7 Jahre ist es her, dass „Skyfall„ alle Rekorde sprengte und zum mit Abstand erfolgreichsten Film der James-Bond-Reihe avancierte. 2015 erschien dann endlich der Nachfolger „Spectre“ in unsere Kinos. Doch kann dieser qualitativ mit dem Vorgänger mithalten? Wir liefern die Antwort.
Schauspieler – Großartig
Wer mit Daniel Craig bisher noch nicht warm geworden ist, dürfte es spätestens hier werden. Craig spielt seine Figur in allen Facetten einfach großartig und wickelt mit schmissigen Onelinern einfach jeden um den Finger. Viel Rummel gab es um das bisher älteste Bondgirl aller Zeiten, doch Monica Belluccis Rolle im Film ist kaum nennnenswert. Schade, hier wäre mehr drin gewesen. Das einzig wahre Bondgirl in diesem Film bleibt stets Léa Seydoux, die in ihrer Rolle durchaus überzeugen kann. Den Schurken stellt Christoph Waltz dar und macht dabei wieder rasch deutlich, solche Rollen hat kaum jemand so gut drauf hat wie der gebürtige Österreicher. Ihm hätte man auch glatt ein paar Szenen mehr gegönnt, doch dies muss ja nicht unbedingt sein letzter Auftritt in dieser Rolle gewesen sein. Als Mr. Hinx sticht noch Dave Bautista ins Auge und Andrew Scott gibt einen wunderbar schmierigen Unsympathen. Ralph Fiennes, Naomie Harris und Ben Whishaw nehmen zudem ihre Rollen aus dem Vorgänger wieder auf und dürfen diese erfolgreich weiter vertiefen.
Story – Spannend und stimmig, dennoch vorhersehbar
Was „Skyfall“ vorgemacht hat, setzt „Spectre“ konsequent fort. Die Story beginnt düster, auch erfahren wir hier wieder mehr über Bonds Vergangenheit. Doch nicht nur das, der Streifen gibt sich große Mühe, die Craig-Filme schön säuberlich miteinander zu verbinden. Eine wahre Freude, eine solch in sich geschlossene Tetralogie gab es somit in der Reihe bisher noch nie. Auch die MI6-Storyline fügt sich stimmig ins Geschehen ein, die Liebesgeschichte mit Madeleine Swann dürfte manchen hingegen schon wieder zu viel sein. Doch so schön der Film das Ganze auch verpackt, im Grunde bleibt die Geschichte schablonenhaft und steuert relativ überraschungsarm in ein für Bond-Maßstäbe eher unspektakuläres Finale.
Regie – Eindrucksvoll
Der oscarprämierte Sam Mendes kehrt wieder auf den Regiestuhl zurück und eifert „Skyfall“ in vielerlei Hinsicht nach. Oft gelingt ihm das auch äußerst gelungen, leider aber auch nicht immer. Mendes lässt sich wieder viel Zeit für seine Figuren und die Geschichte, mit rund 150 Minuten ist dies auch das bisher längste Bondabenteuer. Doch trotz der stattlichen Laufzeit hat der Film kaum Längen, es bleibt stets spannend. Bei den Actionszenen setzt er auf das höher-weiter-größer Prinzip, gerade die Anfangssequenz sieht dabei einfach nur umwerfend aus, ein wirklich wuchtiges Finale fehlt dem Film allerdings. Darüber hinaus orientiert sich Mendes wieder stark an den klassischen Filmen der Reihe. Munter zitiert er aus 53 Jahren James Bond, man könnte glatt meinen, man würde hiermit schon wieder ein Jubiläum feiern. Außerdem noch ein Lob an Hoyte van Hoytemas Kameraführung, die selbst in den Actionszenen stets ruhig und übersichtlich bleibt. Keine Selbstverständlichkeit im heutigen Action-Kino.
Filmmusik – Fantastisch
Viel Häme gab es im Vorfeld für Sam Smiths „Writings on the Wall“. Der beste Bondsong aller Zeiten ist dies zwar sicherlich nicht, gerade in Verbindung mit der effektvollen Titelsequenz entfaltet dieser aber erst sein wahres Potenzial. Die musikalische Untermalung des Films geht wieder auf das Konto von Thomas Newman, dem das wie zuvor einfach wieder fabelhaft gelang.
Nachbearbeitung – Dezent, aber gelungen
Auch hier gilt, lieber ehrliche Action mit echten Stunts. So darf der Film sogar die größte Filmstunt-Explosion aller Zeiten für sich verbuchen. Dennoch geht es ab und zu aber auch hier nicht ganz ohne technische Spielerei. Die Sprengung des alten MI6-Geheimquartieres etwa sieht dann aber dennoch ziemlich beeindruckend aus.
Filmkritk
Die triumphale Rückkehr des klassischen Bond
Gerade "Skyfall" hatte die Latte hoch gelegt, das zu überbieten und es allen recht machen, war also so gut wie unmöglich. Natürlich wurde auch hier hin und wieder reichlich Potenzial verschenkt, dennoch gelang mit "Spectre" ein spannender, actionreicher, humorvoller und wieder angenehm klassischer Bondstreifen. Selbst die obligatorische Pistolenlauf-Sequenz ist wieder da, wo sie hingehört. Hiermit schließt sich ein Kreis, der Schluss fühlt sich leider wie ein Ende für die Ära Craig an. Das wollen wir nach diesem Film aber nicht hoffen. Aber falls doch, wäre es ein gutes Ende.