Shakespeare trifft Sons of Anarchie. Aber weil Shakespeare für viele ein englisches (wenigstens nicht spanisches) Dorf ist, schreibt man halt noch Game of Thrones dazu. Drachen gibt es keine, dafür Bandenkriege und Verrat. Die Wertung bezieht sich auf den Film, nicht auf das Werk von Shakespeare.
Story/Inhalt
Dem König, dem Anführer der Bikergang der Stadt Rom, ist es leid, der Polizei Schmiergelder zu zahlen. Doch seine Weigerung zieht schwerwiegende Konsequenzen nach sich. Während seine Leute sich blutige Schießereien mit der Polizei liefern, versuchen andere Gangster, ein Stück vom Kuchen abzubekommen, ihr Stück zu vergrößern oder den König gleich vom Thron zu stoßen. Dabei beginnt alles damit, dass ein mittelloser Handlanger die Tochter des Königs liebt, verbannt wird, und so in die Fänge intriganter Konkurrenzen gerät.
Schauspieler
Ed Harris (Gravity, Love Lies Bleeding) spielt den König, Cymbeline. Einst erkämpfte er sich den Thron, verlor dabei aber seine erste Frau und seine Söhne. Verbittert hält er sein Imperium am Laufen, ist mit dem Liebhaber seiner einzigen Tochter aber nicht zufrieden.
Posthumus wird von Penn Badgley (Gossip Girl) gespielt. Ein Junge ohne Wurzeln, vom König als Vollstrecker in die Familie gebracht, der sich anmaßt die Prinzessin zu lieben. Der Film beginnt damit, dass der König ihn verbannt und damit ins Lager von Iachimo drängt, der den Jungen steuert wie eine Marionette. Mit der Wette um die Verbundenheit von Imogen wird der Stein ins Rollen gebracht.
Dakota Johnson (Madame Web, 50 Shades of Grey) spielt Imogen, die Tochter des Königs. Eigentlich schielt ihre Stiefmutter darauf, ihren nichtsnutzigen Sohn mit ihr zu verheiraten, um ihre eigene Macht zu festigen. Aber Imogen liebt Posthumus. Selbst im Exil hält sie den Kontakt, was sie angreifbar für die Ränke von Iachimo macht.
Iachimo wird von Ethan Hawke (Training Day) gespielt. Er fordert Posthumus nach dessen Verbannung zu einer Wette heraus, die ihn näher an die Geschäfte des Königs führt. Seine Ränke richten schwere Schäden an, da er auch für die korrupte Polizei arbeitet.
Die Königin, die zweite Frau von Cymbeline, wird von Milla Jovovich (Resident Evil) gespielt. Sie will ihren nichtsnutzigen Sohn mit der Tochter des Königs vermählen, um ihre Position zu stärken und eine Dynastie gründen. Doch eigentlich verachtet sie den König, will nur seine Macht. Deshalb schürt sie den Krieg, indem sie dem König die Idee, kein Schmiergeld mehr zu bezahlen, in den Kopf setzt.
Weitere bekannte Gesichter in Nebenrollen sind John Leguizamo (John Wick 1 und 2, Ice Age (Originalstimme von Sid), Spawn, Stirb langsam 2) als Vollstrecker des Königs, Anton Yelchin (Star Trek Beyond, Green Room) als Sohn der Königin, Spencer Treat Clark (Gladiator 2), James Ransone (Captive State, Es Kapitel 2) sowie Pullman (Equalizer 2, Independence Day 1 + 2).
Regie
Michael Almereyda adaptiert ein Stück von Shakespeare, das irgendwo zwischen Hamlet und Romeo & Julia zu verorten ist. Er sieht zwar von der Darstellung Versform ab, wie etwa in den Verfilmungen von „Der Sturm (The Tempest)“ oder Coriolanus (mit Ralph Fiennes und Gerard Butler). Dafür verortet er die Geschichte in eine Kleinstadt namens Rom und stülpt ein Umfeld wie bei „Sons of Anarchy“ über das Ganze. Das funktioniert allerdings, da es mehrheitlich ein schwächerer A-Cast, B-Cast oder reine Nebendarsteller sind, mehr schlecht als recht. Einzelne Dialoge machen klar, dass Shakespeares Vorlage in der Zeit der letzten Atemzüge der römischen Republik liegen, bevor Cäsar sich zum Alleinherrscher erklärt – so wird der König gelegentlich als Cäsar angesprochen, während die Polizei dann wohl für Generäle und die Politiker für Pompeius und Crassus stehen.
Nachbearbeitung
Man wird das Gefühl nicht los, dass hier der Fundus von „Sons of Anarchy“ und Gangsterfilme ausgeplündert wurde. Bei Kleidung und Aufmachung wird nicht viel Mühe aufgebracht, was dem dreckigen Unterschicht- und Bikermilieu jedoch gut entspricht.
Die Duelle zwischen Polizei und den Schergen des Königs werden nur angedeutet und sind einigermaßen unblutig umgesetzt: Gangster oder Cops marschieren aus, aus der Sicht der Opfer oder der Halbtotalen, dazu wird das Feuer eröffnet, und danach liegen ein paar Tote auf der Straße. Der Großteil der finalen Schlacht ist nur hörbar, während Polizei und Handlanger den Kampf ausfechten, führt der König ein Gespräch mit seinem in Ungnade gefallenen Helfer mit dem Versuch, ein paar lose Enden zu ordnen.
Gelegentlich wird versucht, Shakespeare Genüge zu tun, indem Iachimo, der König oder Posthumus „gestochen“ sprechen. Bei der Unterschicht wirkt das jedoch fehl am Platz. Hier ist es wenigstens nicht so ausufernd wie bei anderen Filmen wie „The Tempest“, der total in Versform vorgetragen wurde.
Musik
Milla Jovovich singt in totaler Überschatzung ihres Talents „Dark Eyes“ von Bob Dylan (was aber der Rolle geschuldet ist). Es hat bestenfalls Karaoke-Niveau, und dafür ist man normalerweise nicht betrunken genug, um es für gut zu erachten. Sonst gibt es noch sieben weitere musikalische Beiträge, unter anderem „This is the Girl“ von Patti Smith.
Filmkritk
Ein Shakespeare-Stück im Style von „Sons of Anarchy“ und „Game of Thrones“. Nun, Sons of Anarchy kommt meiner Meinung zu kurz, und Game of Thrones würde sich wünschen, es hätte die Qualität und Tiefe des schlechtesten Shakespeare-Stücks (das Cymbeline sicher nicht ist). Trotzdem ist dieser Film nicht der große Wurf – trotz bekannter Namen im Cast und einer guten Story-Grundlage. Im Kino hätte der Film sich als totaler Reinfall verkauft, und auch werden die nicht einmal 70.000 Dollar Einnahmen wohl kaum genügen, die Schauspielergehälter zu decken. Allerdings ist der Trailer ein Beweis für gutes Marketing, denn er macht Lust auf den Film, der dann eben nur Durchschnitt ist.