Der Werwolf ist nicht nur eines der drei klassischen Monster von Universal, sondern auch eines der ältesten Wesen der Folklore. Der Mensch, der unbemerkt neben den anderen Bürgern lebt, bei Vollmond aber zur rasenden Bestie wird, geht bis ins tiefste Mittelalter zurück, erhielt mit der Bestie der Gévaudan im 18. Jahrhundert eine Auffrischung (verfilmt als Pakt der Wölfe) und schuf die Basis für Lon Chaney jr.‘s Rolle als Wolfmensch im Jahr 1941. 2010 wurde von Universal Studios ein Versuch unternommen dem Genre neues Leben einzuhauchen. Mittelfristig wurde daraus der Universal Dark Universe, das mit dem Flop „Die Mumie“ von 2017 aber ein kurzes Leben hatte.
Story/Inhalt
Lawrence Talbot kehrt nach dem Tod seines Bruders auf das ländliche Anwesen zurück. Entfremdet von seinem Vater, der ihn nach dem Selbstmord der Mutter in eine Anstalt einweisen ließ, will Lawrence nur schnell die Geschäfte seines Bruders beenden und dann mit seiner Schauspieltruppe nach Amerika gehen.
Die Einheimischen haben nach dem Tod von Ben Talbot schnell die Schuldigen identifiziert: die Zigeuner, die nahe der Sümpfe lagern, müssen schuld sein. Doch als sie dort „für Ordnung sorgen“ wollen, greift die Bestie erneut an, tötet viele Männer und Lawrence wird verletzt. Einen Monat darbt er an seinen Verletzungen, um dann zu erfahren, dass der Fluch des Monsters auf ihn übergegangen ist. Nach einer Gewaltorgie bei Nacht wird er verhaftet und nach London in eine Anstalt gebracht. Doch ein Inspektor von Scotland Yard glaubt nicht, dass das Problem damit gelöst ist. Er soll recht behalten, denn beim nächsten Vollmond beginnt die Verwandlung von Neuem – und London erzittert vor dem Heulen des Wolfs.
Die Handlung des Originalfilms der 1930er wird zeitgemäß erweitert und angepasst, wird trotzdem bestmöglich beibehalten. Für die Kinoversion mussten aber einige Szenen entschärft werden, was den Extended Director‘s Cut umso sehenswerter macht. 8 von 10 Punkten
Schauspieler
Benicio del Toro (Sicario 1+2) übernimmt die Hauptrolle Lawrence Talbot. Er überzeugt sowohl als der entfremdete Sohn als auch das Monster, mit dem er in sich hadert. In die Rolle seines Vaters schlüpft Antony Hopkins (Das Schweigen der Lämmer, Dracula). Ergänzt werden sie durch Emily Blunt (Edge of Tomorrow, Jungle Cruise), die die Verlobte von Ben Talbot spielt. Als Ermittler von Scotland Yard rundet Hugo Weaving (Matrix, Herr der Ringe) den Cast ab.
Max von Sydow spielt den alten Mann, der Lawrence den Stock mit dem Wolfskopf überreicht. Ein Cameo, der nur im Director‘s Cut enthalten ist. Geraldine Chaplin bekommt mehr Bildschirmzeit als Anführerin der Zigeuner.
Der Cast hebt den Film auf die nächste Stufe und verdient ebenfalls 8 von 10 Punkten.
Regie
Joe Johnston drehte unter anderem „Jäger des verlorenen Schatzes“, „Jurassic Park III“ oder „Captain America: The First Avenger“. Seine Benennung für den Piloten für Universals Dark Universe – damals noch nicht als solches betitelt – war eigentlich eine klare Nummer. Doch seinem Widerstand zum Trotz wurde die Kinoversion geschnitten, was zu den mäßigen Kritiken führte. Es war sicht- und spürbar, dass dem Film etwas fehlte. Die Zuschauer waren ebenso unzufrieden. Die Verbindung zu dem 2011 erschienenen Film „From Hell“ rund um Jack the Ripper, und der angedeutete Handlungsbogen zu den anderen Universal-Monstern, waren dann zu viel des Guten. Joe Johnston war von der Kinofassung ebenso enttäuscht wie alle anderen. Sein Extended Director‘s Cut macht vieles wieder gut und ist darum 8 von 10 Punkten wert.
Nachbearbeitung
Der Großteil des Originals von 1941 wurde beinbehalten. Von der Übergabe des Spazierstock aus Silber mit dem Wolfskopf (nur im Director‘s Cut), der Jagd durch die Sümpfe, und der Weitergabe des Fluchs. Ergänzt wurde die Geschichte mit dem Ermittler von Scotland Yard, und dem Ausflug nach London. Die Jagd über die Dächer erinnert an Van Helsing, der auch die Monster zusammenbrachte.
Heute würde wohl die Tatsache, dass die Zigeuner so betitelt werden, und als Schuldige des Fluchs ausgemacht werden, zu Protesten vor den Kinos führen. Dabei fiel in der Version von 1941 dieses Wort mindestens hundert Mal. 2010 störte sich kaum jemand daran. Die Ermittlungsmethoden von Scotland Yard und die Behandlungsmethoden in der Anstalt entsprechen der Zeit des späten 19. und führen 20. Jahrhunderts. Archaisch und barbarisch waren Eisbäder und Beruhigungsmittel die üblichen Methoden der Zeit.
Die Verwandlung in den Wolf orientierte sich mit gebührendem Respekt an der Verwandlung aus „An American Werwolf in London“ aus dem Jahre 1981. Mit der Technik von 2010 ließ es sich flüssiger darstellen und zollt der Arbeit von damals Tribut. 6 von 10 Punkten für die Kinofassung, 8 von 10 für den Extended Director‘s Cut.
Musik
Die Musik kommt hier leider zu kurz. Es können keine Punkte vergeben werden.
Filmkritk
Fazit
Wolfman litt unter dem Schnitt und konnte darum sein geschätztes Budget nicht einspielen. Es liegt aber weder an der Story, dem Cast oder der Regie. Er ebnete den Film für das Universal Dark Universe, das mit „Die Mumie“ aber gleich auf die Nase fiel. Nachfolgeprojekte wurden gleich eingestellt oder direkt auf Streaming geschickt (Der Unsichtbare). Beide Filme – Wolfman und Der Unsichtbare – haben das nicht verdient.