Es war der wahrscheinlich größte Film des Jahres 2018. Als mit „Iron Man“ im Jahr 2008 das Marvel Cinematic Universe (MCU) begann, konnte man sich noch nicht vorstellen, wie dieses doch an Fans gewinnen würde. Zehn Jahre später kommt es nun zu dem großen Konflikt, auf den bereits seit dem ersten „Marvel’s The Avengers“ hingearbeitet wurde. Thanos tritt endlich an vorderste Stelle und kollidiert direkt mit Marvels größten Superhelden. Ob all das in seiner gesamten Epik so auch auf der Leinwand gut ankommt, erfährst Du jetzt in unserer Kritik.
Schauspieler – Neue Spielkameraden
Man kann auf jeden Fall sagen, dass alle Schauspieler eine tolle Leistung abgegeben haben. Jeder der Darsteller ist deutlich engagiert dabei seine Figur und vor allem diesen Film zum Leben zu erwecken. Durch die große Bandbreite an Charakteren ergeben sich viele neue Kombinationen. Besonders hervorzuheben sind die Leistungen von zwei Cast-Mitgliedern: Zum einen wäre da Josh Brolin als weltbedrohender Bösewicht Thanos. In vielerlei Hinsicht ist der Film seine Geschichte, was Brolin sich zu nutze macht und einen fantastischen Job liefert. Der Fiesling ist hier nicht nur furchterregend, grausam und bedrohlich, sondern auch ehrenhaft, würdevoll und erstaunlich emotional. Ohne eine Performance wie die von Brolin hätte der Charakter leicht zur kosmischen Witzfigur verkommen können, doch eben das passiert glücklicherweise nicht. Eine weitere herausragende Darstellung gibt Zoe Zaldana als Thanos Stieftochter Gamora, die ihn zutiefst hasst. Genau diese Beziehung wird auf tolle Weise realisiert und aufgearbeitet. Was die eigentlichen Avengers angeht, so soll nur erwähnt sein, dass Thor einen der besten Auftritte in der Filmreihe absolviert. Einziger Minuspunkt: Durch den immens großen Cast können viele Schauspieler nicht ins Rampenlicht treten und damit ihren Charakter nicht vollständig zum Ausdruck bringen. Einige wirken deshalb nicht ganz rund.
Story – Schwachpunkt?
Das MCU ist nicht gerade für die tiefgründigsten Geschichten bekannt, daher war es im Voraus durchaus anzuzweifeln, wie das Zusammenführen dieser vielen Helden und des großen Bösewichts gelingen könnte. Nun, es darf mit Fug und Recht behauptet werden, dass die Drehbuchautoren Christopher Markus, Stephen McFeely eine gute Arbeit geleistet haben. Der stärkste Aspekt der Handlung ist, dass sie sich im Grunde genommen vor allem auf unseren Antagonisten, nämlich Thanos, konzentriert. Dieser erhält von dem Skript mehr Tiefe und Komplexität als 90% der bösen Buben von Marvel zusammen. Er bietet einerseits jemanden, vor dem man Angst hat und den man hasst, doch andererseits jemanden, den man auf seine ganz spezielle Art und Weise unheimlich respektiert. Die Zusammenführung unserer Protagonisten kann sich ebenfalls sehen lassen. Das meiste davon wirkt zumindest kohärent innerhalb des MCU. Gleichzeitig vergessen die Autoren jedoch nicht, dass der Film keine Stand Up Show sein soll. Im Gegensatz zu „Thor 3 – Tag der Entscheidung“ werden in „Avengers 3: Infinity War“ Momente der Trauer, der Wut und der Verzweiflung nicht von den eigenen Figuren auf die Schippe genommen. Solche Szenen dürfen sich in dem Film frei entfalten, um den Zuschauern Tränen in die Augen zu treiben.
Was also sind die Schwachpunkte dieses Drehbuchs? Nun, einerseits wäre da die Motivation von Thanos, welche natürlich hier nicht gespoilert wird. Kurz gesagt, sie fühlt sich, obwohl der Charakter wirklich gut geschrieben wurde, dürftig an. Dazu kommen dann noch einige Entscheidungen der Figuren, die teilweise durchaus für leichtes Stirnrunzeln sorgen dürften. Diese Logiklücken, wenn man so will, reißen den Zuschauer zwar nicht unbedingt aus dem Film heraus, doch sie häufen sich merkbar an und hätten durchaus umgangen werden können. Zu guter Letzt sind es auch einfach zu viele Akteure, die hier im Spiel sind, um sich allen zu vollster Zufriedenheit widmen zu können. Gute Arbeit wurde auf jeden Fall bei dem Drehbuch geleistet, aber es gibt noch Verbesserungspotential.
Regie – Herkulesaufgabe
Anthony und Joe Russo sitzen zwar nicht zum ersten mal bei einer Marvel Produktion hinter der Kamera – sie haben bereits bei den erfolgreichen „The Return of the First Avenger“ und „The First Avenger: Civil War“ Regie geführt – doch bei diesem Projekt mussten sie wirklich aus allen Zylindern feuern, um das Publikum an Fans überzeugen zu können. Genau das haben sie auch geschafft. „Avengers 3: Infinity War“ hat einen von der ersten Szene an im Griff und lässt diesen nur selten locker werden. Oftmals wird der Griff sogar durch die ständige, fantastische Action noch erdrückender. Die Quantität und Qualität von Actionszenen, mit der dieser Film aufwartet, ist zum Teil unglaublich. Man stelle sich den Flughafen-Kampf bei „The First Avenger: Civil War“ vor, nur über den ganzen Film verteilt. Oftmals kann die beeindruckende Choreographie glänzen, die nur in ganz wenigen Fällen von zu schnellen Schnitten gestört wird. Doch selbst dann fühlt sich die Action noch organisch an, von den ganzen Special Effects mal abgesehen. Alleine wie diese Sequenzen mit den verschiedenen Helden, die alle verschiedene Kräfte und Taktiken besitzen, geplant werden mussten, lässt einem Kopfweh bereiten.
Dennoch wissen die Russos sehr genau, wann der Zuschauer auch mal wieder eine Verschnaufpause braucht. Selbst diese Zeit wird genutzt, um der Handlung oder der Dramatik zu dienen. Wo wir von Dramatik sprechen, die Bildsprache des Films funktioniert in eben diesen Momenten am besten. Letztendlich fühlt sich jeder Schlag, den unsere Helden erleiden so an, als hätten wir ihn selbst im Gesicht abgekriegt. Ganz großes Kino von ganz großen Regisseuren.
Filmmusik – dienlich
Die Filmmusik ist kaum bemerkbar, könnte man sagen. Das ist in diesem Fall gar nicht mal etwas negatives. Der Score bietet die imposante Titelmelodie der Avengers immer zum richtigen Zeitpunkt, um auch dem letzten Marvel-Fan das Lächeln ins Gesicht zu treiben und greift ansonsten auf emotionalere Musik, voller Streichinstrumente zurück, wenn es innerhalb der Handlung gefragt ist. Der Score von „Avengers 3: Infinity War“ dient dazu, den Film voll und ganz zu unterstützen. Das heißt nicht unbedingt, dass man ihn sich deswegen herunterladen würde. Für den Film funktioniert er aber gut.
Nachbearbeitung – Ein Fest für die Augen
Ja, es ist einfach schlichtweg unglaublich, was mit der heutigen Technik im Kino alles möglich ist. Es gab ganz genau einen kurzen Moment, in dem einer der Effekte nicht real aussah. Bei einem Film mit gefühlten zehntausenden von Effekten darf man das auch mal loben. Nicht nur sieht Josh Brolin als großes lila Alien komplett glaubwürdig aus, alle Effekte sind so ziemlich makellos. Die schiere Menge an ihnen mal außen vorgelassen: In diesem Teil der Reihe gibt es was Nachbearbeitung angeht absolut nichts zu meckern. Nicht was die Effekte angeht, die einem zwischendurch die Kinnlade runterklappen lassen, nicht was den Schnitt angeht – der eine extrem gute Balance erreicht – und auch nicht, was das komplett vereinnahmende Sound-Design betrifft. 1++ mit Sternchen, setzen!
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Filmkritk
Fazit - einmalig
Jeder sollte diesen Film sehen. Nicht weil er weltverändernd ist, nicht weil er abgrundtief intelligent wäre, sondern einfach weil es solche Filme einmal alle paar Jahre gibt: Einen richtigen Epos kann man nicht oft so erleben. Trotz aller Fehler, die Marvel in dieser Filmreihe gemacht hat, schafft es „Avengers 3: Infinity War“ einfach, ein einmaliges Gefühl hervorzurufen. Absolute Empfehlung für einen Kinobesuch!
Fazit
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Story
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Regie
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Filmmusik
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Nachbearbeitung