In Dreamhorse erlangt die vielfach von Kritiker gefeierte Toni Collette als Jan neuen Lebensgeist, indem sie ein Pferd für Rennen züchtet. Das gelingt ihr unter Mithilfe ihrer kleinen Dorfgemeinschaft in Wales. Doch schon bald flammen Konflikte darüber auf wie es mit dem Pferd namens Dream Alliance weiter gehen soll und inwiefern die Pferderennen mit den jeweiligen Leben unserer Charaktere zu vereinbaren ist.
Schauspieler – Gekonnt gefühlvoll
Collette (Nightmare Alley) trägt den Film maßgeblich auf ihren Schultern. Ihre Beziehung zu Dream Alliance wird glaubwürdig aufgebaut. Gleichzeitig bietet ihre Performance noch andere, subtile Charakterzüge, die sich letztendlich zu einem gut formulierten Charakter verbinden. Owen Teale, der manchen noch als Ser Allisar Thorn bekannt sein dürfte, spielt Jans Ehemann Daisy. Obwohl dessen Figur zunächst recht eintönig erscheint, erhält sie doch noch und nach mehr Tiefgründigkeit. Teale spielt mit Collette auf einem Level und das muss man loben. Ebenfalls im Cast vertreten ist Damian Lewis als Buchhalter, der seine Expertise zur Pferdezucht helfend in die kleine Gemeinschaft einbringt. Lewis zeigte oftmals schon, was er in der Schauspielarena kann und beweist das erneut hier. Er verleiht der Figur einen gewissen Charme und ist trotzdem dazu in der Lage die dramatischeren Seiten von Howard immens gut darzustellen. Auch der restliche Cast an teilweise skurrilen Charakteren kann durchgehend überzeugen.
Story – Pathos und Lokalpatriotismus
Die Stärke des Drehbuchs liegt darin, dass Dreamhorse sich nicht ausschließlich auf das Pferd, die Rennen oder auf Toni Collette als Protagonistin konzentriert. Stattdessen wird hier die Geschichte von einer kleinen Gruppe an ländlichen Walisern erzählt, die ihr Leben bereits quasi aufgegeben
haben. Jan arbeitet monoton als Kassiererin im Supermarkt, ihr Mann Daisy sitzt ständig nur vorm Fernseher und Howard hasst seinen Job als Buchhalter eigentlich zutiefst. Es geht bei den Pferderennen für sie viel eher darum endlich wieder etwas zu haben, was ihnen Hoffnung und Stolz gibt. Stolz, beispielsweise auch auf ihre Identität als Waliser bezogen. Gleichzeitig bemüht sich das Drehbuch allen Hauptfiguren die nötige Charaktertiefe zu verleihen. Was das Drehbuch jedoch nicht kann, ist über den typischen Sportfilm-Pathos hinauszuwachsen. Abgesehen von der angesprochenen Thematik fühlt sich Dreamhorse insbesondere was die Dramaturgie angeht, doch wie Malen nach Zahlen an. Erfolgreiches Malen nach Zahlen, aber eben nichts herausragendes.
Regie – Feel Good mit Adrenalinschüben
Was Regisseur Euros Lyn (sehr cooler Name übrigens) perfekt hervorrufen kann, ist die Atmosphäre eines kleinen walisischen Dorfes, mit einer eng vernetzten Gemeinschaft an liebenswerten Figuren. Sicherlich spielt dabei auch eine Rolle, dass er selbst Waliser ist und diese Welt gut kennt. Abgesehen davon begnügt sich Lyn damit in den Hintergrund zu treten und kaum auffallend die Story sich entfalten zu lassen. Die tatsächlichen Pferderennen sind noch am ehesten als Spannungsmomente aufgebaut und funktionieren als solche tatsächlich gut. Das eine oder andere mal fiebert man durchaus sehr mit. Vielmehr gibt es zu dieser soliden Regieleistung allerdings nicht zu erwähnen.
Nachbearbeitung – Schlicht
Da es sich bei Dreamhorse um eine recht kleine Produktion ohne viele technische Spielereien handelt, ist hier nicht viel zu erwähnen. Der Schnitt ist solide und angenehm, das Sound Design und Mixing ebenfalls gut.
Filmmusik – „Motivationspop“
Den Soundtrack bilden im Grunde genommen einige Popsongs und Instrumentalstücke. Letztere fallen mit vielen Streichern vor allem während der Rennszenen auf, wo sie verwendet werden, um Spannung zu erzeugen. Es ist mehr oder weniger der klassische „feel good“ Soundtrack zu einem
Film, der bewegend sein soll. Keinesfalls originell, aber gut genug.
Filmkritk
Dreamhorse ist in vielerlei Hinsicht wie jeder andere Sportfilm mit „feel good“ Attitüde. Er soll ein bisschen zu Herzen gehen, ein bisschen Mut machen, aber letztendlich nicht mehr als das erreichen. Insofern kann man sagen, dass es Euros Lyn gelungen ist, ein schönes Porträt vom Dorfleben in Wales zu zeichnen und gleichzeitig noch die Botschaft zu vermitteln, dass man seine Hoffnungen und Träume, sein Leben nie aufgeben sollte. Am Schluss entlässt der Film einen mit einem Lächeln auf dem Mund und genau das dürfte das Ziel gewesen sein.





