Wer an klassische britische Krimis denkt, kommt an Agatha Christie und ihren Whodunnits, die die Identifizierung des Täters in den Fokus stellen, kaum vorbei. Zumeist angesiedelt in der Mitte des 20. Jahrhunderts, spielen Beobachtungsgabe, Kombinatorik und Geschick eine große Rolle – zumal es viele moderne Mittel der Verbrechensaufklärung noch nicht gab. Genau so einen klassischen Krimi nimmt die US-amerikanisch-britische Kriminalkomödie „See how they run“ (2022) von Regisseur Tom George aufs Korn.
Schauspieler – passt
„See how they run“ hat eine Reihe guter Schauspieler; in den Hauptrollen sind der US-Amerikaner Sam Rockwell und die irisch-US-amerikanische Schauspielerin Saoirse Ronan (Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten) zu sehen. Allerdings sind einige Charaktere – und vor allem Hauptcharaktere – etwas eindimensional in ihrer Darstellung. Der „erfahrene, aber missmutige Inspector“ und die „junge, etwas naive Constable“, die den Inspector bei der Aufklärung des Falles behilflich sein soll, sind ein unterhaltsames Duo, aber wenig mehr. Ein bisschen hat man das Gefühl, sie spielen eben jene Charaktere („erfahrener, missmutiger Inspector“ und „junge, etwas naive Constable“), was in dem Setting dieses speziellen Films nicht weiter schlimm ist, aber dabei auch etwas oberflächlich wirkt.
Story – Witziges Spiel
Wie oben bereits erwähnt, ist „See how they run“ ein unterhaltsamer Krimi, der andere Whodunnit-Krimis auf die Schaufel nimmt: Während einer Feier zur 100. Aufführung des Theaterstücks „Die Mausefalle“ von Agatha im Jahr 1953 im Londoner Ambassadors Theatre wird der US-amerikanische Regisseur Leo Köpernick ermordet. Der erfahrene, aber zynische Inspector Stoppard übernimmt den Fall, ihm zur Seite steht die junge und hochmotivierte Constable Stalker. Sie geben ein ungleiches Duo ab, das sich erwartungsgemäß die meiste Zeit über nicht unbedingt gut versteht, den Fall am Ende jedoch zusammen aufklären kann. Trotz des althergebrachten Handlungsmusters schafft es der Film, wieder etwas frischen Wind in das Genre zu bringen und gleichzeitig eine interessante Verbrecherjagd zu liefern.
Regie – Unterhaltsamer Ansatz
Über den ganzen Film hindurch fallen immer wieder ungewöhnliches Storytelling-Methoden auf. Beispielsweise wird der Anfang des Filmes in der persönlichen Sichtweise des Mordopfers erzählt – bis zu dessen Tod natürlich. Auch den Eindruck, hier ein Schauspiel zu sehen, wird nicht nur von den prototypischen Hauptcharakteren verstärkt, sondern auch von der Tatsache, dass neben dem Mordopfer auch der Inspector am Ende des Films direkt in die Kamera zum Filmpublikum spricht. So als wollte der ganze Film sagen „Seht her, wir zeigen euch einen klassischen Whodunnit-Krimi. Und weil das aber wenig originell ist, spielen wir mit den einzelnen klassischen Elementen.“ Immer wieder wird auch ein „Schauspiel innerhalb des Schauspiels“ inszeniert, da die Handlung in einem Theater spielt, das gerade ein Stück von Agatha Christie aufführt. Dadurch werden diverse Whodunnit-Elemente auch immer wieder innerdiegetisch mit einem Augenzwinkern thematisiert und damit gezeigt, dass der Film sich selbst auch nicht ganz ernst nimmt. Die bewusste Aufgesetztheit des Filmes muss auch nicht jedermanns Sache sein. Ich fand den Film jedenfalls sehr unterhaltsam und in seinem Bestreben, sich selbst und andere klassische Krimis aufs Korn zu nehmen, auch sehr gelungen.
Nachbearbeitung – Interessant
Hier fallen vor allem die ungewöhnlichen Kameraperspektiven auf, die gelegentlich im Screensplitting gezeigt werden. Beispielsweise wird eine Person, die einen Gang entlang geht, auf dem geteilten Bildschirm sowohl von vorne als auch von hinten gezeigt. In solchen und anderen Szenen, werden gleichzeitig verschiedene Perspektiven eingenommen. Allgemein finde ich die Kameraarbeit dieses Filmes oft interessant.
Musik – unauffällig
Die Musik des Films „See how they run” ist die klassische Begleitung eines Krimis, mit seinen Höhen und Tiefen. Ansonsten ist die Musik allerdings wenig besonders und fällt auch beim Zusehen nicht weiter auf.
Filmkritk
Fazit
Wenn einen die latente Aufgesetztheit des Filmes – die aufgrund seines komödiantischen Ansatzes ja mehr oder weniger mit dazugehört – nicht stört, ist der Film mit seiner Story und seiner Regie ein cooler und interessanter Zeitvertreib. „See how they run“ sorgt zwar nicht für allzu viele Überraschungen, ist aber definitiv ein unterhaltsamer Film, der mit althergebrachten Erzählmustern spielt.