Zombiefilme laufen meist nach demselben Muster ab: einige Überlebende versuchen sich der Horden von fleischfressenden Untoten zu erwehren und sich irgendwo in Sicherheit zu bringen. Masse über Qualität.
Story/Inhalt
Molly entkommt mit ihrem Freund nur knapp aus Las Vegas und ist auf dem Weg zu einem kleinen Flugplatz, von dem aus sie entkommen wollen. Doch ihr Wagen fährt sich im Sand fest und sie stranden in der Wüste. Dann taucht ein einzelner, ausgemergelter Untoter aus, der ihren Begleiter überwältigt und dann mit stoischer Effizienz ihrer Spur folgt. Unterwegs trifft sie unter anderem auf einige entkommene Sträflinge, die die Situation ausnutzen wollen, und erreicht in letzter Minute den Flugplatz. Inzwischen hat sie sich an ihren Verfolger gewöhnt, sie spricht sogar mit „Zack“ (schlechte Übersetzung der deutschen Tonspur: Sack, weil du ein stinkender Sack bist). Da sie auch wieder Zugriff auf ein Telefon hat, versucht sie ihre Schwester zu erreichen, die ihren Sohn betreut. Als niemand rangeht, entscheidet sie sich die Ärmel hochzukrempeln und ihn zu retten, statt nur ihre eigene Haut.
Ein etwas anderer Ansatz, der dem Genre 2016 etwas frischen Wind brachte. „Verständnisvolle“ Zombies hatten wir zwar kitschig in „Warm Bodies“, doch dieser Exploit der Zombie im Stil von Twilight war genauso frisch wie die Untoten.
Schauspieler
Brittany Allen (Saw 8, The Prodigy) trägt als Molly die Hauptlast. Eine heruntergekommene, kokssüchtige Stripperin, die bestimmt nicht für ihren Charakter beim Möchtegerngangster Nick mitfahren darf. Mit ein paar Flaschen Wasser, Energieriegeln und einem Untoten auf den Fersen durch die Wüste zu gehen, erfordert Mut oder ist naiv. Auf jeden Fall wächst sie als Person, erleidet aber natürlich auch eine Art Stockholm-Syndrom gegenüber dem Verfolger. Doch als Soldaten ihn für Schießübungen nutzen, tut es ihr wirklich leid. Vor allem rafft sie sich zusammen und entscheidet sich der Gefahr zu stellen, um ihren Sohn möglicherweise noch retten zu können.
Regie
Colin Minihan lieferte mehrfach Genretypische Filme mit einem eigenen Kniff. „Extraterrestrial“ zeigte die dunkle Seite von Alien-Entführungen, bei dem die Aliens aus Spaß Sonden in Körperöffnungen schieben. „Grave Encounters“ nimmt sich dem typischen Plot einer Gruppe von Geisterjägern an, die das Geheimnis einer verlassenen Nervenanstalt ergründen wollen. Minihan macht sein Ding und kommt dabei mit relativ geringen Budgets aus, ohne zu billig zu wirken. Um diesen Spaß zu finanzieren, macht er jedoch mehrheitlich Musikvideos.
Minihan erfindet nie ein Genre neu, stößt aber nie in dasselbe Horn wie die Massenware, die im Fahrwasser eines großen Blockbusters fährt. Das zeigt sich auch hier: Zombies dürfen, zumal ein Häppchen nehmen, doch es sind nie große Horden, und es sind nie Schlachtfeste mit spritzendem Blut und verteilten Eingeweiden.
Nachbearbeitung
Das limitierte Budget zeigt sich teilweise in der Aufmachung von „Zack“. Doch es tut dem Film keinen Abbruch, weil der Fokus ja mehr auf der Entwicklung von Molly liegt: sie könnte jederzeit aufgeben und sich Zack „ergeben“. Doch sie will leben, lenkt ihn unter anderem Mal mit einem blutigen Tampon ab, um wieder etwas Vorsprung zu schaffen, und entwickelt dann in bester „Stockholm-Manie“ sogar Gefühle, die so weit gehen, dass sie den verletzten Zack in einem Gummiboot hinter sich herschleppt.
Musik
In der Wüste wird es mit Musik schwer. Immerhin vier Song schaffen es auf den Soundtrack (zwei allerdings im Abspann).
Filmkritk
Fazit
Zwei Dinge blieben nach dem Film haften: Zombies sind auch nur Menschen. Von einem Zombie verfolgt zu werden, ist außerdem nicht das Schlimmste, was dir während dieser Apokalypse passieren kann. Menschen sind in diesem Fall sogar gefährlicher als die Untoten.
