Story – Ein altbekanntes Rezept
Die junge Cassie Farrow (Katya Martin) nimmt einen Sommerjob als Betreuerin für die 19-Jährige Nina (Megan Lawless) an. Wie in diesem Genre üblich, führt sie das in ein einsames altes Haus, fernab von Zivilisation oder Handy-Empfang. Von den Schatten ihrer eigenen mysteriösen Vergangenheit verfolgt, bemerkt Cassie zunehmend beunruhigende Veränderungen bei Nina. So meidet diese etwa das Tageslicht, und leidet nachts an fürchterlichen Schmerzen –„Night Terrors“, wie Ninas Familie ihr erklärt. Recht schnell wird allerdings klar, dass es sich hierbei nicht um ein normales medizinisches Leiden handelt…
Die Handlung schreitet insgesamt langsam voran, wirkt dabei aber sprunghaft. Einen Handlungsfaden muss man sich eher suchen als dass er offen präsentiert wird. Der Spannungsaufbau gelingt nicht so richtig. Zwar ist ein typisches Horror-Setting gegeben, der Aufbau der Story aber untypisch, der Gruselfaktor kommt viel zu kurz. Eine Vermarktung als Thriller wäre treffender gewesen. Das Ende, das mit mehreren Twists aufwartet, sollte am besten jede/r für sich beurteilen.
Schauspieler – Das Herzstück dieses Films
An den schauspielerischen Leistungen lässt sich in diesem Film nichts bemängeln. Sie sind definitiv einer der stärkeren Punkte. Katya Martin übernimmt sehr souverän die Rolle als große, taffe Schwester, die Nina langsam die Augen öffnet und ihr klar macht, dass sie im Leben durchaus eine Wahl zu treffen hat. Die Folterszenen mit Megan Lawless sind wahrlich schwer anzusehen, und die etwaigen emotionalen Momente verfügen über die nötige Tiefe und Authentizität. Ron Yuan, der in diesem Film Ninas Vater und damit einen der Antagonisten verkörpert, verfügt über die für diese Rolle benötigte einschüchternde Präsenz. Dies wird bereits in der ersten Szene deutlich, in der er die Bühne betritt. Tim Gabriel als Ninas Bruder, Micah, kommt dabei nicht ganz an ihn heran, dafür spielt Paul Johansson seine Rolle als Dr. Verner mehr als zufriedenstellend.
Regie – Die stille Inszenierung
In der Rolle des Regisseurs fand sich Richard J. Lee wieder. Dieser versucht, durch ruhige Kameraführung (oft auch per Hand, etwa bei diversen Nahaufnahmen), Dunkelheit und Isolation eine dichte Atmosphäre und ein bedrohliches Gefühl aufzubauen. Er setzt nicht auf Jump-Scares oder überzogene Effekte, sondern spielt eher mit Stille und Geräuschen, verliert sich aber ab und zu in Andeutungen, die dann nicht aufgelöst werden. Das verhindert einen soliden Spannungsaufbau und kann auf den/die Zuschauer/in unvollständig wirken.
Am besten gelungen sind die Szenen zwischen Cassie und Nina, deren zunehmende emotionale Verbindung wirklich greifbar ist, hier wirken Regie, Schnitt und die beiden Schauspielerinnen hervorragend zusammen.
Musik – ohne Nachhall
Die verwendeten Songs sind im Großen und Ganzen passend gewählt, etwa Barracuda von Heart bleibt im Kopf. Der Score setzt zwar passende Akzente, aber vermisst Prägnanz – in Erinnerung bleibt von diesem also nichts, schade, da besonders in diesem Genre der Film davon stark profitieren könnte.
Nachbearbeitung – Bodenständig
Visuell ergibt sich ein stilistisch kohärentes Bild. Die gedämpfte Farbpalette trägt zur Stimmung bei, die Kameraeinstellungen betonen die engen Räume, was gut zu Cassies und Ninas Situation der Isolation beiträgt. Die Schnitte sind insgesamt sauber gesetzt, obwohl sich doch immer wieder Übergänge finden lassen, die etwas holprig wirken.
Visuelle Effekte werden sehr spärlich verwendet, und zwar nur dann, wenn sie unbedingt notwendig erscheinen – der Film ist damit auch besser dran.
Filmkritk
Fazit
Ein Film, der sich für einen verregneten Herbstnachmittag oder Abend durchaus eignet, aber nichts, das einen vom Hocker haut.



