Kriegt endlich ein überheblicher Influencer was er verdient? Oder haut uns Capelight nur ein neu aufgewärmtes Produkt hin und hofft, dass es keinem auffällt?
Story/Inhalt
Cole glaubt eine große Nummer als Social Media Star zu sein. Die Anzahl seiner Follower spiegelt das wider, während er mit seinen Freunden diverse Herausforderungen rund um die Welt annimmt. Der Trip nach Moskau scheint nur ein weiterer Termin zu sein, bei dem er einen besonderen Escape Room im Livestream lösen will. Das Szenario: entkomme einem Verhörgefängnis des sowjetischen Geheimdienstes. Doch gleich nach Beginn stellt Cole fest, dass die Fallen und Rätsel etwas zu realistisch sind. Mit Mühe kann er seine Begleiter unverletzt retten und erbost stürmen sie die Kontrollzentrale. Doch zu ihrem Entsetzen sind dort alle tot, und ein Gangster, der sie am Vortag in einem Club belästigt hat, nimmt die Amerikaner als Geiseln. Gehört das noch zum Spiel, oder ist das blutiger Ernst?
Die Geschichte ist recht einfach, bedient sich offen bei älteren, erfolgreichen Projekten und ergänzt einzig das Element des Influencer neu dazu. Beim Rest bleibt der fade Beigeschmack das Ganze schon irgendwo mal gesehen zu haben. Dazu fehlt dann auch das, was die Vorgänger ausgemacht hat: es fehlt das Blut wie bei Saw oder die Spannung wie bei dem Original von Escape Room (das amerikanische Remake ist hier explizit nicht gemeint!). Die dünne Story lädt weniger zum Abonnieren ein.
Schauspieler
Keegan Allan (Pretty Little Liars) mimt Influencer Cole, der arrogant und abgehoben beginnt, dann bei der Rettung seiner Freunde panisch doch noch die Kurve kriegt und danach nur noch auf Inputs reagiert. Entzaubert, während sein Versagen weiter gestreamt wird, wünscht er sich wohl einen richtigen Job ergriffen zu haben. Selbiges gilt wohl auch für den Schauspieler, denn nach dem Film drehte er nur noch in der Serie „Walker“ (neben Jared Padalecki, bekannt aus Supernatural)
Holland Roden (Lost, Teen Wolf) spielt Coles Freundin Erin. Sie hat von Anfang an kein gutes Gefühl bei dem Russland-Adventure, wird gleich am ersten Abend von einem russischen Gangster belästigt, und bereut wohl sich mit Cole abgegeben zu haben. Escape Rooms haben sie wohl doch nicht abgeschreckt, denn Roden kehrte kurz danach bei „Escape Room 2 – No Way Out“ in eine dankbarere Rolle zurück.
Denzel Whitaker (Black Panther) spielt in der Gruppe den Freund, der lange von der Bildfläche verschwunden war und überraschend dabei ist. Seine Rückkehr bereut er wohl als ihm seine Falle fast die Gliedmaßen abreißt. Als Schwarzer in einem rassistischen Russland, gejagt von Verbrechern, hat er wohl ein gleich schweres Los wie Erin. Denzel Whitaker begann seine Karriere in Training Day, und wurde von seinen Eltern nach Denzel Washington benannt, mit dem er in Training Day und später in „The Great Debaters“ spielen durfte.
Ronen Rubinstein (9-1-1 Lone Star) spielt Alexej, das Klischee eines verwöhnten russischen Oligarchensohn, der glaubt mit Geld alles zu bekommen und richten zu können. Er hat Cole und seine Freunde eingeladen und fungiert als Guide. Doch der Gangster, der Erin belästigt, nimmt zwar sein Geld, kehrt dann aber zurück um dem Klugscheißer gehörig in die Suppe zu spucken.
In weiteren Nebenrollen sind Siya (The First Purge), Pasha Lychnikoff (Deadwood, Siberia) und George Janko (Navy CIS: LA) zu sehen.
Die meisten Schauspieler haben davor und danach nur in Serien gespielt, was sich leider auf die Gesamtleistung nicht unbedingt positiv auswirkt. Auch fehlt dem Spiel die Seele, oder das Talent die atmosphärische Angst rüberzubringen.
Regie
Will Wernick setzte 2017 bereits „Escape Room“ um und blieb dem Thema mit diesem Film treu. Beim zweiten Escape Room war er dann aber nicht mehr dabei, was wohl auch diesem Film zu verdanken ist. Will Wernick bedient sich beim Design der Rätsel offensichtlich beim Saw-Franchise, Elementen der beiden Zaubererfilme „Die Unfassbaren – Now You See Me“ und nicht zuletzt beim Film „The Game“ von David Fincher. Schlecht und offensichtlich geklaut reicht nicht um zu überzeugen. Dazu kommt, dass Cole einerseits die Nerven wegwirft und dann doch die Rätsel lösen kann, gefolgt vom Twist mit dem Gangster, der gleich ein neues Hostel beginnen will (Amerikaner sind eben mehr wert für bezahlte Folter). Dazu fehlte der Schneid einen FSK-18 daraus zu machen, was vielleicht den Film hätte retten können. Tja, alles auf eine Karte gesetzt und versagt.
Nachbearbeitung
Obwohl das Set des Escape Rooms ganz gut ist, bleibt schon mit der ersten Falle die Story stecken. Den Schlüssel aus dem Magen eines Toten holen zu müssen ist ganz offensichtlich von Saw geklaut. Und so geht es mit allen Fallen weitern: Glieder, die verdreht werden, ein Wassertank mit Kombinationsschloss und so weiter. Später folgt dann wenig innovative Folter mit Elektrowerkzeugen wie einst bei Hostel, nur halt fast 20 Jahre früher. Und dann zuletzt noch die Auflösung im Stile von „The Game“: wer bis dahin durchgehalten hat und Finchers Film kennt, kriegt hier wirklich Wut im Bauch. Wut klingt wie Blut, und genau mit dem wird hier gespart. Enttäuschend. Da sind die manchmal eingespielten Kommentare auf Social Media fast der Höhepunkt.
Musik
Mir blieb keine nennenswerte Musik im Erinnerung, darum keine Punkte hierfür. Das hätte das Ergebnis wohl auch zu sehr verfälscht, wenn hier etwas geboten worden wäre.
Filmkritk
Follow me Fazit
Mit glatten 3 von 10 Punkten ist „Follow Me“ gut bedient. Unsympathische Charaktere, gespielt von mäßig begabten Schauspielern, die wohl auf den großen Wurf gehofft hatten. Da sind sie aber bei Will Wernicks Selbstbedienungsklau bei „The Game“, „Saw“ und „Hostel“ mit etwas Social Media dazugegeben auf dem falschen Dampfer. Wer bestohlene Filme nicht kennt, oder kein Blut sehen kann, ist vielleicht gut unterhalten. Wer Thriller will, sollte sich an Finchers Film halten, wer auf Blut steht ist bei „Hostel“ und „Saw“ gut aufgehoben.