24 Jahre nachdem Maximus zum Helden der Arena wurde indem er einen Kaiser besiegt, kehren wir nach Rom zurück. Maximus Traum ist nicht wahrgeworden, Rom ist noch korrupter und verkommener als damals. Es liegt Revolution in der Luft, darum gebt dem Pöbel Brot und Spiele!
Story/Inhalt
Hanno verliert bei der Verteidigung seiner Stadt seine Frau durch die Hand des Volkstribuns und wird in die Sklaverei verkauft. Als Gladiator soll er zum Vergnügen der Römer in der Arena sterben. Dabei erweckt er die Aufmerksamkeit von Macrinus, der Hanno motiviert zum Helden der Arena zu werden, indem er das Volk für sich einnimmt. Macrinus tut dies natürlich nicht uneigennützig: er will seine eigene Macht stärken, indem er geschickt manipuliert und intrigiert. Hanno fordert als Preis den Kopf den Tribunen, den Macrinus nur zu gerne liefern würde. Doch als Macrinus die wahre Identität des Kämpfers Hanno erfahrt, wittert er eine noch größere Chance. Denn Hanno ist in Wirklichkeit Lucius, der Erbe Roms. Da dessen Mutter Lucilla und der Volkstribun selbst an einer Verschwörung gegen die Kaiser Geta und Caracalla beteiligt sind, ergibt sich für Macrinus die Chance gleich mehrere Probleme mit einem Schlag zu lösen.
Kommt die Geschichte bekannt vor? Das liegt vielleicht daran, dass es eine ähnliche Wiederholung des Plots vom ersten Gladiator ist. Eine spannende Schlacht zu Eröffnung, das Hocharbeiten in den Rängen der Gladiatoren, und schließlich ein stürzender Kaiser – oder für Teil 2 eben zwei Kaiser.
Schauspieler
Hanno/Lucius wird von Paul Mescal gespielt. Der junge Schauspieler hat zwar die Hauptrolle inne und liefert eine gute Leistung, geht neben seinen Co-Stars aber etwas unter. Seine Motivation ist der von Crowes Maximus ähnlich, und man sieht mehr von Hannos Frau, bevor sie getötet wird, und doch fehlt irgendwie die Beziehung zum Hauptcharakter. Weder seine Gladiatoren-Kameraden noch als seine Identität offengelegt ist, seine eigene Mutter, finden wirklich Anschluss zu ihm. Maximus wären alle gefolgt, in die Hölle oder ins Elysium, Hauptsache mit dem Kommandanten. Bei Hanno/Lucius würde er wohl alleinstehen.
Da wären einmal der Volkstribun Acasius, kriegsmüde und verbittert und doch ein Diener Roms. Zusammen mit der ehemaligen Kaiserwitwe Lucilla (gespielt von Connie Nielsen) führt Acasius seine Legionen gegen Rom und will das verzogene Kaiserpaar stürzen. Acasius wird von Pedro Pascal (The Last of Us, The Mandalorian) perfekt gespielt, quasi als Maximus, der nicht einer Intrige zum Opfer fiel und weiter Heerführer und Held Roms blieb.
Macrinus wird von Denzel Washington (Training Day, The Equalizer) gespielt. Wie schon als Equalizer spielt er einen älteren, gesetzten Charakter, der gerne auch sitzend seine Intrigen spinnt und sich in bester römischer Manier in die höchsten Ämter schlängelt, obwohl er ein Emporkömmling ist. Doch er hat das marode Gerüst und die ekelhafte Hülle des korrupten Roms komplett durchschaut, manipuliert und formt es nach seinem Willen mit nur einem Ziel: Macht.
Das überdrehte, korrupte Spiegelbild der römischen Gesellschaft kommt in Form des Kaiserpaares Gato und Caracalla: gespielt von Joseph Quinn und Fred Hechinger. Außerdem tritt „Little Britain“-Star Matt Lucas als Zeremonienmeister des Kolosseums auf.
Leider fehlt uns ein Russell Crowe, doch Acasius ist ein gleichwertiger Ersatz und Macrinus eine erfrischend intrigante Brise, die sich nicht scheut, sich auch selbst die Hände blutig zu machen.
Regie
Ridley Scott liefert endlich die Fortsetzung zu einem der besten Filme des Jahres 2000. Allerdings einige Jahre zu spät, und ohne einen Maximus. Die Auflösung, dass Hanno in Wirklichkeit Lucius ist, ist zu billig und einfach. Auch der Werdegang der Gladiatorenkarriere von einer kleinen Arena bis in den großen Circus, läuft ähnlich ab wie im ersten Teil.
Dieses Mal mit weniger Großkatzen, dafür mehr Affen. Den Niedergang Roms in Form des Kaiserpaares hätte eine gute Analogie werden können. Doch da fehlte wohl der Schneid. Im Gegensatz dazu ist es bei der Figurenentwicklung, insbesondere bei Macrinus, gelungen, stärkere Rollen als Maximus zu schaffen. Wobei das Bild von Macrinus bestimmt dem Einsatz von Washington geschuldet ist, dem Scott einige Freiheiten einräumt.
Nachbearbeitung
Die Kämpfe fallen wieder einmal sehr beeindruckend aus. Schon die Eröffnung mit der Belagerung der Stadt und dem Angriff über das Meer ist beeindruckend, spannungsgeladen und voller Details: von den Triremen mit Belagerungstürmen, Katapulten mit griechischem Feuer und den durchschlagstarken riesigen Armbruststellungen, die bereits in Germanien in Gladiator Schneisen in die römischen Feinde rissen.
Die Arenakämpfe sind nicht minder beeindruckend. Wobei die Seeschlacht mit Haien im Wasser das Streitwagenduell aus Gladiator in den Schatten stellt. Wenn ein verdienter Gladiator gegen den aufstrebenden neuen Stern zum Kampf gerufen wird, muss man schmunzeln, spätestens wenn der neue Held eine Handvoll Sand aufnimmt.
Und nicht zuletzt die Affen: die Paviane im ersten Kampf von Hanno sind zu sehr CGI und wirken unnatürlich, fast billig. Dafür wird ein anderes Äffchen sogar Konsul… wobei diese Geschichte nicht so lächerlich ist wie die Wahrheit: denn da wurde ein Pferd namens Incitatus Konsul, ernannt von Kaiser Caligula.
Am Ende zieht Hanno/Lucius sogar mit der Rüstung von Maximus in die letzte Schlacht. Der Pöbel soll daran erinnert sein, welche Idee die aufständischen Gladiatoren beseelt.
Musik
Die Musik stammt von Harry Gregson-Williams. Obwohl Hans Zimmer angefragt wurde, lehnte dieser mit Verweis auf Gladiator ab und empfahl seinen Protegé. Das Ergebnis fällt ähnlich aus wie die Arbeiten von Zimmer, was keinesfalls ein Makel ist. Allerdings sind die Einflüsse von Zimmer unüberhörbar – sodass die Weitergabe der Fackel bei der Musik genauso nicht funktioniert wie die Weitergabe der Idee der Freiheit von Maximus an Hanno/Lucius.
Filmkritk
Fazit
Die lange erwartete Fortsetzung kann die hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen. Dafür sind die beiden Filme sich zu ähnlich was Aufbau und Ablauf angeht. Scott deutete an, ein Drehbuch für einen dritten Teil zu planen, die Frage ist aber: brauchen wir das? Die zweieinhalb Stunden waren schön und gut, doch noch einmal 24 Jahre warten? Davon abgesehen, dass Ridley Scott bereits ein gewisses Alter hat. Die aktuellen und realen Probleme sind groß genug, da brauchen wir keinen Blick auf ein vergangenes Imperium, das von alter Macht träumt. Vielleicht mit einem egomanischen, durchgedrehten Kaiser mit seltsamer oranger Frisur, auf dem Thron? Amerika kann nicht untergehen, sie sind mächtig wie das Alte Rom! Solange das Volk Brot und Spiele hat, akzeptiert es die Knute vielleicht. Aber irgendwann hält es die Schläge nicht mehr aus und erhebt sich, solange ein Held vorangeht: Ehre und Stärke!