Wisst ihr noch? Die Zeit, in der amerikanische Präsidenten eine Hands-On Mentalität hatten und Bedrohungen auch mal selbst in den Arsch treten konnten? Heute kämpfen alte Männer nur noch gegen die Demenz und Inkontinenz. Früher war halt doch alles besser.
Story/Inhalt
Amerika unterstützt den (schwachen) russischen Präsidenten bei einer „Spezialoperation“ gegen eine abtrünnige Teilrepublik, woraufhin der Präsident samt Stab zur Siegesfeier nach Russland reist. Beim Rückflug an Bord der Air Force One ist ein russisches Kamerateam, das eine Dokumentation drehen will. Doch die echten Journalisten sind tot, und das Kamerateam besteht aus Sympathisanten des gestürzten Generals der Teilrepublik. Sie nehmen die Air Force One als Geisel und wollen die Freilassung des Putschisten fordern. Allerdings schafft es der Präsident sich der Geiselnahme zu entziehen. Entgegen dem Plan mit der Rettungskapsel abzuspringen, bleibt er allerdings an Bord und beginnt mit den Terroristen aufzuräumen. Irgendwo über dem Kaukasus kommt es zum Showdown.
Typisches Actionkino der 1980/90er. Bei der Story schaut man lieber nicht zu genau hin, aber sie macht Spaß und schafft kurzweilige Unterhaltung. Als die „guten Russen“ noch die neuen Verbündeten waren und die „bösen Russen“ dieselben austauschbaren Handlanger wie immer (hier zumindest mit einem charismatischen Anführer).
Schauspieler
Harrison Ford (Star Wars Franchise) als Präsident James Marshall will nach dem Staatsbankett nur gemütlich ein Baseballspiel schauen, wird dann von den Terroristen aber gezwungen Arschtritte zu verteilen. Als erfahrener Helikopterpilot aus dem Vietnamkrieg ist er natürlich nicht nur fähig das Flugzeug zu steuern, sondern kennt auch alle Kniffe im Fallschirmsprung (was hilfreich ist als die Besatzung und Gäste auf dem Flugzeug evakuiert werden müssen) als auch im bewaffneten und unbewaffneten Nahkampf. Was für ein Tausendsassa.
Die weiteren „guten“ Amerikaner sind die Vize-Präsidentin, gespielt von Glenn Close (What Happened to Monday?, Guardians of the Galaxy), Major Caldwell, gespielt von William H. Macy (Fargo), Secretary of Defense Dean, gespielt von Dean Stockwell (Zurück in die Vergangenheit) und als Mrs President Marshall Wendy Crewson (The 6th Day).
Die „bösen“ Russen sind Jürgen Prochnow (Das Boot) als General Radek und, als absolut gleichwertiger Gegenspieler zu Präsident Marshall: Gary Oldman (Dracula). Die Rolle des Ivan Korshunov überzeugt auf ganzer Linie: diabolisch und verschlagen ist er in einem Moment bereit seine Geiseln gnadenlos zu opfern, um zu beweisen, dass es ihm ernst ist. Im nächsten Moment blitzt aber auch durch, dass er nicht „böse“ ist, sondern an die Freiheit seines Landes und seinen Mentor General Radek glaubt und absolut loyal ist. Da hilft das Bild des klischeehaften russischen Staatspräsidenten, der auf die Entführung der Air Force One mit dem Öffnen einer Flasche Wodka reagiert – Na Zdorov’ye!
Regie
Verantwortlich für das Actionfeuerwerk im Himmel ist Wolfgang Petersen. Nach erfolgreichen Filmen wie „Das Boot“, „Die unendliche Geschichte“ lieferte er in Hollywood in einem stabilen 2-Jahre-Rhythmus erfolgreiche Thriller ab: „In the Line of Fire“ oder „Outbreak – Lautlose Killer“ vor diesem Projekt, später folgten noch „Der Sturm“ und das Epos „Troja“ sowie ein Remake des Schiffskatastrophenfilms mit dem „(Remake)-Titel „Poseidon“.
Geradlinige Action wechselt sich mit scharfzüngig geführten Dialogen ab – sowohl Ivan lässt keinen Zweifel daran, dass er bereit die die Extrameile zu gehen, um sein Ziel zu erreichen, als auch Präsident Marshall macht klar, dass das Flugzeug sein Revier ist – ungeladene Gäste fliegen sprichwörtlich raus.
Nachbearbeitung
Der enge geschlossene Raum eines Flugzeugs – auch wenn es die Air Force One ist – schafft die perfekte Grundlage für ein spannendes Kammerspiel, das den Vergleich mit John McCLane aus „Die Hard“ nicht scheuen muss. Natürlich darf der heroische Einsatz der US Air Force nicht fehlen, die in Formation mit dem Mutterschiff fliegen, die Russen im Dogfight vorführen und das obligatorische Opfer für die gute Sache bringen, wenn nur noch die Wahl bleibt, die Rakete mit dem eigenen Flugzeug aufzuhalten, nachdem alle Munition verschossen ist. Mit den Worten des durchgeknallten Piloten aus dem Sommerblockbuster „Independence Day“: „Hello Boys, I am back!“
Musik
Bei der Musik ist nur die Nationalhymne gelistet. Ein Salut an die Fahne, aber keine Punkte
Filmkritk
Fazit
1997 hatte der amerikanische Präsident anscheinend noch Eier in der Hose… zumindest hat er gedient und versteht es den Feinden der Nation – und der freien Welt – gehörig in die Suppe zu spucken. 2025 darf Harrison Ford als Präsident zurückkehren – zwar nur im MCU, und die Frage bleibt, wie oft der nächste Captain America noch nach üblen Testvorstellungen verschoben wird. Hier machte „Han Solo“ zumindest eine gute Figur als und schaffte es sogar Gary Oldman zu überstrahlen. Da sind die 8 von 10 Punkte eine klare Empfehlung. Aber da es keine glatte 10 ist, heißt es für mich wohl auch gleich: „Raus aus meinem Flugzeug!“