Seit der Antike waren die Olympischen Spiele so heilig, dass für die Zeit der Spiele alle Kriege ausgesetzt wurde. Zumindest bis ins 20. Jahrhundert, denn bei den Olympischen Spielen 1972 drangen palästinensische Freiheitskämpfer in das Olympische Dorf ein und töteten das israelische Team in einer Aneinanderkettung schlechter Entscheidungen und Zufällen. Wenn man diese Tatsachen filmisch umsetzt und dann von beiden Seiten angefeindet wird, hat man wohl doch irgendetwas richtig gemacht. Abgesehen davon brachte der Film fünf Nominierungen bei den Oscars ein, unter anderem als Bester Film und Beste Regie.
Story/Inhalt
Nach dem Terrorangriff, bei dem die israelischen Athleten von palästinensischen Kämpfern getötet wurden, wird ein Agent des Mossad beauftragt die Drahtzieher zur Rechenschaft zu ziehen. Im inoffiziellen Auftrag von Ministerpräsidentin Golda Meir stellt das Kommando im Verlauf weniger Monate mehrere Beteiligte, gerät aber auch in den Sumpf von Freiheitskämpfern und Geheimdiensten. Zuletzt bleibt die Frage ob durch den Tod dieser Männer der Zyklus der Gewalt und Vergeltung gebrochen werden kann oder nur weitergeht.
Basierend auf dem Tatsachenbericht „Vengeance“ von George Jonas wird hier in relativ neutraler Sicht der Ablauf der Aktion in 164 Minuten verarbeitet. Ein spannender und guter Thriller, der aber keine der beteiligten Seiten wirklich zufrieden lässt. Gerade darum, weil eben keine Seite bevorzugt wird, und bestmöglich versucht die Ereignisse neutral darzustellen, war der Film als bester Film nominiert. 9 von 10 Punkten, auf die Kritikpunkte wird in der Nachbearbeitung genauer eingegangen.
Schauspieler
In der Hauptrolle steht Eric Bana (Troja) als Anführer des Kommandos. Der junge, eher unerfahrene Agent leitet hier seine erste größere Operation und muss sich zuerst finden. Zusammen mit seinem Team arbeitet er die Todesliste Posten für Posten ab, entwickelt aber immer mehr Zweifel über die Sinnhaftigkeit der Operation.
An seiner Seite stehen Daniel Craig (James Bond), Geoffrey Rush (The King’s Speech, Fluch der Karibik Franchise), Matthieu Kassowitz (Das Fünfte Element) und Ciarán Hinds (Dame, König, As, Spion; Game of Thrones, Rom – die Serie). Außerdem sind in weiteren Nebenrollen Mathieu Amalric (James Bond – Ein Quantum Trost) und Moritz Bleibtreu zu sehen.
Eine gute Mischung der B-Stars und Rising Stars aus dem Jahr 2005. Jeder hat seine Höhepunkte im Film, doch vor allem Craig sticht mit seiner Leistung heraus. 8 von 10 Punkten für den Cast, die Dialoge und Action gleichmäßig gewichten und glänzen können.
Regie
Stephen Spielberg muss wohl nicht vorgestellt werden. Egal ob Familienfilm, Drama, Action oder Historienfilm – Spielberg hatte zu diesem Zeitpunkt so gut wie jedes Genre bereits auf der Liste, und war mehrfach für seine Arbeiten ausgezeichnet worden. Nach Schindler Liste wendete er sich erneut einem schwierigen Thema rund um die jüdische Geschichte dazu. Mit einem soliden erzählerischen Abstand bringt Spielberg eine neutrale Abarbeitung der Tatsachen auf den Schirm, der mit Dialogen und Actionsequenzen gleichmäßig gewichtet keine filmischen Längen enthält. Zurecht wurde der Film in fünf Kategorien für den Oscar nominiert. 9 von 10 Punkten.
Nachbearbeitung
Der Film wurde bereits vor der Veröffentlichung kritisch ins Visier genommen. Sowohl palästinensische als auch israelische Vertreter warfen dem Film eine einseitige Darstellung vor, die die andere Seite bevorzugen würde. So seien (nach der israelischen Kritik) die Drahtzieher und Unterstützer der Terroristen von München als Familienmenschen und Poeten dargestellt, was ihre Handlung und die Auswirkungen für das Land relativieren würden. Gleichzeitig betonte die pro-palästinische Kritik, dass die Vergeltungsmaßnahmen des Kommandos als gerechte Reaktion dargestellt würden und die andauernde Unterdrückung eines ganzen Volks durch eine faschistische (israelische) Regierung komplett ausblenden würde. Beide Seiten unterstellen Spielberg Rassismus, der die andere Seite eindeutig bevorzugen würde. Neutrale Kritiken bezogen sich vor allem auf die Tatsache, dass nirgends hervorgehoben wird, dass der filmischen Erzählung wegen die Tatsachen nicht realitätsnah dargestellt würden und die Informationen nur aus einer einzigen, nicht eindeutig glaubwürdigen Quelle, kommen würden. Auch andere Handlungen im Rahmen der Operation Vengeance blieben komplett unerwähnt.
Ungeachtet dieser Kritikpunkte schuf Spielberg aber einen spannenden Film, bei dem Dialoge und Actionsequenzen gut aufeinander abgestimmt und gewichtet sind. Spielberg äußerte sich zu der Kritik enttäuscht über beide Seiten, die lieber einen Streit vorsetzen würde, statt den Dialog zu suchen. Mehr gibt es hierzu nicht zu sagen, außer, dass die handwerkliche Aufmachung und Bonusmaterial der Blu-ray 8 von 10 Punkten bringen.
Musik
John Williams setzte zwar einen beachtlichen Soundtrack zusammen, doch entschied, zusammen mit Spielberg, dass Musik für die Darstellung und Handlung eher nicht wichtig seien. So spielen im Hintergrund der Handlung öfter Radios, und in den Rückblenden, die den Ablauf der Geiselnahme in München zeigen, spielt ein langsames trauriges Thema, um die Dramatik zu betonen. Ein gut ausgewogener Mix, der Williams eine Normierung bei den Oscars brachte. 7 von 10 Punkten.
Filmkritk
Fazit
Der Film erschien vor gut 20 Jahren, sodass spätere – auch tagesaktuelle – Ereignisse zu diesem Konflikt entgegen des Versuchs beider Seiten keinen Einfluss haben können (und sollten). Trotzdem wird der Film, aufgrund der Kontroversen, wenn überhaupt, nur im Nachtprogramm gezeigt. Der Film erhält 8 von 10 Punkten, was eine klare Empfehlung ist. Er ist aber weder ein leichter Unterhaltungsfilm noch eine so neutrale Darstellung der Fakten, wie man es sich wünschen würde. Vor allem wird eine Diskussion hier keine Lösung für einen Konflikt bringen, der seit Generationen die Beziehungen zwischen zwei Nationen vergiften. Und es soll keinesfalls als Rechtfertigung für die Taten einer der Konfliktfraktionen dienen.