Mit Start am 8. Februar erscheint die amerikanische Fantasy-Romanze All of Us Strangers in den österreichischen Kinos. Der Film befasst sich mit einem queeren Paar und dessen Einsamkeit durch die Absenz ihrer Eltern. Erst im Laufe des Filmes wird bewusst, dass es ein Wechsel zwischen Träumen und Halluzinationen und der Realität ist, die den Zuseher die Emotionen der Charaktere näherbringen sollen.
Schauspieler
In den Hauptrollen Paul Mescal, bekannt aus Gladiator oder Aftersun, als Harry und Andrew Scott, bekannt aus Sherlock oder James Bond Spectre, als Adam. Hauptdarsteller Adam, ein Drehbuchautor in dem Werk, stellt den puren Schmerz der Einsamkeit da. Der Verlust seiner Eltern belastet ihn im Alltag sehr und er hat ihn noch nicht verarbeitet. Harry, der queere Nachbar, ist die Verkörperung von Liebe. Während des gesamten Filmes kann man seine Zuneigung und Zärtlichkeit durch die Leinwand spüren. In einem Interview sprach Andrew Scott, im Film Harry, darüber, dass diese Sexszenen so viele Gefühle übermittelt haben, da sie sexy und heilend gleichzeitig waren. Der offene Harry bietet dem älteren Adam, der mit seiner Sexualität nicht hundertprozentig im Reinen ist, einen Safe-Place, der von den beiden Schauspielern perfekt vermittelt wird.
Story
Adam, Mitte 40, hat seine Eltern früh verloren und kämpft mit der Einsamkeit in der Großstadt London. Als er seinen jüngeren Nachbarn Harry kennenlernt, der ihm einen sicheren Hafen für seine Sexualität und Einsamkeit bietet, beginnt eine Liebesgeschichte, die beide Seiten herbeigesehnt haben. Doch Adams Beziehung mit seinen Eltern ist kompliziert… da diese seit 30 Jahren tot sind. Adam besucht sie regelmäßig und sie empfangen ihn im Elternhaus, das sich seit dreißig Jahren nicht verändert hat. Das Einzige, dass anders ist, ist Adam selbst, der die Verbindung zu seinen Eltern nicht aufgeben kann. So besucht er diese augenscheinlich regelmäßig, erzählt ihnen von seiner Sexualität und führt klärende Gespräche, die zu Lebzeiten noch nicht stattfinden konnten. Trotz des Glücksgefühls, seine toten Eltern zu sehen, wird Adam von diesen Hirngespinsten im Alltag verwirrt und muss loslassen.
Regie
Der Film von Andrew Haigh lebt von der zärtlichen und leidenschaftlichen Liebe zwischen Adam und Harry. Die Szenen, in denen Adam bei seinen Eltern ist, sind in meinen Augen fragwürdig dargestellt. Ist es wirklich notwendig, einen Mann Mitte 40 im Weihnachtspyjama im Bett zwischen seinen Eltern zu zeigen? Das nimmt dieser sehr schmerzlichen Szene die Ernsthaftigkeit und wäre wirklich nicht nötig gewesen.
Wiederum gut dargestellt werden die veralteten Vorurteile gegenüber queeren Beziehungen von Leuten aus älteren Generationen. Vor allem in der Szene, in der Adam mit seinem Vater über das Mobbing spricht, das er in der Schule ertragen musste, weil er nicht der typische Junge war. Der Vater erklärt hier seine Hilflosigkeit in dieser Situation, da er selbst nicht damit umgehen konnte, dass sein Sohn „anders“ war. Viele Kindheitstraumata und Vorurteile, die Adam wegen seiner Sexualität erleben musste, werden hier verarbeitet.
Nachbearbeitung
Es wird gewechselt zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit, das Elternhasu von Adam ist immernoch, wie es in den 1980ern war und das ist auch deutlich zu sehen. Der Unterschied zwischen dem modernen Apartment in einem Hochhaus, in dem Adam nun lebt und dem Haus der Eltern, dass mit Plattenspielern, 80er Mode und anderen typischen Dingen geschmückt ist, kommt deutlich heraus. Da der Film regelmäßig zwischen Realität, Träumen, Halluzinationen oder ähnlichen wechselt, wirkt es leider an manchen Stellen etwas verwirrend, was dem Werk nichts Gutes tut. Dies ist aber nur ein kleiner Punkt, den man hier bemängeln kann.
Musik
Der Film bedient sich an alten Klassikern wie The Power of Love von Frankie goes Hollywood aus 1984, Build von Housemartins aus 1987 und Death of a Party von Blur aus 1997. Diese alten Lieder sorgen für die richtigen Emotionen und passen auch dazu, dass Protagonist Adam mit alten Vorurteilen gegenüber gleichgeschlechtlicher Liebe seiner Eltern zu kämpfen hat. Die musikalische Untermalung dadurch also passend gewählt.
Filmkritk
Fazit
Alles in allem ist All of us strangers ein sehr tiefgründiger und berührender Film, der durch die schauspielerischen Leistungen glänzt. Das Werk thematisiert moderne gesellschaftliche Probleme und spielt mit den Emotionen des Zuschauers. Die Umsetzung der Regie lässt jedoch leider etwas zu wünschen übrig, verschenktes Potential.



