiter. Die junge Rain hat ihre Quote von 12.000 Stunden geleistet und will mit ihrem Halbbruder eine Passage in ein freies System erstehen. Doch der Konzern erhöht einfach ihre Quote auf 24.000 Stunden und zerschlägt ihre Träume auf ein freies, schöneres Leben.
Darum lässt sie sich auf den Plan ihrer Freunde ein im Orbit der Kolonie ein Weyland-Yutani Schiff zu kapern um Kryoschlafkapseln zu stehlen. Das vermeintliche Schiff entpuppt sich allerdings als Raumstation, auf der der Konzern Forschung getrieben hat. Die Station droht in Kürze in den Asteroidenring des Planeten zu stürzen, sodass der Crew wenig Zeit bleibt, die Kapseln zu finden. Dabei müssen sie auch Treibstoff für die Kryo beschaffen und dringen dabei in die Forschungsabteilung ein. Ein großer Fehler, denn als die Proben ohne Kühlung aktiv werden, bricht der Alptraum in Form der Xenomorphen über die Plünderer herein. Können Sie entkommen bevor die Station in den Asteroidenring stürzt?
Die Geschichte beginnt mit der Bergung des Xenomorphen aus dem Wrack der Nostromo direkt im Anschluss von Alien, findet aber noch vor der Zerstörung von LV-426 in Aliens – Die Rückkehr statt. Eine neue, junge Crew aus einfachen Leuten – und einem Synthetischen – sollte noch weniger Chancen haben als eine Horde bewaffneter Marines. Doch sie schlagen sich eigentlich recht gut. Obwohl klar ist wohin die Reise geht, reißt der Spannungsfaden nie ab. Die Story ist ein Querschnitt durch die ganze Franchise und bringt einige der besten Dinge zurück – inklusive des klaustrophobischen Terrors in einem schlecht beleuchteten Raumschiff… Station. Eine solide 8 von 10 Punkten.
Schauspieler
Die Hauptrolle spielt Cailey Spaeny (Civil War), die als Rain nicht wie ihre Eltern in den Minen sterben will. Zusammen mit ihrem Halbbruder Andy, der ein Synthetischer ist, versucht sie der Hölle der Kolonie um jeden Preis zu entkommen. Andy wird von David Jonsson (Industry) gespielt. Als vom Konzern ausgemusterter Synthetischer, den Rains Vater wieder zusammengeschraubt und für seine Tochter programmiert hat, ist Andy der Schlüssel für den Einbruch in die Anlage, da er die Systeme überbrücken soll.
Weiter Mitglieder der Plünderer sind Tyler, gespielt von Archie Renaux (Morbius, Voyagers), die Pilotin Navarro, gespielt von Aileen Wu, dem Pärchen Bjorn und Kay, gespielt von Spike Fearn (The Batman) und Isabela Merced (Transformers 5, Dora und die Goldene Stadt).
Der 2020 verstorbene Ian Holm, der den Synthetischen in Alien spielte, bevor die Rolle durch Bishop (Lance Henriksen) ersetzt wurde, kehrt mittels CGI zurück. Ein passender Tribut, der neben der Rolle des Ash im ersten Alien auch Bilbo Beutlin in der „Herr der Ringe“-Trilogie prägte.
Der mehrheitlich eher unerfahrene Cast liefert eine ausgezeichnete Leistung. Ihre Angst ist entweder perfekt gespielt oder der Tatsache geschuldet, dass Regisseur Fede Alvarez seinen Cast oft in der Situation aussetzte. Eine gute Leistung mit einem Tribut an Ian Holm, der 7 von 10 Punkten bringt.
Regie
Fede Alvarez lieferte mit „Don´t Breathe“ im Jahr 2016 einen überraschenden Hit, der auf die Neuauflage von „Evil Dead“ 2013 folgte. Auch die Fortsetzung der amerikanischen Variante des zweiten Teils der Millennium-Trilogie „Verschwörung“ wurde unter seiner Führung umgesetzt (wobei der Abschluss wohl nie gedreht wird). Obwohl die Vita von Alvarez recht kurz ist, waren seine Filme mehrheitlich bei den Zuschauern gut aufgenommen worden, erfüllten aber bei Verschwörung schlicht die hohen Erwartungen bei der Boxoffice nicht.
Bei Alien: Romulus fällt besonders auf, dass Alvarez die Arbeiten seiner Vorgänger anscheinend genau durchgesehen hat und das Beste aus allen Teilen herausgepickt hat. So kehren neben den klassischen Facehugger, Chestbreaker und Xenomorphen auch eine neue Variante eines genmanipulierten Xenomorph auf, der vom Design zwar klar an „Alien 4“ erinnert und doch auch neu ist. Die Story ist ausgewogen zwischen Action, Dialog und Charakterentwicklung. Eine gute Arbeit, die 8 von 10 Punkten einbringt.
Nachbearbeitung
Da der Film zwischen den ersten beiden Filmen spielt, sticht gleich das Design der Computer und Anlagen ins Auge. Man ist sofort zurückversetzt in die Welt von Alien, mit den riesigen Computern, den knobeligen Tastaturen und den riesigen Bildschirmen mit schlechter Bildauflösung und der markanten Schrift auf schwarzem Hintergrund. Jedes heutige Handy hat die mehrfache Rechenleistung der gesamten Bordsysteme der NASA damals. Und irgendwie bleibt auch das Gefühl, wenn man die Computer hier sieht. Die riesige KI „Mutter“ wird hier nicht gezeigt, nimmt aber wohl den Großteil der Station ein (man erinnere sich an den riesigen Raum auf der Nostromo in Alien).
Bei der Bewaffnung kehrt das klassische Gewehr der Marines aus Aliens zurück, dieses Mal mit einem Zielhilfesystem und nur 400 Schuss. Da braucht es wohl ein paar Asse im Ärmel um die Säure blutenden Xenomorphen auf Distanz zu halten. Neben der Zielhilfe gibt es auch einen Wärmescanner, der einen Ausbruch bei Navarro (bereits im Trailer zu sehen) gut ankündigt.
Weyland-Yutani hat wohl in allen Filmen nichts dazu gelernt. Zwischen der Bergung aus dem Wrack der Nostromo und dem Kontrollverlust auf der Station vergehen nur 180 Tage. Und die Wissenschaftler, die direkt nach der Ankunft des Artefakts verdächtig aufgereiht wie die Forscher der Umbrella-Corporation in Resident Evil ihr neues Spielzeug begutachten, lässt auch ohne Vorkenntnisse Übles erwarten. Die neue Variante des Xenomorph, den Rain und ihre Crew abwehren müssen, ist eine einfachere Version der Version, die in Alien 4 aus Ripley gezüchtet wird. Dadurch ist sie aber kein bisschen weniger furchteinflößend – gut, man will keinem Xenomorphen im Dunklen begegnen, doch diese Variante für sich ist Stoff für Albträume.
Retrocharme und neuer Input sind gut kombiniert und geben der Geschichte und dem Cast den letzten Kick. 8 von 10 Punkten.
Musik
Neben den Themes von Alien, Aliens und Alien: Prometheus verirrt sich nur noch Wagners Rheingold in den Film. Im Weltraum hört dich keiner schreien, und der Radioempfang ist wohl auch schlecht. Doch vor allem die Arbeiten von Jerry Goldsmith und James Horner gehen ins Ohr, beziehungsweise geben sofort Gänsehaut und triggern die Erinnerungen an Alien und Aliens. 9 von 10 Punkten, mit etwas Retrocharme.
Filmkritk
Fazit
Alien: Romulus weckt die Panik, die Alien auslöste, kombiniert mit angemessener Action wie aus Aliens, und nimmt aus dem gesamten Franchise die besten Dinge heraus um einen komplett eigenständig funktionierenden Neuanfang zu schaffen. „Alien: Prometheus“ machte den Fehler für die Fortsetzung die Hauptdarstellerin Offscreen sterben zu lassen, hoffen wir mal, dass dieser Fehler nicht wiederholt wird. Denn genau wie bei Alien gilt: hört darauf, was die schlaue Frau sagt, und traut nicht Weyland-Yutani. Hier fehlt halt die Katze, die Ripley damals noch einen Bonus einbrachte. Dieser Film hat sich seine 8 von 10 Punkten verdient und gibt die Hoffnung, dass die Xenomorphen uns vielleicht bald wieder durch Korridore hetzen. Dabei wollen die Facehugger doch nur eine Umarmung und ein Küsschen… und spucken Säure, wenn man nicht mitmacht.