Lamb wurde unter anderem auf dem Fantasy Filmfest 2021 gezeigt und ist seit einigen Monaten als Blu-Ray und DVD erhältlich. Der isländische Film von Valdimar Jóhannsson erzählt uns die Geschichte eines Ehepaars, gespielt von Noomi Rapace (Passion) und Hilmir Snær Guðnason, die ein ruhiges Leben auf ihrer Farm führen. Doch als sich ihr langwährender Kinderwunsch endlich erfüllt, ist das Kind unerklärlich anders. Es sieht den Eltern so gar nicht ähnlich…
Schauspieler – Lebensnahe
An dieser Stelle sollte schonmal geäußert werden, dass Lamb kein Horrorfilm ist. Einige der Trailer und das restliche Marketing mögen da eventuell Erwartungen bei den Zuschauern schüren, die letztendlich nicht erfüllt werden können. Stattdessen handelt es sich bei dem Film überwiegend um ein Drama und die darstellerischen Leistungen passen dazu. Sowohl Rapace, als auch Guðnason verankern die leicht märchenhafte Geschichte mit ihren bodenständigen Performances. Sie bringen viele kleine Nuancen in ihrem Schauspiel mit sich und schaffen es den Zuschauer trotz der extrem ruhigen Erzählweise nicht emotionale zu verlieren. Besonders wichtig ist das, weil der Film kaum andere Charaktere als sie etabliert. Björn Hlynur Haraldsson stößt zwar ab einem gewissen Punkt des Films dazu und bringt eine willkommene Dynamik in seine Szenen, doch größtenteils lastet der Film wirklich auf unseren beiden Hauptdarstellern.
Story – Magischer Realismus
Lamb lässt sich nicht einfach einem bestimmten Filmgenre zuordnen. Am ehesten entspricht es wohl einer Art filmischen Version des literarischen Genres des Magischen Realismus. Es existiert genau ein fantastisches Element innerhalb des Films, welches allerdings von den involvierten Charakteren größtenteils als Teil ihrer Welt einfach akzeptiert wird. Ansonsten verhält sich der Film wie ein Drama, das sich auf seine Figuren fokussiert. Somit steht Lamb im Zeichen von anderen skandinavischen Filmen, die man in etwa dem Magischen Realismus zuordnen kann, so zum Beispiel auch Border und The Innocents aus Norwegen. Abseits der Charakterzeichnung, welche spärlich, aber gekonnt geschieht, setzt sich der Film mit Themen wie Familie, Kinderwünschen und der Diskriminierung Andersartiger auseinander. Allerdings vertieft der Film diese Thematiken nie und bleibt doch recht oberflächlich, was jedoch zu der schnörkellosen Inszenierung passt. Etwas mehr Konflikt hätte dennoch der Handlung potentiell gut getan.
Regie – Ruhige Inszenierung
Jóhannsson verfängt den Zuschauer in still inszenierten Kameraeinstellungen der weiten isländischen Landschaften. Nur in seltenen Fällen baut er über die Kameraführung Spannung auf, beispielsweise dann, wenn wir das Ergebnis einer Geburt nicht sehen können, sondern lediglich die Reaktionen der Figuren. Jóhannsson verlässt sich ganz und gar auf seine Darsteller, genauso wie er sich auf die weiten Felder und klaustrophobisch anmutenden Berge als Setting verlässt. Daher bleibt Lamb selbst dann, wenn es zum Ende hin ein bisschen durchgedrehter wird, herrlich unaufgeregt. Gleichzeitig verlangt der Regisseur aber auch viel Geduld vom Zuschauer, die man einfach mitbringen muss.
Nachbearbeitung – Sehr spezielle Spezialeffekte
Die VFX-Effekte beschränken sich bei Lamb auf eine Figur. Umso wichtiger ist es also, dass diese gut aussehen. Glücklicherweise funktioniert die Effekts-Arbeit trotz dem geringen Budget. Ansonsten bleibt der Film fernab einer auffälligen Nachbearbeitung.
Filmmusik – Dröhnendes Unwohlsein
Þórarinn Guðnason, der Komponist des Films, vertraut auf gewohnt unangenehme Töne, wie wir sie inzwischen oft aus Horrorfilmen gewohnt sind. Darin werden die Ängste der Figuren sowie die Unerbittlichkeit der Landschaft ausgezeichnet aufgefangen. Allerdings bleibt keines der Musikstücke anschließend im Gedächtnis und teils fühlt sich die Musik doch schon etwas zu karg an.
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Filmkritk
Selbst für einen Film, der darauf besteht karg zu sein. Lamb ist ein Arthouse Film, auf den man sich einlassen muss. Viel Sitzfleisch und Verständnis für Ungewöhnliches sollte man mitbringen. Denn die ruhige Erzählweise ist nicht etwas für jeden Zuschauer. Wem Border gefallen hat, der sollte auch hiermit auf seine Kosten kommen.