Bevor Russell Crowe zum Star wurde, drehte er in seiner Heimat Australien einen umstrittenen Film, in dem er den Anführer einer Neonazi-Gang spielte. Ein Geheimtipp, den viele Leute niemals auf dem Schirm hatten. Wir reisen in die ferne Vergangenheit des Jahres 1992.
Story/Inhalt
Die junge Ausreißerin Gabe gerät in den Dunstkreis einer Bande von Neo-Nazis in einem australischen Vorort. Der Anführer Hando regiert die Gruppe mit eiserner Hand und erhebt gleich Anspruch auf die junge Frau. Sein Stellvertreter Davey ist sein willfähriger Lieutenant und der Rest dumpfe Mitläufer. Alle haben aber eines gemein: keine Bildung, keine Arbeit, vom System abhängig, über das sie Schimpfen. Ihre Freizeit verbringen sie damit, sich in Kneipen zu betrinken oder Migranten zu verprügeln.
Als diese aber ihre Bar aufkaufen, will die Bande das nicht hinnehmen und bricht einen Kampf vom Zaun. Der vietnamesische Clan ist aber zahlenmäßig überlegen, mischt die Nazis auf und brennt ihren Unterschlupf nieder. Auf der Flucht fallen sie im Haus des Stiefvaters von Gabe ein, plündern es aus und tauchen erneut unter. Als Gabe einen epileptischen Anfall hat, was Hando als Zeichen der Schwäche wähnt, verstößt er sie, worauf sie den Aufenthalt an die Polizei verrät. Die Gruppe wird aufgemischt, es entkommen nur Hando und Davey, der sich davor abgesetzt hatte. Hando setzt Davey, der inzwischen mit Gabe zusammengekommen ist, unter Druck. Worauf Gabe ihn vor die Wahl stellt: für immer der Handlanger des gescheiterten Hando zu bleiben, oder sich zu emanzipieren.
Die Darstellung der Neo-Nazis – ungebildet, dumm, arbeitslos, immer auf der Suche nach Streit und betrunken – erfüllt wohl alle Klischees, spiegelt aber die Realität gut wider. Die Dreiecksbeziehung steht zwar immer im Raum, überdeckt aber nicht die relevanten Nebenhandlungen.
Schauspieler
Ein „junger“ Russell Crowe (Outlaws) als Hando führt die Bande an. Gut gebaut, charismatisch und gerissen hat er die Gegend im Griff, doch als sich die Immigranten organisieren, geht sein Reich buchstäblich in Flammen auf und die Situation entgleitet ihm zusehends. Seine Vorurteile und der Glaube zu einer überlegenen Rasse zu gehören, blenden ihn für die Wahrheit.
Daniel Pollock spielt Handos Stellvertreter Davey. Warum er bei den Neo-Nazis mitmacht, wird nie ganz klar. Eigentlich ist er sanftmütig und will sich eine Zukunft schaffen, die unter Handos Führung natürlich nie Realität werden könnte. Als braver Stellvertreter akzeptiert er sofort den Anspruch von Hando auf Gabe, obwohl er sie heimlich liebt und auch mit ihr zusammenkommt. Doch sobald Hando pfeift, ist er bereit zu folgen. Daniel Pollock beging kurz nach dem Drehende Selbstmord, als die Beziehung zu Jacqueline McKenzie endete.
Jacqueline McKenzie spielt Gabe. Die Ausreißerin verirrt sich in die Stammbar der Nazis und schließt sich mehr aus einer Laune der Gruppe an. Selbst als nach dem Verlust des Unterschlupfs die anderen Frauen sich absetzen, bleibt sie bei Hando. Ihr ist wohl bewusst, dass Hando nur ihren Körper will, und mit den Ideen identifiziert sie sich auch nicht wirklich. McKenzie schaffte wie Crowe den Sprung nach Hollywood und spielte unter anderem in „Deep Blue Sea“ oder „Malignant“ mit. In „Das Versprechens eines Lebens“ spielte sie noch einmal an der Seite von Russell Crowe.
Regie
Geoffrey Wright glaubte mit diesem Film seinen Durchbruch als Regisseur zu schaffen. Seine Arbeit ist handwerklich zwar gut, doch das Thema und die Umsetzung entsprach auch 1992 nicht den Maßstaben und Erwartungen, sodass er danach nur drei weitere Film realisierte, bevor er 2006 eine Interpretation von MacBeth schuf. Hier schrieb er auch wieder das Drehbuch. 2018 folgte eine Miniserie, die die Handlung dieses Films neu interpretiert. Die Arbeit mit ihm gilt als schwierig, im Jahr 2000 hätte er im Film „Supernova“ Regie führen sollen, schmiss aber hin und wurde durch Walter Hill und Francis Ford Coppola (Megalopolis) ersetzt.
Nachbearbeitung
Die Welt von Romper Stomper ist düster und dreckig, so trostlos wie das Leben der Nazis. Bei den Schlägereien mit den Vietnamesen spart Wright nicht an Darstellungen der Gewalt. Der Überfall auf das Haus von Gabes Stiefvater erinnert allerdings sehr an „A Clockwork Orange“, die Sexszene zwischen Davey und Gabe ist unnötig (und könnte der Beziehung der Schauspieler geschadet haben; Anmerkung: meine Meinung).
Musik
Während eines Punktkonzerts, das in den Film integriert ist, werden zwei szenetypische Lieder gespielt. Nicht mein Geschmack, aber natürlich dem Thema geschuldet.
Filmkritk
Fazit
2018 wurde die Handlung als Mini-Serie noch einmal veröffentlicht. Dieser Film lebt indirekt von der Prominenz von Russell Crowe, der zeigt, warum er bald danach in Hollywood Fuß fassen konnte; ebenso wie Jacqueline McKenzie in einem etwas geringeren Maß. Darum kehrte sie wohl für die Mini-Serie zurück, während Crowe den Makel eine Dumpfbacke von Neo-Nazi zu mimen nicht erneut in der Vita haben wollte. Wenigstens ist der Film bei einer Sache ehrlich: die bildungsfernen, arbeitslosen dauerbesoffenen Nazis sehen sich zwar als Übermensch, sind aber jeden Tag im Leben das totale Gegenteil. Wer der Ideologie nachläuft, hat sich im Leben schon aufgegeben. Und wer heute rechts wählt, darf sich nicht wundern, wenn er morgen in einer faschistischen Dystopie aufwacht – und da ist man schneller auf der falschen Seite des Gewehrlaufs als einem lieb ist.