Sisu ist ein finnisches Wort, für das es keine Übersetzung gibt – es steht für Beharrlichkeit und die Weigerung sich dem Schicksal zu ergeben. Das ist zwar nicht der genaue Wortlaut, der den Film einleitet. Doch es gibt den Tenor für 91 unterhaltsame Minuten vor.
Story/Inhalt
Während die Deutschen nach dem Friedenschluss zwischen Sowjetunion und Finnland auf dem Rückzug sind, findet der Einsiedler Aatami eine Goldader. Als er auf eine Gruppe von plündernden SS-Soldaten trifft, rauben sie auch ihn aus. Doch sie haben sich mit dem falschen Finnen angelegt. Dieser Mann will seinen Besitz zurück, und hat kein Problem damit jeden Nazi in seinem Weg umzubringen. Denn Aatami ist kein gewöhnlicher Einsiedler, sondern ein finnischer Skijäger, der im Winterkrieg im Alleingang über 400 Sowjetsoldaten getötet hat. Egal ob ein Minenfeld, eisige Flüsse, Hängen oder ein Panzer… dieser Mann will sein Gold. Unterstützt wird er dabei von einer Gruppe Frauen, die die Nazis als Kriegsbeute mit sich führen, und nun jede Chance nutzen ihren Peiniger jede Erniedrigung zurückzuzahlen.
Die Geschichte könnte auch von Quentin Tarantino kommen. Ohne den Versuch es als historisch richtig oder belegt zu verkaufen, bekommen Nazis hier was sie verdient haben – damals wie heute – nämlich gehörig auf die Fresse. Fuck Nazis, 8 von 10 Punkten.
Schauspieler
Jorma Tommila spricht im ganzen Film keine 5 Wörter. Aber seine stoische Haltung oder sein durchdringender Blick sollten eigentlich Zeichen genug sein, dass man sich hier mit dem Falschen anlegt. Diesen Fehler bezahlen die Nazis mit Blut, allen voran der skrupellose Kommandant Bruno, gespielt von Aksel Hennie. Dieser darf den guten, väterlichen Typen mimen. Hier ist er ein überzeugend ehrloser, kalter von Goldgier getriebener SS-Führer. Hennie spielte unter anderem den deutschen Astronauten in „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“, Max Manus im gleichnamigen norwegischen Film über den Widerstandskämpfer, der dort ebenfalls Nazis jagt, oder Tydeus an der Seite von Dwayne Johnson in „Hercules“.
In Nebenrollen sieht man außerdem Jack Doolan (Serie: „The Boys“) als SS-Unterführer Wolf und, wer in keinem finnischen Film fehlen darf: Onni Tommila. Tommila spielt unter anderem den jungen Samen Oskari in „Big Game“ neben Samuel L. Jackson, oder den Jungen Pietari in „Rare Exports – A Christmas Tale“. Weder große Wortgefecht noch aufgeblähtes Spiel sind nur um 8 von 10 Punkten zu verdienen.
Regie
Jalmari Helander kopiert hier unverblümt den Stil von Tarantino. Doch das ist nicht Schlechtes, im Gegenteil. Klar, Sisu ist genau so absurd wie Inglorious Basterds. Aber er macht Spaß und ist handwerklich gut gemacht. Klar bläst Sisu in dasselbe Horn wie seine Vorgängerfilme „Big Game“ oder „Rare Exports“. Trotzdem eine gute Arbeit. 8 von 10 Punkten.
Nachbearbeitung
Helander lässt sich bei der Ausstattung nicht lumpen. Vom einfachen Einsiedler-Lager zu Beginn über die niedergebrannte Stadt im ersten Viertel des Films bis hin zu einem echten restaurierten Panzer und Opel Blitz LKWs. Leider stand nur ein Panzer aus sowjetischer Produktion der 1950er zur Verfügung – aber darüber schaut man wohlwollend hinweg. Das weitläufige finnische Sumpfland hat auch genug Platz um ein paar Dinge in die Luft zu jagen, und davon gibt es in den 91 Minuten Laufzeit genug. 7 von 10 Punkten, ohne die Frage warum so viel original restaurierbares Material der Wehrmacht zur Verfügung steht.
Als Vorlage für die Rolle des Einsiedlers diente der finnische Soldat Simo Häyhä, der als „der weiße Tod“ nach offizieller sowjetischer Zählung über 500 sowjetische Soldaten im Winterkrieg 1939/40 tötete. Die Dunkelziffer lag wohl höher. Häyhä äußerte sich auch später nicht dazu.
Musik
Entgegen von Tarantino wird das Medium Musik von Helander nicht genutzt. Schade. Leider gibt es dafür auch keine Punkte.
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Filmkritk
Fazit
Für Fans von Inglorious Basterds oder skurrilen skandinavischen Filmen ist Sisu eine Perle. Der erste Film von Helander, der es direkt in unsere Kinos geschafft hat. Und trotz starker Konkurrenz im Frühjahr konnte Sisu das doppelte seiner Kosten einspielen. 8 von 10 Punkten für diesen Ausflug nach Lappland. Im Rahmen der Veröffentlichung der Blu-ray kam auch eine russischen Exploitation auf den Markt: Red Sniper Nazi Killer. Nicht verwechseln, denn „der weiße Tod“ jagte sowjetische Soldaten.