Liam Neeson im Überlebenskampf in der lebensfeindlichen Arktis mit einer langen Strecke in die Zivilisation vor sich, und einem Rudel blutrünstiger Wölfe hinter sich. 2011 genügte das, um uns fast zwei Stunden auf den Sitzen zu halten.
Story/Inhalt
Nach dem Tod seiner Frau arbeitet der Jäger Ottway in einem Ölfördercamp in Alaska als Sicherheitsmann gegen Wölfe. Eigentlich will er sein Leben beenden, entscheidet sich dann um und besteigt die Maschine, die beim Schichtwechsel die Arbeiter nach Hause bringen soll. In einem Sturm stürzt das Flugzeug ab und Ottway und die wenigen Überlebenden stehen vor der Wahl, zu erfrieren oder zu versuchen, sich in die Zivilisation durchzuschlagen. Denn die Firma wird keinen Dollar bemühen, um nach den Arbeitern zu suchen, das wissen alle Überlebenden. Ohne ausreichende Ausrüstung und Vorräte, schon bald von Wölfen belagert, gibt es nur einen Weg: überleben um jeden Preis.
Action mit geringen Mitteln, die aber fesselt. Ein glücklicher Zufall für die anderen, dass ausgerechnet der Experte für Wölfe, auch überlebt. Und doch genügt der kleinste Fehler oder ein kleines Zeichen von Schwäche oder Müdigkeit, um festzustellen, dass der Mensch nicht überall der „Prime Predator“ ist.
Schauspieler
Liam Neeson hatte zu dieser Zeit die Hochphase seines zweiten Karrierefrühlings. Neben Actionfilmen wie „Taken“, „72 Hours“ oder „Unknown Identity“ spielte er in dem Zeitraum auch Zeus in „Kampf der Titanen“, synchronisierte den Löwen Aslan in „Die Chroniken von Narnia“, war der Mentor von Batman in der „Dark Knight“-Trilogie, oder kehrte in seine Rolle als Jedi-Ritter für die Serie „Clone Wars“ zurück. Auf jeden Fall war fast jeder Film, der es in die Kinos schaffte, ein Erfolg. Mittlerweile muss sich Neeson mit Blu-ray- und Direct-To-Stream begnügen. Er ist langsam in die Jahre gekommen, die Ergebnisse von „Marlowe“, „Saints & Sinners“ oder „Retribution“ blieben hinter den Erwartungen zurück, wobei es nur letzterer noch in die Kinos schaffte.
Die anderen Überlebenden sind unter anderem Dermot Mulroney (Chicago Fire), Frank Grillo (Boss Level, Homefront, Zero Dark Thirty), Dallas Roberts (Todeszug nach Yuma, Walk the Line) und Joe Anderson (Abattoir, Hangman). Mann für Mann gehen sie Ottway verloren, doch anzuhalten würde bedeuten, alle aufzugeben. Die Natur ist unerbittlich.
Regie
Joe Carnahan wurde mit „Smokin‘ Aces“ bekannt, zeichnete sich auch für den mäßigen Film über das „A-Team“ verantwortlich (dort arbeitete er schon mit Liam Neeson zusammen), und setzte später noch Marken in der Serie „The Blacklist“ oder mit Drehbüchern (unter anderem „Bad Boys 4Life“). 2020 folgte noch Boss Level und 2021 „Cop Shop“. Seither ist es allerdings etwas still geworden.
Hier bannt er die rohe Gewalt der Natur und die Bedrohung durch die hungrigen Wölfe gekonnt auf die Leinwand. Der Absturz wird kurz und kostensparend abgefrühstückt, dann beginnt der Überlebenskampf der Arbeiter. Sie sind vielleicht das harte Leben am Polarkreis und harte Arbeit gewohnt, doch ohne Wärme und Vorräte ist es hier ein anderes Kaliber.
Nachbearbeitung
Du kannst einen Schneesturm beschießen und anschreien, aber er wird dich trotzdem verschlingen. Du kannst einen Omega-Wolf erschlagen, trotzdem werden dich der Alphawolf und seine Betas weiter jagen, bis sie dich haben oder alle Wölfe tot sind. Soweit das Licht reicht, bist du augenblicklich sicher, doch direkt im Schatten lauert der Tod, geduldig und hungrig.
Die bloße Präsenz, beziehungsweise das Wissen, dass sie da sind, genügt, um die Spannung hochzuhalten. Die Wölfe sieht man nur selten, und wenn doch schlagen sie schnell und gnadenlos zu. Man vergisst in der Zivilisation zu leicht, dass richtige Wölfe keine kuscheligen Hunde sind, sondern effiziente Jäger, die keine Mahlzeit verschmähen. Am Polarkreis ist der Kalorienbedarf bedeutend höher, und ein gut genährter Mensch ist eine perfekte Proteinquelle.
Musik
Zwei Songs sind zu wenig, um eine Wertung abzugeben, und sonst hat die Natur nur Stille und das Geheule der Wölfe zu bieten. Doch wie sagt Dracula: „Listen to them, children of the night, what beautiful music they make“. So spricht nur, wer nicht auf der Speisekarte steht.
Filmkritk
Fazit
Neben Bären sind Wölfe die zweitbeliebteste Bedrohung in Filmen, die in Nationalparks, der Arktis oder in der Wildnis spielen. Dieser Film zeigt, dass die einfache Formel gut funktioniert. Warum sind die schlechten Umsetzungen, die den Großteil des Angebots ausmachen, dann so schlecht? Wohl weil eine gute Story und Umsetzung fehlt. Noch ein Gedankenspiel zu Schluss, da die Qualität der Filme in dem letzten Jahre im freien Fall zu sein scheint: ein Film, der beginnt, dass ein Jäger einen jungen Wolf betäubt und dann mit dem Wolf (aus „Gründen“) nach Hause zurückkehrt. Kurz darauf taucht ein Wolfsrudel auf, dass dann die Hütte belagert. Der Alpha des Rudels ist Liam Neeson. Und trotz der Jahre in der Wildnis hat der Alpha nun eine Botschaft für den Jäger: „Ich weiß nicht, wer du bist, ich weiß nicht, was du willst. Ich will nur mein Kind zurück.“ Arbeitstitel: „The Grey II – Taken IV“ – seid ehrlich: ihr würdet euch das ansehen wollen, oder?