Franka Potente ist als Schauspielerin (Lola rennt, Die Bourne Verschwörung) nicht nur im deutschen Raum bestens bekannt. Mit Home wagte sie sich 2020 als Regisseurin an ihren ersten Langfilm. Ob ihr Debütwerk überzeugen kann, erfahrt ihr hier in unserer Kritik.
Schauspieler – Stark
Der eher unbekannte und ehemalige Soldat Jake McLaughlin spielt den Mörder Marvin, der seine 17-jährige Haftstrafe verbüßt hat und einen Neuanfang starten möchte. Den zwar muskulösen, volltätowierten, aber innerlich reuigen, kindlich-fragilen Ex-Knacki nimmt man McLaughlin in jeder Sekunde ab. Eine echte Entdeckung. Oscargewinnerin Kathy Bates fährt auch mit 73 Jahren wieder einmal zu Höchstform auf und strahlt als Mutter von Marvin eine großartige Präsenz aus. Aisling Franciosi (die bereits in 2 Folgen von Game of Thrones mitspielte) komplettiert das Hauptprotagonisten Trio, sie spielt die Enkelin des Opfers. Auch sie weiß in ihrer Rolle durchaus zu überzeugen. Ebenfalls zu erwähnen ist noch Derek Richardson, den Ehemann von Franka Potente, der Marvins drogensüchtigen Jugendfreund Wade spielt. Richardson durchlebt für seine Rolle eine krasse körperliche Verwandlung und bleibt als verängstigter und vom schlechten Gewissen geplagter Mann in Erinnerung.
Story – Altbekannt, dennoch fesselnd
Filme mit Ex-Knackis die heimkehren, gibt es genug. Dennoch weist der Plot mit seinen Themen Heimat, Schuld, Sühne und soziale Verwahrlosung genug spannende Themen auf, um den Zuschauer zu fesseln. Das Drama spielt zwar in einem amerikanischen Setting, könnte aber ebenso gut an jedem anderen Ort spielen. In dieser Umgebung lässt Potente ein spannendes Sammelsurium an Charakteren aufeinandertreffen, die alle auf die eine oder andere Art verloren sind. Die Story spielt dabei mit allgemeingültigen Fragen des menschlichen Zusammenlebens und regt so durchaus zum Nachdenken an.
Regie – Gelungen
Nach ihrem künstlerischen 43-Minüter Der die Tollkirsche ausgräbt von 2006, ist Home wie erwähnt der erste Langspielfilm von Franka Potente. Dieser Umstand fällt aber gar nicht groß auf, denn Potente baut ihren Film gekonnt ruhig und behutsam auf. Schnell wird klar, dass sie auch hinter der Kamera mehr als gut aufgehoben ist. Home ist dicht inszeniert, wirkt stets spannend und abwechslungsreich. Auch wenn Potente vielleicht nicht das ganze Potenzial der Geschichte ausschöpft und stellenweise auch etwas zu dick aufträgt, gelang ihr dennoch ein berührender, differenzierter, aber nie ausbeuterischer Film. Auch die souveräne Bildführung ist noch zu erwähnen, mit dem deutschen Kameramann Frank Griebe hat sie als Schauspielerin bereits an einigen Projekten zusammengearbeitet.
Filmmusik – Okay
Musik wird wenig und pointiert eingesetzt. Diese kann dann allerdings nicht immer ganz überzeugen. Am besten funktioniert die Musik wenn die Szenen mit dem Soundtrack aus Marvins Jugend unterlegt sind. Im Film sind das die Donots, deren Songs hier perfekt passen.
Nachbearbeitung – Solide
Potente präsentiert den Film so authentisch wie möglich, weswegen man in Sachen Nachbearbeitung wenig Außergewöhnliches erwarten kann. Home ist mit vielen lichtdurchfluteten, oft aber auch blassen Bildern erzählt, was gut zum Rest des Films passt. Auch Schnitt und Sound sind angenehm und solide.
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Filmkritk
Fazit
Mit Home inszeniert Franka Potente ein fantastisch gespieltes und gut erzähltes Drama, welches mit einfachen, ehrlichen Figuren aufwartet und thematisch tiefgründige Themen anspricht. Ein überzeugendes Debüt, das nicht zu sehr anstrengt und durchaus zum Nachdenken anregt.
Fazit
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Schauspieler
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Story
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Regie
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Filmmusik
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Nachbearbeitung