Zwischen den Weltkriegen fanden sich unzählige Spiritualisten, Philosophen und sonstige Erleuchtete ein, die mit ihren Lehren die Welt verändern wollten. Einige hatten Erfolg, andere scheiterten ohne eine große Gefolgschaft. Einige wurden Massenbewegungen, andere führten in den Untergrund.
Eine dieser Personen war Doktor Ritter, der auf dem entlegenen Galapagos-Archipel ein neues Eden schaffen wollte. Doch jedes Paradies hat auch eine Schlange. Eine wahre Geschichte.
Story/Inhalt
Dr. Ritter lebt mit seiner Gefährtin Dore, die an Multipler Sklerose leidet, auf dem Archipel Floreana. Während die kranke Frau für ihr Überleben kämpft, schreibt er an seinem Werk, das die Welt verändern soll.
Eines Tages taucht die Familie Wittmer auf, die vor den aufstrebenden Nazis auf Deutschland geflohen ist. Vater Heinz, Veteran des Weltkriegs, seine Frau Margret und ihr Sohn Harry. Ritter lässt sie widerwillig ansiedeln, in der Hoffnung, dass dem ehemaligen Beamten bald die Lust am harten Leben vergeht. Doch die Wittmers leben sich ein, errichten ein Haus und schaffen sich eine Zukunft.
Später taucht, inspiriert von der Geschichte des Überlebenskampfs von Dr. Ritter und der Familie Wittmer, die Baroness mit ihren beiden Begleitern auf. Sie wollen sich ebenfalls niederlassen und ein Luxushotel errichten. Doch der abgehobene, elitäre Lebensstil der Baroness ist in dieser Welt fehl am Platze. Zuerst will Ritter die Wittmers gegen die Neuankömmlinge ausspielen, stellt dann aber fest, dass er sie als Verbündete braucht. Die Spannungen im Paradies nehmen zu: Diebstähle, Verschwörungen gegen die anderen Gruppen, Mord an Nutztieren. Es könnte Eden sein, doch menschliche Begehrlichkeiten machen es zur Hölle auf Erden.
Schauspieler
Dr. Ritter wird von Jude Law (Phantastische Tierwesen, ) gespielt. Der ehemalige Arzt und Wissenschaftler versucht sich als Philosoph, giert einerseits nach der Achtung der anderen, und ist doch nur ein Opportunist, der glaubt sein persönliches Weltbild würde die Zivilisation verändern.
Vanessa Kirby (Napoleon, The Crown) spielt Dore. Obwohl von der Krankheit gezeichnet, bewirtschaftet sie den Garten und sorgt dafür, dass Ritter zu Essen und Unterkunft hat.
Daniel Brühl (Rush) spielt Heinz Wittmer, ehemaliger Soldat und kaiserlicher Beamter. Seine Familie hat alles auf die Zukunft auf Floreana gesetzt und muss es schaffen. Mit viel Einsatz fassen sie trotz aller Widerstände Mut und Fuß und versuchen sich eine Zukunft aufzubauen. Seine Frau Margret wird von Sydney Sweeney (Wo die Lüge hinfällt) gespielt. Der Sohn Harry von Jonathan Tittel (Crooks).
Die Schlange im Paradies sind die Baroness und ihre beiden ergebenen Begleiter. Die Baroness wird von Ana de Armas (Ballerina) gespielt. Rudi von Felix Kammerer (Im Westen Nichts Neues), sowie Toby Wallace (The Bikeriders) als Robert Phillipson.
Die Synergien zwischen den Schauspielern überzeugen und schaffen in Kombination ein perfektes Netz aus Intrigen und persönlichen Begehrlichkeiten. Während die Baroness vor allem ihren Körper und Charme einsetzt, sucht Ritter nur die Ruhe vor der lauten Welt, die seiner Philosophie entgegensteht, während die Wittmers eine neue Zukunft suchen.
Regie
Ron Howard ist eine Koryphäe vor und hinter der Kamera. Als Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur konnte er bisher 2 Oscars gewinnen und wurde für fast 100 Preise nominiert. Er legt Wert auf die Geschichte, die von erfahrenen Schauspielern umgesetzt werden sollen. Die Handlung geht bei seinen Arbeiten über den Einsatz von Effekten, Action oder dem einfachen Einsatz von Schauspielern des Namens wegen. Das zeigt sich hier besonders im Detailgrad, in dem Howard die Inputs aus Briefen, Büchern und den Erinnerungen der Wittmers zusammenfügt (mehr dazu in der Nachbearbeitung)
Die meisten Schauspieler kennt er aus früheren Projekten, etwa Daniel Brühl aus „Rush“. Bei Sydney Sweeney schafft er es zum ersten Mal, dass sie mich in einer Rolle überzeugen kann und nicht das Gefühl bleibt, sie sei nur ihres Aussehens wegen gecastet worden. Und Ana de Armas wird gekonnt als das in Szene gesetzt, was heute wohl eine oberflächliche, manipulative Influencerin wäre, die das Vermögen ihrer Eltern für ihren abgehobenen Lebensstil durchbringt und sich einen Adelstitel umhängt, um sich über die anderen zu erheben.
Nachbearbeitung
Die Geschichte basiert auf den Aufzeichnungen und Briefen, die Dr. Ritter während seiner Zeit auf der Insel verschickt hat, sowie den Büchern, die nach dem Verlassen der Insel zuerst von Dore verfasst wurden, und der Gegendarstellung von Margret Wittmer. Auch wenn einige Details dramaturgisch aufgearbeitet wurden, ist im grundlegenden Sinne die Realität abgebildet.
Die Nachfahren der Wittmers leben noch heute auf der Insel und betreiben ein kleines Hotel.
Musik
Die Musik ist hier zur Begleitung und Untermalung gelegt, steht aber abgesehen von den Platten, die die Baroness spielen lässt, niemals im Vordergrund. Und auch diese Musik dient dazu hervorzuheben, wie fehl am Platze die Baroness in dieser Welt ist. Die Schlange im Paradies zischelt nicht, sie singt und vollführt einen Fächertanz.
Filmkritk
Fazit
Ron Howard schafft es schon wieder einen starken Film mit einer guten Handlung, einem Top Cast und einem nahezu perfekten Gesamtbild zu liefern. Leider wurde der Film im Kinoprogramm etwas stiefmütterlich platziert; ich zumindest hatte es nicht geschafft. Doch ob Streaming oder als Blu-ray – Eden ist eine klare Kaufempfehlung.