Eine Doppelvorstellung aus einem Kino-Genre, das dafür bekannt war, viele Filme eher schlechter Qualität am Fließband zu produzieren. Technisch unausgereift und so billig wie möglich hergestellt, dominierten sie das Autokino. Auch wenn es einige Perlen gibt und es für manchen Schauspieler ein Sprungbrett nach oben war, ist und bleibt Grindhouse Kino Trash. Heute beansprucht (und dominiert) das Studio Asylum diesen Markt. Dieser Beitrag hat damit aber nichts zu tun, denn Grindhouse wurde von zwei Regie-Größen – Quentin Tarantino und Robert Rodriguez – inszeniert, und bescherte und nicht nur Machete, sondern zuletzt auch Thanksgiving.
Story/Inhalt
Grindhouse in seiner Gesamtform setzt sich auf 2 Hauptfilmen sowie einigen (Fake)-Trailern zusammen. Je nach Erscheinungsjahr ist der Filmtrailer „Hobo with a Shotgun“ noch enthalten oder gestrichen, Machete folgte kurz nach Grindhouse in den Kinos. Eli Roth legte erst 15 Jahre später „Thanksgiving“ nach, sodass nur noch Rob Zombies und Edgar Wrights Beitrag ausstehen.
Der erste Hauptfilm ist ein Zombie-Film mit dem klangvollen Titel Planet Terror. Ein fehlgeschlagener Waffendeal zwischen Waffenschiebern und Militärs setzt ein Giftgas frei, dass Menschen zu Untoten macht. Eine Gruppe, besteht aus einer Stripperin, einem ehemaligen Soldaten, einem Koch und einer Ärztin sowie einigen austauschbaren Mitbürgern versucht den Ausbruch zu überleben.
Im zweiten Film „Death Proof“ geht Stuntman Mike auf die Jagd nach schönen Mädchen, die er dann mit seinem für Filmstunts modifizierten Auto zu tödlichen Crashs zwingt. Eines Tages wählt er aber die falschen Opfer aus. Eine neuseeländische Stuntfrau mit einigen Kolleginnen an einem drehfreien Tag leisten Widerstand und liefern Stuntman Mike eine spritzige Verfolgungsjagd.
Trashige Drehbücher, die aber absolut dem Genre entsprechen, gepaart mit einigen bekannten Gesichtern. Entweder man liebt oder man hasst es. 7 von 10 Punkten, wobei Death Proof sicher besser zu bewerten ist.
Schauspieler
Rose McGowan tritt in beiden Filmen auf. Als Stripperin Cherry hat sie die Hauptrolle in Planet Terror, tritt aber auch als eines der Mädchen in Death Proof auf. Bekannt aus ihrer Rolle in der Serie Charmed waren viele ihrer Fans enttäuscht, dass sie in solchen Filmen auftritt. Leider ist Grindhouse auch quasi der Höhepunkt ihrer Karriere.
Kurt Russell (The Hateful 8) als Stuntman Mike ist der Veteran der Schauspieler in diesem Projekt, und überzeugt absolut in Death Proof. Einige Szenen erinnern an seine große Zeit als Snake Pliskin (Die Klapperschlange) oder MacReady (Das Ding aus einer anderen Welt). Schnörkellos spielt er seinen Part, schrullig und doch irgendwie einschüchternd – nicht der Typ, den man in einer hellen Gasse treffen will, erst recht nicht bei einem nächtlichen Frontalcrash.
Stuntfrau Zoë Bell durfte nachdem sie in Kill Bill die Braut gedoubelt hat, in Death Proof vor die Kamera. Angefangen als Stunt-Double von Lucy Lawless in Xena arbeitete sich Zoë Bell nach oben und gehört als Stuntfrau bei Tarantino-Produktionen quasi zum Inventar. Aber auch in Actionfilmen wie Gamer (mit Gerard Butler), Hansel und Gretel: Hexenjäger oder Horrorfilmen wie James Wans Malignant steht sie überzeugend vor der Kamera.
In Death Proof wird der Cast noch von Rosario Dawson (Geistervilla), Vanessa Ferlito und Sydney Tamiia Poitier ergänzt, für Planet Terror finden sich noch Josh Brolin (MCU: Thanos, und Cable aus Deadpool 2), Michael Biehn, Bruce Willis und Fergie (Black Eyed Peas) ein. Natürlich ließ es sich Quentin Tarantino nicht nehmen in beiden Filmen Rollen als Soldat beziehungsweise Barkeeper einzunehmen.
Auch wenn die Filme trashig sind, liefern alle durchwegs solide Leistungen ab. Darum 8 von 10 Punkten.
Regie
Robert Rodriguez schaffte den Durchbruch mit „El Mariachi“, der später mit mehr Budget neu aufgelegt wurde unter dem Titel „Desperado“. Auch „From Dusk Till Dawn“ und „The Faculty“ gehören zu Genreperlen. Dazu kommt – seinen anderen Arbeiten komplett entgegenwirkend – das Filmeuniversum Spy Kids sowie die Umsetzung der Comic-Serie Sin City. Vor Planet Terror ist der Trailer zu Machete zu sehen, dem ersten Nachfolgeprojekt aus Grindhouse.
Der Zombiefilm Planet Terror wird allgemein als der schwächere der beiden angesehen. Das liegt aber eher am Cast, dem eine Größe im Format von Kurt Russell fehlt. Der Film ist zwar gut gemacht und entspricht absolut dem Grindhouse-Genre, doch wird er den Erwartungen nicht ganz gerecht.
Quentin Tarantino ist entweder Liebling oder Hassobjekt. Manche werfen ihm hohle, endlose Gewaltorgien, gespickt mit endlosen hohlen Dialogsequenzen vor. Andere lieben genau das, und die Tatsache, dass Tarantino ein absoluter Filmnerd ist, der sich mit beiden Händen überall bedient, es aber auch offen zugibt. Death Proof hat vielleicht die Dialogsequenzen und die Gewalt bei den Crashs, doch arbeitet er hier auch mit minutenlangen Verfolgungsfahrten, in denen nur Motorgeräusche mit Landschaften in schnellem Schnitt konkurrieren. Genau was Grindhousefilme ausmachte.
Für die Trailer setzten Eli Roth, Rob Zombie und Edgar Wright kurze Beiträge, die hohe Erwartungshaltungen erweckten. Während Robert Rodriguez seinen Trailer zu Machete schnell umsetzte, ließ sich Eli Roth 15 Jahre Zeit und lieferte Thanksgiving erst im November 2023.
8 von 10 Punkten für die Regisseure. Trashige Filme in megatrashiger Aufmachung, genau wie Grindhouse war.
Nachbearbeitung
Oft wurde kritisiert, dass alle Filme und Trailer körnige Bilder, fehlerhafte Bilder und falsche Beleuchtung hätten. Aber genau das war eben Grindhouse. Auch das ganze Filmrollen fehlen oder das Wechseln der Rollen nicht klappt, wird eingearbeitet. Kurz bevor Cherry mit ihrem Freund in Planet Terror intim wird, fehlt eben genau diese Rolle, die sonst eine Vorstellung in den USA ausgeschlossen hätte. Auch zu blutrünstige Nahaufnahmen werden so geschickt umschifft.
Negativ zu erwähnen ist wohl, dass Grindhouse in den meisten Kinos nicht als Gesamtfilm zu sehen war, sondern als zwei getrennte Einzelfilme ohne die Trailer gezeigt wurde. Darum waren DVD und später Blu-ray in diversen Fassungen in der ersten Auflage schnell vergriffen. Ein Trailerprojekt verschwand vollständig während alle Umsetzungen leichte Veränderungen in Cast und/oder Story erfuhren. Bei Thanksgiving ist natürlich der Zeitraum von 15 Jahren hier ausschlaggebend.
Auf jeden Fall darauf achten, dass die Filme Uncut nach PEGI Österreich enthalten sind. Ansonsten sind einzelne Szenen geschnitten. Im Bonusmaterial finden sich eine Dokumentation über Publikumsreaktionen, die Jukebox mit der Musik der Filme und weiteres Hintergrundmaterial. In einer der (vergriffenen) ersten DVD-Steelbook-Varianten waren Filmposter, Postkarten und Produktionsnotizen enthalten – ein begehrtes Sammlerstück.
Handwerklich sind die Kennzeichen des Grindhouse perfekt umgesetzt. Ein rundum gutes Gesamtbild, das je nach Kaufvariante auch die Bedürfnisse der Sammler erfüllt. 7 von 10 Punkten, in Anbetracht der Verfügbarkeit in der Vergangenheit und nachträglichen Änderungen.
Musik
Planet Terror enthält gleich drei Songs, die Rose McGowan selbst performt. Dazu ein Song von John Carpenter und ein Song von Nouvelle Vague. Im Zombiefilm ist die Musik nicht so wichtig, da abgesehen von der Eröffnung im Strip-Club die Protagonisten hauptsächlich auf der Flucht in Bewegung sind.
Für Death Proof zieht Tarantino wieder alle Register. Unzählige Titelthemes aus Filmen, deren Poster im Hintergrund zu sehen sind, vor allem aus dem Autofilm-Genre, ergänzt um Tanz- und Radiomusik während der Autofahrten oder in der Bar. Dazu war das Röhren des Autos, das auf dem offiziellen Soundtrack die CD eröffnet, im Jahr 2007 zeitweise die Nummer 1 bei Klingelton-Downloads (für die, die zu jung dafür sind: damals hat man sich Klingeltöne fürs Handy heruntergeladen).
Ist Tarantino im Spiel, lohnt es sich immer die Soundtracks zu erstehen. Entweder aus Nostalgie-Gründen oder einfach um das Filmfeeling wiederzuerwecken. 8 von 10 Punkten.
Death Proof / Planet Terror streamen
Filmkritk
Fazit
Wer Rodriguez/Tarantino mag, kommt auf seine Kosten. Mit Trailern sind es zwar knapp über 3 Stunden Laufzeit, doch mit guter (trashiger) Unterhaltung, gewürzt mit bekannten Gesichtern. 8 von 10 Punkten für eine gemütliche Männerrunde. Nachtrag: im Rahmen der Me Too-Bewegung brachte Schauspielerin Rosario Dawson (Abernathy in Death Proof) die Anschuldigung vor, dass Produzent Harvey Weinstein sie beim Casting für diesen Film belästigt hat. Rodriguez und Tarantino hätten davon erfahren, jedoch nichts unternommen. Dies hinterlässt für diesen Film einen bitteren Nachgeschmack für ein dunkles Kapitel in Hollywood.