Tom Clancy war für den geopolitischen und militärtechnischen Thriller eine Legende. Auch wenn seine Szenarien etwas aus der Zeit gefallen sind, genügen erschreckend wenige Anpassungen um einen zeitgemäßen Thriller zu schaffen. Mit dem Spiele-Franchise Rainbow Six stehen (je nach Zählung) zehn Spiele plus Erweiterungen und diverse Romane rund um das Team Pate für Quellenmaterial.
Story/Inhalt
John Kelly ist Navy Seal und mit seinem Team in Syrien eingesetzt. Bei einer von der CIA geleiteten Operation dringen sie allerdings in ein russisches Munitionslager ein. Einsatzleiter Ritter spielt die Sache runter und die Soldaten kehren nach Hause zurück. Doch als Attentäter beginnt das Team Mann für Mann auszuschalten, und statt John Kelly seine schwangere Frau exekutieren, kappt Kelly alle Verbindungen und geht auf eigene Faust auf die Jagd nach den Verantwortlichen. Unterstützt von einem Team-Commander und einem Team folgt er den Hinweisen nach Murmansk in Russland. Sollten sie dort allerdings auffliegen, droht der 3. Weltkrieg.
Der Roman, der als Grundlage diente, erschien 1993. Die Adaptionen, um die Geschichte zeitgemäß zu gestalten, ließen aber nur ein Grundgerüst übrig. Da der Film als Grundlage für weitere Filme und eine Serie rund um die Organisation Rainbow schaffen sollte, wurde bereits viel Hintergrundmaterial eingearbeitet. Das alles schadet leider diesem Film, der alleinstehend vielleicht hätte funktionieren können, hier aber zu einem Flickwerk verkommt. 3 von 10 Punkten, für ein alleinstehendes Projekt wäre bedeutend mehr drin gewesen.
Schauspieler
In der Hauptrolle John Kelly übernimmt Michael B. Jordan (Rocky: Legacy Trilogie oder Killmonger aus Black Panther) die Fackel von Willem Dafoe (Nightmare Alley), der die Rolle 1994 in der Verfilmung „Das Kartell“ übernahm. Obwohl es mehrere Versuche gab, teils mit namenhaften Schauspielern, die Rolle von John Kelly einen Solo Film zu geben, wurde bis dahin keine umgesetzt. Jordan gibt er Rolle ein anderes Bild als in den 1990ern: heute ist er ein durchtrainierter Navy Seal, der nach einem persönlichen Verlust unaufhaltsam die Täter stellen will. Zerrissen zwischen Loyalität zu seinem Land und seiner persönlichen Rache überzeugt Jordan in seiner Hauptrolle auf ganzer Linie.
Jamie Bell arbeitete sich über die Jahre vom Nebendarsteller zum Hauptdarsteller hoch. In seinem Spiel fühlt man sich an seine Rolle in der Serie „Turn – the Washington Spies“ erinnert. Er spielt sowohl den schmierigen CIA-Kontaktmann, der seine Mission über das Leben der Soldaten stellt, ebenso überzeugend als auch den zweifelnden Agenten, der sowohl seine Arbeit schützen will als auch opportunistisch darauf lauert die Karriereleiter hinaufzusteigen.
Jodie Turner-Smith und Guy Pearce runden den Cast mit Charakter und Charisma ab. Der Cast kompensiert viele Schwächen der Story und erarbeitet 8 von 10 Punkten, die vor allem Jordan und Bell erarbeiten.
Regie
Stephano Sollima führte bei der Serie Gomorrha und Sicario 2 bereits Regie und ist damit mit action- und Story basierten Material vertraut. Die Kämpfe sind gut choreographiert und spannend, die Schauspieler liefern Bestleistungen. Doch die dünne Story, die aus zu viel verschiedenen Quellmaterialien zusammengeschustert wirkt, kommt eben bei diesen Kämpfen dann manchmal wie ein Rainbow-Six Ballerspiel rüber. Der mehr auf Serien spezialisierte Regisseur hätte sich hier wohl eloquenter durchsetzen sollen um einen Film zu schaffen, der die Grundlage für eine Serie sein könnte, statt etwas, das wie der Versuch eines Pilotfilms wirkt. 5 von 10 Punkten.
Nachbearbeitung
Michael B. Jordan nutzte seine üppigen Gehaltsschecks von MCU und den Rocky: Legacy-Filmen um ein eigenes Produktionsstudio zu gründen. Dieses Studio realisierte den Film.
Auch gilt Jordan als ein Kenner des Rainbow Six Franchise, der viele Inputs einbrachte. Im Making-Of betonen Regisseur und Schauspielkollegen, dass Jordan quasi einen Schalter in sich umlegen kann, der ihn zum reinen Schauspieler macht und den Produzenten quasi auf stumm schaltet. Doch wer das Material kennt und augenscheinlich dafür lebt, hätte wohl mehr auf eine runde Story geachtet – oder vielleicht war doch zu viel Fan schuld daran, dass die Geschichte schwächelt.
Einsatzbereitschaft war da, doch das Drehbuch ist hier das Problem. Leider verschwendetes Potential und eine verpasste Gelegenheit. 6 von 10 Punkten.
Musik
Egal ob bei Kämpfen oder in den Dialogsequenzen, den ganzen Film über sind Themes aus dem Rainbox Six Spielefranchise eingewoben. Zumeist nur in wenigen Takten eingespielt, zieht sich das durch die gesamte Laufzeit. Daneben sind fünf weitere Musikbeiträge enthalten. Das eine Fanservice, die Lieder Ergänzung zur Untermalung. Da keine großen Nummern dabei sind 5 von 10 Punkten.
Filmkritk
Fazit
Gut gedacht, eher mäßig gemacht. Alleinstehend wäre es ein typischer Eintrag für das Actiongenre. Doch der große Namen Tom Clancy weckt vielleicht Erwartungen, vor allem, wenn man weiß, dass es die Grundlage für Rainbow Six sein könnte. Und genau daran scheitert Gnadenlos. Die Schauspieler machen zwar viel wett, doch im Gesamtbild sind 5,5 von 10 Punkten eine gute Benotung für ein unrundes Endprodukt.



