Morgen Kindlein, da wird’s was geben. Denn nicht der Weihnachtsmann kommt, der Krampus strebt nach eurem Leben. Konsumwahn, nervige Verwandte und keine Liebe und Besinnlichkeit – wer den Glauben an Weihnachten verliert, bezahlt einen hohen Preis.
Story/Inhalt
Max freut sich eigentlich auf Weihnachten. Wären da nicht seine Klassenkameraden, die in der Mall kleinen Kindern die Wahrheit über die Weihnachten erzählen und darum um Prügel betteln. Die große Schwester, die Weihnachten lieber mit ihrem Freund verbringen würde statt bei der Familie, und die Verwandten, die auch noch die unbeliebte Tante unangekündigt mitbringen. Einzig Großmutter mit ihren Cookies scheint ein Lichtblick zu sein. Bis die Cousins Max Brief an den Weihnachtsmann laut und spöttisch vorlesen, sodass Max ihn weinend zerreißt und statt durch den Kamin an den Nordpol in Fetzen in den winterlichen Schnee schickt.
Nachts legt sich ein Schneesturm über das Haus, Strom und Wasser fallen aus und schon bald sind zwölf Personen im Haus isoliert. Die Nachbarn sind alle in wärmeren Gefilden, nur der UPS-Mann kommt noch kurz vorbei, bevor der Schneesturm endgültig alle Verbindungen nach draußen kappt. Und dann beginnt das Grauen. Irgendjemand hat einen Schneemann vor dem Haus errichtet, und beginnt kurz darauf die Familie zu terrorisieren. Einzig Großmutter weiß was dahinter steckt. Denn sie hatte als Kind schon mal mit dem Krampus zu tun – und für ihre Familie ging es damals nicht gut aus.
Eine schöne Weihnachts-Rachegeschichte, bei der man die vielen Gründe für Krampus Rache nur zu gut versteht. Der reine Konsumwahn bei den Geschenken, der Unwillen der Jugendlichen an dem Familienfest teilzunehmen und die üblichen Familienstreitereien zwischen den Erwachsenen. Und als wäre das nicht schon genug, auch noch die Verwandtschaft aus (Zitat) „dem flachen Ende des genetischen Pools“. Gruselig kuschelige Stimmung ist garantiert, rasselnde Ketten und blutrünstige Kobolde inklusive. Da zieht der Krampus 8 von 10 Punkten aus seinem Geschenkesack.
Schauspieler
Adam Scott (Parks and Recreation) sowie Toni Collette (Hereditary – das Vermächtnis, Nightmare Alley) spielen die Eltern, die Hauptrolle spielt Emjay Antony (The Jungle Book). Als sein Onkel tritt David Koechner (Anchorman) an der Seite von Allison Tolman (Fargo – die Serie) an, ergänzt durch Conchata Ferrell (Two and a Half Men) als die unleidliche Tante.
Krampus ist wohl der Höhepunkt der Karriere von Emjay Antony, der als Max die Handlung lostritt und überzeugend voranbringt. Scott und Colette geben ihm den Freiraum, entwickeln ihre Rollen gut weiter und heben die Leistung von Antony eine Stufe nach oben. Ferrell spielt erneut eine raubeinige zynische Frau, die mit ihrem Leben im Wohnwagen abgeschlossen hat. Sie ist quasi die Kommentarstimme aus dem Off, die immer zu den unpassendsten Momenten reinplatzt.
Auch wenn der Krampus einige schon früher einsackt, sind es doch solide 7 von 10 Punkten, die der Cast hier als Opfergabe anbietet.
Regie
Michael Dougherty war für den Flop 2006 Superman Returns verantwortlich, lieferte im Folgejahr aber bereits einmal einen Feiertagsfilm der gruseligen Sorte: „Trick’r Treat – Die Nacht des Schreckens“. Seine letzte Regiearbeit war „Godzilla II – King of the Monsters“ von 2019. In Anbetracht dessen ist es wohl besser, dass er eher Drehbücher schreibt. Denn Krampus ist sein erfolgreichster Film bis heute als Regisseur, anderseits waren seine Drehbücher zu „X-Men: Apocalpyse“ und „Godzilla vs. Kong“ nicht unbedingt gut von Kritikern bewertet
Krampus ist allerdings eine solide Drehbuch- und Regiearbeit, die liefert was sie verspricht. Der böse Wintergeist ist wie so mit seiner Präsenz gruseliger als wenn er dann physisch in Erscheinung tritt. Doch da der Film sich mehrheitlich im Haus abspielt, ist das Quasi-Kammerspiel gut umgesetzt. Gefangen im Sturm, ohne Möglichkeit zu fliehen, trifft hier Spannung auf gruselige Kobolddiener, Lebküchenmännchen, vom Springteufel zur Kinderfressenden Clownpuppe. 7 von 10 Punkten.
Nachbearbeitung
Die Präsenz des Krampus ist fast spürbar, wenn der Sturm langsam das Haus einschneit und jede Fluchtmöglichkeit raubt. Auch wenn er noch als Schattengestalt über die Dächer fegt und nur die Ketten rasseln lässt, oder seine ersten Diener auf die Familie loslässt, ist er gruseliger als wenn er gegen Ende auftritt und mit einer Maske ins Licht tritt, die aussieht als hätte sie ein Schüler mit Pappmaché gebastelt. Da sind die Lebkuchenmännchen schon besser umgesetzt, und die Rückblende der Großmutter im Animationsstil ist bestimmt ein Höhepunkt des Films. Licht und Schatten im selben Film, teils gut animiert und dann plötzlich schlecht gelöst, etwa wenn dem geifernden Teddybären plötzlich grüne Knetmasse aus den Ohren trieft. 6 von 10 Punkten, weil einige Dinge gut sind. Doch vor allem die Aufmachungen gegen Ende passen eher in einen Exploit aus dem Hause Asylum.
Musik
Wenn es ein Weihnachtslied gibt, kommt es gefühlt vor. Egal ob die Klassiker von Bing Crosby, oder die allgemein üblichen Lieder. Im Abspann wird „Carol of the Bells“ passend zum Antagonisten umgedichtet zu einer Warnung vor dem Krampus statt einer Einladung an den Weihnachtsmann. Volle Punktzahl, denn obwohl elf verschiedene Lieder in zwölf Versionen eingesetzt werden, empfindet man kein einziges als unpassend oder störend. 10 von 10 Punkten – ein Weihnachtswunder?
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Filmkritk
Fazit
Wer nicht brav ist, bekommt die Rute. Oder wird in diesem Fall in die Hölle verfrachtet. Darum bewahrt den Geist der Weihnacht, den Geist des Schenkens. Gier, Neid und Unfriede rufen den Krampus und seine Schergen auf den Plan. Und mit dem Gehörnten zu verhandeln ist aussichtslos. Wenn man nur einmal im Jahr raus darf, dann will man um jeden Preis spielen. Krampus ist der Karrierehöhepunkt für den Regisseur und den kleinen Emjay Antony. Darum kommt das runde Anti-Weihnachtsdrama auf starke 7,5 von 10 Punkten. Und wenn Lebküchenmännchen durch den Kamin kommen sollten, ist es zu spät wegzulaufen.