In Ergänzung zur Kritik von „Tirailleur – Mein Sohn der Soldat“ stellt der Film Indigènes aus dem Jahr 2007 hier algerische Soldaten in den Fokus, die für Frankreich zu den Waffen griffen. 1958 stellte Frankreich dann die Rentenzahlungen an diese Soldaten ein, da ihre Länder sich für unabhängig erklärten. Die Gerichtsverhandlungen zogen sich dann bis 2005, wo Frankreich zu Zahlung der ausstehenden Renten verurteilt wurde. Trotzdem wurde bis zum Erscheinen des Films kein Euro ausbezahlt.
Story/Inhalt
Nach der Landung der Alliierten in Nordafrika verlassen viele Soldaten ihre Dörfer um für die Befreiung Frankreichs in die Schlacht zu ziehen. Obwohl schlecht ausgerüstet, mäßig ausgebildet und von den Franzosen diskriminiert ziehen sie in einige schwere Schlachten. Ihre Feuerprobe erleben sie am Monte Cassino, über Marseille und das Rhône-Tal führt ihr Weg schließlich in die Vogesen und ins Elsass. Immer in erster Linie, jahrelang im Gefecht werden sie trotzdem benachteiligt, ob bei der Verpflegung, der Ausrüstung oder bei Beförderungen. Aufbegehren gegen die Behandlung wird allerdings schnell und hart bestraft.
Im Elsass stehen Messaoud, Said, Abdelkader und Yassir nach einem Hinterhalt plötzlich alleine da und vor der Wahl: zu viert ein Dorf zu halten oder sich zurückzuziehen und auf Verstärkung zu warten. Sie entscheiden sich der Wehrmacht entgegenzustellen – für den Ruhm, und für ein freies Frankreich.
Ein guter Kriegsfilm über ein normalerweise vernachlässigtes Thema. Die Schlachten sind gut inszeniert, die Handlungen neben den Kämpfen richtig dosiert und bis auf Kleinigkeiten fehlerfrei umgesetzt. 8 von 10 Punkten.
Schauspieler
Sami Naceri wurde durch die Taxi-Reihe in Frankreich bekannt, die zu diesem Zeitpunkt aber bereits qualitativ in der Abwärtsspirale war. Sein Auftritt ist stark, obwohl Yassir nicht immer im Fokus der Geschichte liegt. Das gilt auch für Sami Bouajila als Abdelkader. Bouajila war immer wieder in amerikanisch-französischen Kooperationen wie Ausnahmezustand oder Inside Ring zu sehen.
Messaoud, gespielt von Roschdy Zem, ist als rebellischer Algerier, der in Marseille seine Liebe findet und gegen die französische Bevormundung aufbegehrt, bestimmt die schauspielerische Überraschung des Films. Er spielte unter anderem in „The Cold Light of Day“ und ist ein erfolgreicher Regisseur. In seinem Film „Omar – ein Justizskandal“ von 2012 brachte er den Großteil dieses Casts erneut zusammen. Der vierte Hauptcharakter ist Said, gespielt von Jamel Debbouze, der schon mit „Die zauberhafte Welt der Amelié“ und als Baumeister in der Realverfilmung „Asterix und Obelix: Mission Kleopatra“ auf sich aufmerksam machte.
Durchwegs solide Leistungen, die sich 8 von 10 Punkten verdienen.
Regie
Rachid Boucharab bringt mit seiner Arbeit einen Film, der in Relation mit amerikanischen Kriegsfilmen mithalten kann. Für den Mainstream kontroverse Themen schrecken ihn nicht ab, sondern er fordert damit heraus. So auch in seinen Vorgängerprojekten „Little Senegal“ oder „Cheb“. Handwerklich und Story technisch zieht er viele Register richtig und schafft 7 von 10 Punkten. Etwas zu viel Schmalz und Pathos für das Finale – 4 gegen die ganze Welt ist zu viel des Guten.
Nachbearbeitung
Trotz 14 Millionen Euro Budget mussten bei Schlachten und Aufmachung einige Abstriche gemacht werden. Doch das schadet dem Film nicht, wenn auch der Sturm auf den Monte Cassino eindeutig die Eröffnung von „Der Soldat James Ryan“ kopiert und die Schützenlöcher in den verschneiten Vogesen auch aus einer Folge „Band of Brothers“ stammen könnten.
Die Special Edition der DVD umfasst die Originalfassung sowie die Fassung, die für die Oscarnominierung eingereicht wurde. Ergänzend dazu findet sich auf der Disc 2 die Dokumentation zu den historischen Hintergründen der algerischen Freiwilligen und weiteres Bonusmaterial.
7 von 10 Punkten für diese Variante, die Blu-ray wurde bei Ton und Bild etwas nachgeschärft.
Musik
Neben berbischen Volksweisen und einem vollmundigen Vortrag der französischen Hymne fällt die Musik eher nebensächlich aus. 4 von 10 Punkten, zumindest ein zeitgemäßes Chanson hätten eingefügt werden können.
Indigènes – Tage des Ruhms kaufen
Filmkritk
Fazit
Ein solider Eintrag für die Liste der Kriegsfilme. Ein mehrheitlich ausgeblendetes Thema, das gut umgesetzt wird ohne die Identität zugunsten von überwogenden Kampfszenen herzugeben. Doch wer einen knalligen Actionfilm sehen will, wird durch die Sequenzen in den Lagern oder in der Etappe eher gelangweilt werden. Gesamt 7 von 10 Punkten, der zurecht 2007 für den Oscar nominiert war.



