Jim Jarmusch ist einer der großen Namen in der Szene des amerikanischen Independentfilms. Nun bringt er für uns die ruhige und gewöhnliche Geschichte eines Busfahrers, der mit alltäglichen Problemen kämpft. Ob sein Leben interessant genug ist, um auch die Zuschauer vor der Leinwand zu berühren findest du jetzt in unserer Kritik heraus.
Schauspieler – Real und greifbar
Das wichtigste Mantra für Schauspieler in einem solchen Film, der ausschließlich von alltäglichen Dingen handelt, sollte stets Authentizität sein. Adam Driver, der vielen nach „Star Wars Episode 7 – Das Erwachen der Macht“ nun bekannt seien dürfte, nimmt sich diese Philosophie zu Herzen und ist seiner Rolle als Busfahrer und Poet Paterson extrem überzeugend. Driver spielt den Protagonisten mit einer solchen Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit, dass man nicht anders kann, als sich als Zuschauer mit ihm zu identifizieren. Ähnlich gut stellt Golshifteh Farahani Patersons quirlige Freundin Laura da, die ihre ganz eigenen Macken hat. Man stellt als Zuschauer die Beziehung der beiden nicht auch nur für eine Sekunde in Frage, da beide Darsteller das alltägliche Beziehungsleben äußerst realistisch verkörpern. Der Mann, der jedoch im gesamten Film den stärksten Eindruck lieferte, und das obwohl er grade mal in einer einzigen Szene zu sehen ist, ist Masatoshi Nagase. Ohne an dieser Stelle etwas zu spoilern, soll hier nur angemerkt sagen, dass der Rezensent persönlich nicht mehr aus dem Grinsen herauskam, als Nagase auftrat.
Story – Repetition
„Paterson“ ist einer dieser Filme, bei dem man genau weiß wem er gefallen wird und wem nicht. Es ist einer dieser Filme, der sich darauf beschränkt ein alltägliches Leben zu zeigen, ähnlich wie „Everybody Wants Some“ und „American Honey“, die ebenfalls dieses Jahr in die deutschen Kinos gelangten. Sollte man solche Filme also nicht mögen, so wird man wenig Genuss an der Handlung von „Paterson“ haben, denn es geht hierbei im Grunde genommen vor allem um eine stetige Wiederholung von normalen Szenarien. Doch genau das ist es, was so ansprechend sein kann, sobald man sich darauf einlässt. Die kleinen Macken von liebenswürdigen Charakteren, oder die unerwarteten Situationen, in die jeder noch so normale Mensch hineingerät. „Paterson“ beschäftigt sich damit, wie ein ganz gewöhnlicher Mann durch das Leben geht. Dabei fallen immer wieder herrlich geschriebene Szenen auf. So zum Beispiel, wenn unsere Hauptfigur auf ein junges Mädchen trifft, das lustigerweise seine Leidenschaft für das Schreiben von Gedichten teilt. Solche Szenen sind es, die für ein wohliges Gefühl sorgen, da man sich so stark mit einigen Figuren identifiziert, dass die kleinsten Dinge einem Freude bereiten, weil sie eben auch Paterson Freude bereiten.
Regie – Subtil
Jim Jarmusch macht mit seinem neuen Film vieles richtig. Er hält sich mit seiner Regiearbeit extrem zurück und lässt den Dingen ihren Lauf. Soweit, dass man glatt vergessen könnte, dass dieser Film überhaupt so etwas wie einen Regisseur hatte. Es gibt keine großartigen, oder aufwendigen Szenen und auch die Kameraperspektiven sind ganz unspektakulär gewählt. Jarmusch beschränkt sich vor allem darauf das Authentische einzufangen, was dank dem tollen Cast auch gelingt. Dennoch zehrt „Paterson“ teilweise extrem am Sitzfleisch. Und das behauptet hier jemand, der diese Art von Filmen eigentlich sehr gerne mag. Wie auch bei „American Honey“ hätte man hier deutlich weniger Zeit gebraucht und die Wirkung des Films wäre dennoch dieselbe geblieben.
Filmmusik – Kaum vorhanden
Um ehrlich zu sein ist die Erinnerung an die Musik in diesem Film sehr schwammig. Doch dies liegt nicht daran, dass besagte Musik schlecht gewesen wäre. Nein, sie war nur in verschwindend geringem Maße überhaupt vorhanden. Während szenischen Übergängen, die teilweise fast schon wie aus einem Dokumentarfilm wirken, hört man hin und wieder einige Töne, die allerdings genauso gut von einer Tierdokumentation hätten kommen können. Unpassend sind sie nicht. Tatsächlich untermalt die Musik, die von Paterson vorgelesenen Gedichte sehr schön und bringt schon beinahe etwas hypnotisches mit sich, doch ansonsten gibt es an dieser Stelle nichts zu bewerten. Schließlich braucht der Film auch nicht wirklich viel Musik um seine Wirkung zu erzielen.
Nachbearbeitung – Ruhig
Mit dieser Kategorie verhält es sich ähnlich wie mit der Filmmusik. Es gibt einige Übergänge, die wie bereits erwähnt so wirken, als seine sie einer Dokumentation entrissen worden. Auch diese werden passend zu der Handlungsstruktur immer wieder wiederholt. Ansonsten ist der Film angenehm und kompetent geschnitten. Es gibt keine Momente, die den Zuschauer ablenken würden, oder ungewollt Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
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Filmkritk
Fazit - Für den gepflegten Müßiggang
"Paterson" wird für viele Leute sicherlich vollkommen ungenießbar sein. Diese Menschen werden ihn mit dem Wort "langweilig" beschreiben und das ist natürlich vollkommen in Ordnung. Doch ein paar wenige Kinogänger, mich eingeschlossen, werden eine schöne Zeit mit einem unkomplizierten und ruhigen, aber sympathischen Film haben. Wenn man am Ende aus dem Kino rausgeht und vielleicht denkt: "Das alltägliche Leben ist eigentlich gar nicht so schlimm.", dann hat Jarmusch seinen Auftrag erledigt.