Kann es funktionieren, dass die Macher hinter „God’s Not Dead“ einen Thriller über einen Serienmörder machen? Die Antwort liefert Nefarious.
Story/Inhalt
Nach dem Selbstmord des zuständigen Psychiaters wird Doktor James Martin beauftragt das Gutachten zu bestätigen, dass der zum Tode verurteilter Serienmörder Brady zurechnungsfähig ist. Martin geht einigem Widerwillen an die Arbeit, weil er die üblichen Versuche erwartet durch das Vortäuschen von Wahnsinn der Vollstreckung der Todesstrafe zu entgehen. Doch das Gespräch nimmt schnell eine unangenehme Wendung als der Straftäter keinen Versuch unternimmt der Strafe zu entgehen. Viel mehr übernimmt er im Gespräch bald die Führung und droht dem Psychiater damit, dass er noch heute drei Morde begehen würde. Dabei verfügt er über Details aus Martins Leben, die nur durch göttliche (oder dämonische) Intervention zur Kenntnis des Serienmörders gekommen sein kann. Martin beginnt zu zweifeln – aber nicht an der Richtigkeit des Urteils, sondern an seinem geistigen Zustand.
Ein mehrheitlich dialoggeführter Zweikampf zwischen Gut und Böse, wobei die Positionen nicht eindeutig festgelegt sind. Psychothriller, dämonische Besessenheit und die Frage der Rechtmäßigkeit der Todesstrafe – darum aber auch nicht Fisch und nicht Fleisch. 5 von 10 Punkten.
Schauspieler
Die Rolle des Serienmörders spielt Sean Patrick Flanery. Seine ersten Gehversuche unternahm er Anfang der 1990er als junger Indiana Jones, später folgten Filme wie „Der blutige Pfad Gottes“ und Serienauftritte, unter anderem in „Dead Zone“. Mehrheitlich dient er als (namentliches) Zugpferd für Straight-to-Disc Produktionen. In der Rolle des Nefarious zeigt Flanery allerdings, dass in ihm wohl Talent schlummert. Doch die Liste der Produktionen mit schlechten bis unterirdischen Wertungen schreckt wohl viele ab, ihn zu casten.
Die Rolle von Doktor Martin spielt Jordan Belfi, bekannt aus „Greys Anatomy“ oder „Entourage“. Im Zusammenspiel mit Flanery ist er bestimmt der schwächere Charakter, doch gemeinsam liefern sie eine solide Leistung im Kampf um das Schicksal der Person Brady.
In Nebenrollen sind Tom Ohmer (Monk, Criminal Minds), Politik- und Nachrichtensprecher Glenn Beck und Daniel Martin Berkey zu sehen. Die Hauptarbeit leisten Flanery und Belfi, die mit ihrem Talent glänzen und gut harmonieren. Doch Schwächen der Geschichte und der Regie können sie nicht ausgleichen, darum 6 von 10 Punkten.
Regie
Die Regie übernehmen zwei Veteranen der christlichen Filmproduktionen: Chuck Konzelman und Cary Solomon. Mit ihren Arbeiten versuchen sie die christliche Botschaft zu verbreiten, deshalb war es etwas überraschend einen Thriller und dämonische Besessenheit auf ihrer Feder umgesetzt zu finden. Natürlich spielt der christliche Glaube eine wichtige Rolle im Film: Doktor Martin als Atheist, konfrontiert mit einer Besessenheit (weit abseits der Klischees fernab der sonstigen Produktionen, die sich diesem Thema bedienen) sieht zuerst seinen Glauben (an nichts) in Frage gestellt und findet schließlich den Weg zu einzig wahren Gott. Hoffentlich ist das nicht nur mir etwas unangenehm aufgestoßen – sicher nicht so brachial mit dem Holzhammer eingeprügelt wie beim „God‘s Not Dead“-Franchise (mittlerweile vier Einträge!), und doch wenig subtil.
Dazu kommen die unnötig oft verwendeten Wechsel der Perspektive bei etwas, das quasi ein Kammerspiel, gebaut auf Dialog, sein könnte. Drehbuch und Regie von einem eingespielten Team, und dann ein handwerklich mäßiges Ergebnis. 3 von 10 Punkten sind da fast schon des Lobes zu viel.
Nachbearbeitung
Handwerklich sind es für mich zu viele Perspektivwechsel, gepaart mit der Art, wie die göttliche Nachricht überbracht werden soll. Und ich kann mir nur schwer vorstellen wie bei einem physischen Release da Bonusmaterial noch den großen Wurf ergeben sollte. Von sonstigen Patzern, etwa einer geladenen Waffe im Zuschauerraum der Hinrichtung, will ich gar nicht erst anfangen.
Es wäre die Möglichkeit gegeben gewesen die Todesstrafe und deren Sinnhaftigkeit zu hinterfragen. Aber an diesem Thema will sich auch dieses Drehbuch/Regie-Duo nicht die Finger verbrennen – abgesehen davon glauben ja viele der Christen im Bible-Belt an die Alttestamentarische Philosophie vom „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Darum gleiches Recht wie bei der Regie mit 3 von 10 Punkten.
Musik
Irgendwie hätte ich erwartet, dass im Stile von Omen, Exorzist oder vergleichbarem mit Chorälen, Kirchenlieder oder zumindest einer Orgel dann und wann aufgespielt wird. Doch Fehlanzeige, darum keine Punkte für die Musik. Da ist der Teufel aber enttäuscht… oder froh?
Filmkritk
Fazit
Statt der Frage nachzugehen ob die Todesstrafe angebracht ist, verkommt Demoniac/Nefarious zu einem Dialog zwischen „Dem da Unten“ und einem Atheisten, der letzteren auf den (einzig) richtigen Weg zurückbringt. SPOILER: nur um ihn zukünftig zu quälen.rnrnEs gibt bestimmt einen Markt für diese Art von Film (immerhin fußt ein gesamter Studiokomplex des Filmboard of Georgia darauf). Doch hier ist wohl die Qual den Film bis zum Ende durchzustehen. Ich zumindest musste mich zum Ende durchquälen. Das ist wohl die wahre Folter… Flanery in „Der blutige Pfad Gottes“ ist halt schon 25 Jahre her. Flanery meinte zwar in der Promo-Tour, das sei einer der drei Filme, auf die er am meisten stolz sein – doch ob er das wirklich so meint, wissen nur er… und der Teufel. Da wir vom Teufel sprechen: auf halbem Weg zur 666 erreicht Demoniac nur 4,25 von 10 Punkten. In der Hölle gibt es bestimmt einen speziellen Ort für Fans solcher Filme.