Wenn Matrix in Tschechien gedreht worden wäre, sähe es wohl so aus. Obwohl es auch Anleihen aus anderen Science-Fiction Filmen gibt, hat Restore Point doch seine eigene, erfrischende Duftnote hinterlassen – mit einem Hauch Sozialkritik.
Story/Inhalt
Im Jahr 2041 ist der Tod nur noch ein kleines Übel. Durch eine neue Technologie kann jeder, der eines unnatürlichen Todes stirbt, mit allen Erinnerungen zurück ins Leben gebracht werden. Dazu dient eine Speichereinheit, die allerdings nur 48 Stunden hält.
Die Ermittlerin Em verfolgt eine Gruppe von Technologiefeinden, die gezielt Geiseln nimmt, um sie nach Ablauf ihrer Kopie zu töten. Sie ist dadurch motiviert, weil ihr Mann, ein Orchesterspieler, von diesen Technikfeinden im Rahmen einer Geiselnahme getötet wurde. Als ein führender Wissenschaftler des Unternehmens, dass die Speicherung kontrolliert, ermordet wird, erhält sie den Fall. Überraschenderweise stellt sie fest, dass die Kopien von ihm und seiner Frau gelöscht wurden. Hängt das möglicherweise mit der Politik zusammen, die die allgemeine Speicherung abschaffen will, was eine Rückkehr nur noch gegen Bezahlung bedeuten würde? Als der Wissenschaftler, restauriert aus einem älteren Backup, überraschend auftaucht, übernimmt die Ermittlerin seinen Schutz und muss feststellen, dass mehr hinter allem steckt.
Ein bisschen (sehr entfernt) Matrix, ein bisschen Minority Report, etwas „The 6th Day“. Die Anleihen sind sichtbar, doch die Umsetzung ist insgesamt ein neuer Ansatz und interessant gemacht. Das Thema Technikfeinde und ihre teils radikalen Ansätze runden die Geschichte schön ab.
Schauspieler
Ich kannte keinen der Schauspieler, da es eine tschechische und slowakische Ko-Produktion ist. Die Hauptrollen spielen Andrea Mohylová, Matej Hádek, Václav Neuzil, Karel Dobreý, Katarzyna Zawadzka und Agáta Krystufkova.
Eine gute Leistung ergänzt die Geschichte und lässt einen vergessen, dass der Film fast zwei Stunden Laufzeit hat.
Regie
Robert Hloz drehte bisher nur Kurzfilme und wagte sich hier zum seinem ersten Großprojekt. Wenn die Anleihen auch klar identifizierbar sind, stellt Hloz doch einen eigenständigen Film in einem interessanten Universum mit teils hochwertigen Effekten und einem schönen Weltenbild heraus. Man vergisst manchmal fast, dass der Großteil der Handlung in Prag, keine 20 Jahre in der Zukunft, spielen soll.
Nachbearbeitung
Die Effekte müssen sich nicht verstecken. Trotz des kleinen Budgets beweist Regisseur Hloz, dass man mit geschicktem Kameraeinsatz und etwas Spucke und Draht vieles kaschieren kann. Ein paar geschickt platzierte LED-Werbungen können auch heutigen Wolkenkratzer ein futuristisches Aussehen geben, und Techno-Babble kaschiert einfach einen Tiefgang in Themen wie Klonen oder Datenverarbeitung. Einfache Kniffe mit großem Effekt.
Musik
Da der Mann der Hauptrolle „Em“ in einem Orchester war, spielt klassische Musik eine wichtige Rolle. Claude Debussy kommt mit „Clair de Lune“ und der „Suite Bergamasque“ zum Zug – beides Stücke, die man sofort nach wenigen Noten erkennt (oder sie zumindest erkennen sollte – Kevins und Chantals ausgenommen).
Filmkritk
Fazit
Restore Point ist ein erfrischender Beitrag zum Genre Science-Fiction. Gute Unterhaltung mit etwas Action und einer sozialen Frage: soll Steuergeld für ein Wohlfahrtsprojekt verwendet werden, das lieber nur Reiche für sich hätten? Oder von der anderen Seite betrachtet: wieso soll mit meinem Steuergeld ein Wiedergeburtssystem finanziert werden, dass ich aus ethischen oder religiösen Gründen selbst nicht nutzen will? Ein Grund dem osteuropäischen Kino mehr Aufmerksamkeit zu schenken.