Filmkritik: Ballerina

Ich würde gerne einchecken!
Im fünften Spielfilm aus dem Universum von John Wick spielt er eine untergeordnete Rolle. Das junge Mädchen Eve wird in einem schlechten Wortspiel zur Ballerina.

Story/Inhalt

Eve erlebt als kleines Mädchen wie Attentäter ihren Vater töten und wird noch im Krankenhaus von Winston angesprochen, der sie zu den Ruska Roma bringt. Dort durchläuft sie die Ausbildung unter dem Deckmantel einer Ballettschule. Aktiv in Dienst gestellt durch ihre neue Familie, begegnet sie weiteren Mitgliedern der Organisation, die ihren Vater auf dem Gewissen haben. Entgegen der Anordnung ihrer Clanführerin verfolgt sie die Spuren über Prag bis ins österreichische Hallstatt. Dort erfährt sie, was hinter dem Attentat auf ihren Vater steckt, und wer die mysteriösen Attentäter unter dem Kommando des Kanzlers sind. Um den Frieden zu wahren, entsenden die Ruska Roma ihren besten Mann: John Wick.

Eine typische Story aus der Welt von John Wick, in der Keanu Reeves deutlich mehr Bildschirmminuten hat als man bei einem Spin-off erwarten würde. Nun schicken Sie mir bitte den Herrenausstatter.

Schauspieler

Ana de Armas spielt Eve. Meist vergessen wir wohl, dass Ana de Armas John Wick bereits einmal besiegt, hat: in „Knock Knock“. Weitere sehenswerte Auftritte hatte sie in „Blade Runner 2049“, der Krimi-Komödie „Knives Out“ und natürlich 2021 in „James Bond 007: Keine Zeit zu sterben“. Körperlich topfit, durchlief sie erneut ein umfassendes Fitness- und Waffentraining, was sie mit sichtlicher Erfahrung, aber auch Spaß an der Sache, auf die Leinwand bringt. Wobei Eve im Gegensatz zu John Wick, der mehrheitlich mit seiner Pistole arbeitet, auch mal gerne zum Messer, Tomahawk oder Katana greift.

Keanu Reeves nimmt zum mittlerweile fünften Mal die Rolle von John Wick ein. Eigentlich auf Eve angesetzt, um sie aufzuhalten, beugt er die Regeln der Ruska Roma deutlich, um Eve ihre Rache zu geben. Dafür, dass sie in „Knock Knock“ sein Leben zerstört hat, ein überraschender Olivenzweig.

Ian McShane (Deadwood) und Lance Reddick (Fringe) nehmen ebenfalls erneut ihre Rollen als Manager beziehungsweise Concierge des Continental New York ein. Wobei durch den Tod von Reddick Archivmaterial und ein Stand-in verwendet wurden, was gut zu sehen ist.

Anjelica Huston (Hexen hexen, Die Addams-Family) nimmt die Rolle der Direktorin der Ballerina-Akademie ein. Als Kopf der Ruska Roma bildet sie Eve zur Attentäterin aus, und setzt sie auch vollumfänglich ein. Ihr Alleingang könnte allerdings einen Krieg mit dem Kanzler auslösen, weshalb sie John Wick aussenden muss. Dabei verachten alle Organisationen die Außenseiter, die das geordnete Leben dieses Untergrunds regelmäßig stören, indem sie sich nicht an die Regeln halten und nicht mit Golddukaten handeln.

Gabriel Byrne (Die üblichen Verdächtigen, Hereditary – Das Vermächtnis) tritt als der Kanzler auf, der die Organisation in Hallstatt anleitet. Er ist verantwortlich für den Tod von Eves Vater, setzt ihre eigene Schwester auf sie an, und lässt seine Leute im Dutzend über die Klinge springen, um seinen eigenen Arsch zu retten. Doch nach einem alten Kodex auf die Familie eingeschworen, zögert keiner seiner Schergen auch nur eine Sekunden.

Weitere Nebenrollen sind Daniel Pine, gespielt von Norman Reedus (The Walking Dead; inkl. eigenem Spin-off) sowie Eves Schwester Lena, gespielt von Catalina Sandino Moreno (The Bridge: America, Falling Skies).

Jetzt ist es wohl Zeit nach dem Manager zu fragen, der für das ganze verantwortlich ist.

Regie

Len Wiseman ist für das Franchise Underworld verantwortlich, worin seine damalige Frau Kate Beckinsale mit einem Lederfetisch in strömendem Regen auf Wasserspeier-gesäumten Fassaden auf Beute lauert. Außerdem war er für das grottige Remake von „Total Recall“, ebenfalls mit Beckinsale und Colin Farrell, verantwortlich, und war 2007 für „Stirb langsam 4.0“ der erste Sargnagel für dieses Franchise. Die Serie „Sleepy Hollow“ kam immerhin auf 61 Folgen, für „Swamp Thing“ steuerte er zwei Folgen bei.

Seit Total Recall ist das sein erster Film, bei dem er wieder Regie führte. Und die lange Pause zahlte sich aus. Klar ist der Film nicht so prägend wie der erste John Wick, aber Ballerina ist sicher die beste Arbeit von Len Wiseman seit Underworld (der 2003 erschien).

Wie steht es mit der Ausstattung? Der Sommelier bitte.

Nachbearbeitung

Leider wurden die meisten Dinge, die Eve im Gegensatz zu John Wick verwendet, bereits im Trailer verraten. Ebenso wurde da schon gespoilert, dass John Wick auftreten wird. Nach dem Reinfall bei der Serie „The Continental“ wollte man wohl nichts riskieren.

Im Verlauf der Geschichte erhält Eve ihre Ausbildung, die stark am „Red Room“ von Marvels Black Widow abkupfert. Nach ersten Erfolgen erhält Eve ihre ersten Tattoos und reist, filmisch perfekt wie immer, ohne Jetlag rund um die Welt, fährt mal schnell nach einem kräftezehrenden Kampf Non-Stopp von Prag nach Hallstatt und mischt da auch gleich das ganze Dorf auf. Das Wundermittelchen, das Wunden heilt, tut sein Übriges.

Eve, obwohl eine gute Schützin, muss eben aufgrund der körperlichen Unterlegenheit, auch mal schmutzig kämpfen – oder andere Attribute einsetzen. Doch gegen eine überlegene, fanatische Armee hilft am besten ein Flammenwerfer.

Welche Unterhaltung bietet das Restaurant heute an?

Musik

Mehrheitlich sind es klassische Stücke aus dem Ballett, die während des Trainings oder den Aufführungen verwendet werden. Da Eve mit anderen Waffen kämpfen muss, stiftet Evanescence „Fight Like a Girl“ bei. Im Abspann singt Halsey mit Ex-Evanescence Frontfrau Amy Lee „Hand That Feeds“.

Kommen wir zur letzten Frage: wie hoch wird jetzt das Kopfgeld für mich ausfallen?

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