Nach dem Menschenhandel und Waffenhandel ist der Handel mit Blutdiamanten das lukrativste Geschäft, das nebenbei auch noch die beiden anderen großen Märkte finanziert. Darum wurde 2006 rund um dieses Thema ein starbesetztes Action-Spektakel veröffentlicht.
Story/Inhalt
Der Bürgerkrieg in Sierra Leone führte zufällig zwei Personen zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der Schmuggler und ehemalige Söldner Archer lernt in einem Gefängnis den ehemaligen Fischer Vandy kennen, der von Rebellen in einer Diamantenmine versklavt wurde. Als der Bürgerkrieg die Hauptstadt erreicht, bietet Archer Vandy seine Hilfe an, seine Familie freizukaufen und Vandys Sohn zu befreien, der von den Rebellen als Kindersoldat missbraucht wird. Dafür muss Vandy Archer nur den riesigen, pinken Diamanten aushändigen. Zusammen mit der Reporterin Maddy Bowen müssen sie allerdings zuerst das Kriegsgebiet durchqueren, Archers Söldnerkollegen und die Rebellen loswerden, und dann noch sicher das Land verlassen.
Eine spannende Geschichte, die viele Themen aufzeigt und Zustände in Bürgerkriegsgebieten und Kindersoldaten ebenso unbewertet darstellt wie der südafrikanische Hintergrund von Archer, die Arbeit seiner Söldnerkollegen und die generellen Zustände in den Bürgerkriegs- und Nachbarländern, in denen die Lager kaum bessere Zustände bieten wie das Kriegsgebiet selbst. Die 2000er waren noch eine Zeit, in der eine gutes Drehbuch gleich wichtig bewertet wurde wie ein Cast, was hier 8 von 10 Punkten bringt.
Schauspieler
Leonardo DiCaprio (Archer), Jennifer Connelly (Maddy Bowen) und Djimon Hounsou (Vandy) sind das Dreieck der Hauptcharaktere. DiCaprio bringt den opportunistischen Schmuggler, der eine Chance wittert, genauso plausibel rüber wie Hounsou den einfachen Mann, der einfach nur sein Leben zurückwill und dafür bereit ist durchs Feuer zu gehen. Connelly wieder spricht die Situation mit dem Westen an, der sich zwar über die afrikanischen Bürgerkriege aufregt, doch nach Sport und Wetterbericht schon wieder vergessen hat, dass auf dem Kontinent Leute sterben müssen damit der Verlobungsring „nur“ 3 Monatsgehälter kostet. DiCaprio war zurecht für diesen Film als bester Hauptdarsteller nominiert, Hounsou als bester Nebendarsteller. Die 143 Minuten Laufzeit verfliegen aber geradezu, was dieser Nominierung recht gibt.
Ergänzt wird der Cast durch Arnold Voosloo (Die Mumie Franchise) und Michael Sheen (Good Omens). Auch die Nebendarsteller liefern durchwegs ab, darum 8 von 10 Punkten.
Regie
Drehbuchautor und Regisseur Edward Zwick lieferte in den frühen bis mittleren 2000ern mehrere Blockbuster in Serie: Last Samurai (2003), Blood Diamond (2006) und Defiance (2008). Er legt Wert auf ein gutes, rundes Drehbuch, in dem der Cast die ganze Palette ihres Könnens abrufen muss. Auch wenn für die Kommerzialisierung viele Dinge beschönigt werden (man nehme die genannten Beispiele), sind es unterhaltsame und gut gemachte Filme, bei denen – wenn gewollt – etwas mitgenommen wird. Und zwar subtil, nicht wie heute mit dem Holzhammer eingeprügelt.
Insgesamt wurde seine Arbeit für 5 Oscars nominiert, ging bei der Verleihung aber leer aus. Für einen Film, der dem Regisseur 9 von 10 Punkten bringt, eigentlich unglaublich, bis man die Konkurrenz in diesem Jahr sieht: unter anderem „Departed – Unter Feinden“, „Babel“ oder „Letters from Iwo Jima“. Da ist klar warum „Blood Diamond“ für den besten Film gar nicht aufgestellt war.
Nachbearbeitung
Geladene Actionsequenzen, düstere Umgebungsatmosphäre, feuchte Dschungel und verwahrloste urbane Vororte: der Film zeigt ein ungefiltertes, aber buntes Bild von Afrika. Vom Beginn, wo Vandy aus seinem gewohnten Leben gerissen über, über die Knochenarbeit in der Mine, die Indoktrinierung seines Sohnes durch die Rebellen, die fühlbare Perspektivlosigkeit in den Städten und die Trostlosigkeit in den Flüchtlingslagern. 8 von 10 Punkten für die Aufmachung, die durch Schnitt und Ton in zwei weiteren Kategorien nominiert war
Musik
Die Rebellen und Militärs hören bei ihren Überfällen und Einsätzen bevorzugt Hip-Hop, afrikanische Rap-Interpretationen religiös basierte Lieder, die mit einem neuen Beat versehen wurden. Die Auswahl wurde den Komparsen überlassen, was eine gewisse Authentizität schafft. Wem es gefällt. Da habe ich wohl nicht das Ohr dafür, darum 6 von 10 Punkten.
Filmkritk
Fazit
In fünf Kategorien nominiert, mit starken Konkurrenz, ging der Film bei den Oscars 2007 total leer aus. In anderen Jahren ein klarer Gewinner, war 2006 das falsche Kinojahr um in der Academy zu punkten. In Anbetracht der Konkurrenz allerdings verständlich und vertretbar. Trotzdem ist Blood Diamond mit 8 von 10 Punkten immer eine Option, und der erste Film in einer langen Kette bis DiCaprio endlich sein Oscar mit „The Revenant“ verliehen wurde.