Was kann daran schiefgehen, wenn man nicht einen, sondern gleich zwei Avenger in seinem Film hat? Nun: wenn es Hawkeye und die Scarlet Witch sind, und wir 2017 haben.
Story/Inhalt
In einem Indianerreservat wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Die lokale Polizei wird durch eine Ermittlerin des FBI verstärkt, doch die Ermittlungen kommen nur stockend voran. Ein Mantel des Schweigens hüllt sich über die Ermittlungen. Nur ein lokaler Großwildjäger unterstützt das FBI. Allerdings mit einem klaren, persönlichen Auftrag: wer auch immer das arme Mädchen getötet hat, wird dafür bluten.
Was auf den ersten Blick nach dem typischen Mord-Thriller aussieht, liefert doch einige überraschende Wendungen. Die unerfahrene Ermittlerin, die mehr zufällig auf den Fall angesetzt wird und mit dem ländlichen Leben absolut nicht klarkommt, steht dem Weißen gegenüber, der den amerikanischen Ureinwohnern aus persönlichen Gründen verbunden ist, und dem Gesetz genauso wenig traut wie die Ureinwohner selbst.
Schauspieler
„Hawkeye“ Jeremy Renner spielt den etwas eigensinnigen Jäger Cory Lambert. Obwohl von seiner Frau geschieden ist er den Reservatbewohnern noch immer verbunden und glaubt ebenso wenig daran, dass die „weißen Gesetze“ hier etwas erreichen. Die Phase war gerade ein Lauf für Renner: neben der MCU-Rolle als Hawkeye war er in den Franchises rund um „Jason Bourne“, „Mission: Impossible“ und diversen Soloprojekten als Headliner gesetzt: „Kill the Messenger“ oder „Hänsel & Gretel Hexenjäger“, um nur einige zu nennen. Zeitnah zu diesem Film spielte er auch in „Arrival“ neben Amy Adams die Hauptrolle. Seine Oscar-Nominierung von „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“ war zum damaligen Zeitpunkt aber gut 10 Jahre her.
„Scarlet Witch“ Elizabeth Olsen wird als Agentin Jane Banner direkt von einem Seminar ohne Vorbereitung ins Reservat geschickt. Total unvorbereitet, und nach Ansicht der lokalen Polizei nur auf der Durchreise, will sie sich beweisen und ist nicht bereit aufzugeben. Olsen war zur damaligen Zeit dabei sich weiter als Solo-Schauspielerin zu finden: neben der wiederkehrenden Rolle im MCU spielte sich im amerikanischen Remake zu „Oldboy“ (2013), in „Godzilla“ (2014) oder neben „Loki“ Tom Hiddleston in „I saw the Light“ (2015).
In Nebenrollen sind Jon Bernthal (Fury, The Walking Dead), Hugh Dillon (Yellowstone) und als amerikanische Ureinwohner Apesanahkwat, Graham Greene und Tantoo Cardinal zu sehen.
Regie
Die Regie übernahm Taylor Sheridan. Er verfasste unter anderem Drehbücher für Filme wie „Sicario“, Tom Clancys Gnadenlos oder „Tulsa King“. Die Projekte „Hell or High Water“ und Yellowstone zeichnete er sich ebenfalls für die Drehbücher verantwortlich, führte aber genau wie hier auch Regie. Seine Filme zeichnen sich durch einen realen, aber düsteren Tenor aus. Die menschlichen Abgründe und die Hoffnungslosigkeit sind immer enthalten und bildkräftig umgesetzt.
Sheridan steht auch gerne vor der Kamera: seinen ersten Auftritt hatte er noch in „Walker: Texas Ranger“, später aber auch in „Sons of Anarchy“, die Militärthriller „Operation 12 Strong“ und seinen eigenen Projekten.
Nachbearbeitung
Das Leben im Reservat wird perfekt mit der kopfüberhängenden Fahne bei der Einfahrt repräsentiert. Denn der stumme Hilferuf spiegelt die Trostlosigkeit des Lebens hier wider: egal ob für die Ureinwohner oder die Ölkonzerne, die den Boden auspressen und ihre Arbeiter für einen Hungerlohn mit Schweiß und Blut bezahlen. Sheridan nutzt minimalistische Mittel, die diese Atmosphäre bestärken und spart doch nicht mit angedeuteter Gewalt: dem großen Finale und der Bestrafung der Bösen.
Musik
Vier Tracks dienen der musikalischen Untermalung, darunter Joey Stylez „See You in Hell“, und „Diamonds and Gasoline“ der Turnpike Troubadours. Nicht der große Wurf, aber soll auch kein Stolperstein sein.
Filmkritk
Ein typischer Kriminalfall, der hält, was der Trailer verspricht. Ein gutes Ensemble und eine gute Story: alles, was man für einen kalten Winterabend unter der Decke braucht.