Am 23.12.2010 kam auf den Höhen Finnlands eine etwas andere Weihnachtsgeschichte. Als skandinavische Co-Produktion, mit etwas Hilfe aus Frankreich, wurde es bald zu einem Tipp in der Szene. 13 Jahre später ist der Film jedoch nicht so gut gealtert.
Story/Inhalt
Im hohen Norden Lapplands an der Grenze zu Russland lebt die Familie Kontio von der Zucht von Rentieren. In der Nähe graben Geologen nach möglichen Rohstoffen, was die einheimischen Samen mit Skepsis betrachten, da sie Angst haben, ihre Rentiere könnten ihre Wanderrouten dadurch verändern.
Kurz vor Weihnachten sehen sie sich aber einer anderen Herausforderung gegenüber: irgendjemand, oder etwas, hat ihre Herde angegriffen und die meisten Rentiere zerfleischt. Damit wäre die Existenz der Einheimischen zerstört.
Der junge Pietari hat aber einen anderen Verdacht, nachdem der Reihe nach seine Freunde verschwinden. Er vermutet, dass die Geologen das Grab des Weihnachtsmanns ausgegraben haben. Doch der Weihnachtsmann in seinen Büchern ist nicht der nette dicke Mann mit weißem Bart, der Geschenke bringt, sondern ein blutrünstiger Jäger, der unartige Kinder frisst. Als sein Onkel einen abgemagerten Mann findet, bekräftigt sich sein Verdacht. Doch die Erwachsenen wollen ihm nicht glauben. Stattdessen planen sie den Weihnachtsmann zu fangen und zu verkaufen um ihre Verluste auszugleichen. Ob der Weihnachtsmann da mitmacht?
Der Film verlässt sich auf eine Kombination aus Andeutungen der Bedrohung, etwas schwarzen Humor und einem kleinen Drehumfeld. Die Kerngeschichte ließe sich in zwei Sätzen zusammenfassen, dass drum herum bläht die Geschichte dann auf die 84 Minuten Laufzeit auf. Leider nimmt der Titel zu viel vorweg. Kurzweilige Unterhaltung, die aber nur einmal klappt. 6 von 10 Punkten.
Schauspieler
Jorna und Onni Tommila spielen Vater und Sohn, was sie auch im realen Leben sind. Vor allem der junge Onni überzeugt für sein Alter und schultert den Film mehrheitlich allein. Tommi Korpela spielt den Onkel, der den vermeintlichen Weihnachtsmann verkaufen will. Peeter Jakobi spielt den Weihnachtself. Alle Schauspieler sind mehrheitlich ausschließlich in skandinavischen Produktionen zu sehen gewesen. Darum hängt viel von der Synchronisation ab, die zum Glück gut ist. Ihre Leistungen sind solide, jedoch nicht überragend. 6 von 10 Punkten
Regie
Rare Exports basiert auf einem Kurzfilm von 2003 mit dem Titel „Rare Exports Inc“. Regisseur Jalmari Helander verarbeite 2010 diesen Kurzfilm zum Langfilm und wurde dadurch über die Landesgrenzen bekannt. 2014 folgten „Big Game“, mit Samuel L. Jackson und Onni Tommila, sowie 2022 der Film Sisu.
Rare Exports beschäftigte Helander gut 10 Jahre, denn der Kurzfilm wurde für den Episodenfilm „Zero-Deux“ neu geschnitten und brachte ihm die Aufmerksamkeit einen Langfilm mit französischen Geldern zu verwirklichen. Obwohl mehrfach bearbeitet, wirkt der finale Film etwas unausgegoren und kantig. Einige Fehler, etwa, dass es kurz vor Weihnachten in Lappland mehrheitlich hell ist, blieben erhalten. Eine Helikopterszene zum Finale rundet eine handwerklich gut gemachte Arbeit ab.
6 von 10 Punkten, wobei Helander mit Sisu bewiesen hat, dass er dazugelernt hat.
Nachbearbeitung
Von den Fehlern abgesehen, wurde aus dem knappen Budget (circa 2 Millionen Euro) viel herausgeholt. Auch wurde, entgegen der Forderung des Geldgebers, ein FSK16 von Anfang an angestrebt und auch eingehalten. Lange bleibt der Weihnachtsmann im Zwielicht verborgen, doch als er ans Licht tritt, wird ein verständlich furchterregender Gegner geboten. 6 von 10 Punkten, denn es bleibt sichtbar wo gespart wurde.
Musik
Von der üblichen Weihnachtsliederuntermalung wird zum Glück abgesehen, obwohl kurz vor Weihnachten ist. Musik spielt im Hintergrund nur einen unterstützenden Part. Darum keine Punkte für diese Rubrik.
Rare Exports streamen oder kaufen
Filmkritk
Fazit
Rare Exports ist ein interessanter Ansatz, der leider nur beim ersten Ansehen funktioniert. Auch wurde der Film bei Erscheinen besser bewertet wie bei der Wiederholung im TV vor gut einem Jahr. Einerseits, weil es „nichtweihnachtliche“ Filme mittlerweile in großer Anzahl gibt, andererseits ist bei Rare Exports erkennbar, dass es eines der ersten größeren Projekte des Regisseurs ist. Onni Tommila machte mit diesem Film auf sich aufmerksam, überzeugte dann neben Samuel L. Jackson in Big Game und spielte auch in Sisu eine Rolle. Das markante runde Gesicht, mittlerweile der kindlichen Naivität dieser Rolle entwachsen, ist mittlerweile vielen Leuten bekannt, auch wenn sie seinen Namen nicht nennen können – er ist eben kein William Fichtner. Rare Exports ist eine gute Alternative vor dem realen Weihnachtshorror. 6 von 10 Punkten für den Weihnachtsmann, den alle lieben werden. Oder er frisst euch auf.