„Kraven the Hunter“ ist der neueste und auch letzte Eintrag (mit Ausnahme von einem potentiellen Venom-Auftritt) in Sonys Spider-Man Universe. Er hebt sich von seinen Vorgängern in erster Linie durch seine Brutalität und lange Laufzeit ab…
Story – Here we go again
Bevor er zu Kraven wurde, war er Sergei Kravinoff – Sohn eines kriminellen Vaters, wobei die schwierige Beziehung zu diesem im Laufe des Films thematisiert wird. Bei einem gemeinsamen Jagdausflug mit ihm und seinem Halbbruder Dmitri (Fred Hechinger, zuletzt bekannt aus Gladiator 2) wird er von einem Löwen tödlich verwundet und trifft auf die im Film hastig eingeführte Calypso, die ihm mit einem mystischen Elixier, das sie von ihrer Großmutter geerbt hat, das Leben rettet.
Darüber hinaus verlieh ihm dieses übermenschliche Kraft, Geschwindigkeit und geschärfte Sinne. Konfrontiert mit der Zukunftsvision seines Vaters, in der Sergei dessen kriminelles Imperium übernehmen solle, und mit der Bitte seiner verstorbenen Mutter im Kopf, dies niemals zu tun, entscheidet sich Sergei seinen Bruder zurückzulassen und zu fliehen.
Einige Jahre später hat unser titelgebender (Anti)Held sein neues Alias angenommen, und verbringt seine Zeit damit, der gesetzlosen Unterwelt ein Dorn im Auge zu sein, wobei die Bezeichnung „Messer in der Brust“ hier treffender wäre. Als er anlässlich des Geburtstages seines Bruders wieder zurück in London ist, wobei wird dieser vom Gangsterboss Aleksei Sytsevich/Rhino (Allessandro Nivola) entführt wird, setzt er, gemeinsam mit Calypso (Ariana DeBose), alles daran, diesen wieder zurückzubekommen. Dabei stehen ihm, neben einem Heer von Handlangern und dem Oberbösewicht Rhino auch noch der mysteriöse Kopfgeldjäger, „The Foreigner“ (Christopher Abbott) im Weg…
Alles in einem eine klassische Superheldengeschichte, ohne sonderlich überraschende Wendungen.
Regie – Keine Glanzleistung
Die Regie führte J.C. Chandor, dessen Drehbuch für „Der große Crash – Margin Call“ für einen Oskar nominiert wurde, sein Regiedebüt wurde durch den National Board of Review Award ausgezeichnet. Leider ist ihm „Kraven the Hunter“ nicht so gut gelungen.
Der Film punktet zwar bei vielen Fans durch seine, in den Filmen von Sony’s Spider-Man Universe ungewohnte, explizite Darstellung von Gewalt, die dafür benötigten Actionszenen sind aber eher spärlich eingeworfen. Sie stehen im Kontrast zu langen Dialogen, die sich gerne mal im Kreis drehen und einer ausgiebigen Vorgeschichte, was im Film schnell einmal zu Längen führt, insbesondere in der Mittelsektion. Auch die Spannung für das grande Finale aufzubauen, will nicht so richtig gelingen. Charakterentwicklung ist bei den Darstellern schwer festzustellen, die Chemie zwischen den Protagonisten nicht so richtig gegeben.
Lobenswert sind allerdings die Choreografien der Actionszenen, wobei insbesondere die Verfolgungsjagd in London auch in Bezug auf die Kameraführung positiv hervorzuheben ist.
Schauspieler – überraschend enttäuschend
Aaron Tailor Johnson hat sich in seiner Karriere in letzter Zeit unter Beweis gestellt, als Beispiel sei hier „Bullet Train“ oder „Nosferatu“ zu nennen. Jedoch scheint es so, als ob ihm dieser Film nicht viel gegeben hätte, mit dem er arbeiten könnte – Kraven ist als Charakter auf der Leinwand ziemlich eindimensional und monoton. Optisch jedoch ist er hervorragend gecastet.
Ariana DeBose, zwar bereits ausgezeichnet durch einen Oscar (Nebendarstellerin in der „West Side Story“), wirkt abseits einer Beerdigungs-Szene, in der sie glänzen konnte, eher wie im falschen Film. Die Chemie zwischen ihr und dem Titelhelden ist, wenn überhaupt, sehr spärlich vorhanden.
Die großen Pluspunkte in diesem Film sind Russel Crowe und Alesandro Nivola. Nivola spielt seinen Charakter so, wie man es in einer Comicbuch-Verfilmung erwarten würde, und ist dabei durch und durch unterhaltsam, auch wenn nicht unbedingt furchteinflößend. Die Leinwandlegende Crowe liefert eine überzeugende Performance und lässt sein reichlich vorhandenes Charisma spielen.
Christopher Abbott als der „Foreigner“ verfügt durchaus über eine einschüchternde Präsenz.
Musik – sticht nicht hervor
Die Filmmusik wurde von Benjamin Wallfisch sowie Evgueni und Sacha Galperine komponiert. Thematisch adäquat, jedoch insgesamt eher generisch, bleibt da nicht allzu viel in Erinnerung. Sehr passend eingesprenkelt war eine Darbietung von Black Sabbaths „Changes“, wie sich am Ende des Films herausstellt.
Nachbearbeitung – billige Effekte
Es hapert an der Qualität der Effekte. Wenngleich der oben erwähnte Löwe und eine später auftretende Büffelherde im ersten Drittel des Filmes noch eine gute Figur machen, sehen Kraven’s Mauer-Kletter-Manöver und ein gewisser Schneeleopard schon sehr viel weniger überzeugend aus, was bei einem Budget von 110 Millionen Dollar nicht unbedingt sein muss.
Kraven the Hunter Steelbook
Filmkritk
Fazit
Wenn man ohne große Erwartungen auf der Suche nach einem generischen Action-Flick ist, kann man sich „Kraven the Hunter“ durchaus geben. Mehr ist dann aber nicht dran. Der Cast sieht zwar am Papier beeindruckend aus, aber das Zusammenspiel funktioniert leider nicht so recht, und dass der Film für 2 goldene Himbeeren nominiert wurde, lässt sich durchaus nachvollziehen.