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Filmkritik: Wer den Wind säht (Inherit the Wind)

von Nicolai Rosemann
21. Dezember 2025
in Filme, Kritiken
0
Wer den Wind sät szenebild

© Pidax Film

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Der Kampf zwischen Kreationisten und der Wissenschaft wird der Publikation von Darwins Buch geführt. Wenn Glaube auf Wissenschaft trifft, benötigt es ein Gericht. Wenn Fanatismus auf gesunden Menschenverstand trifft, bräuchte es Verständnis und Empathie – sobald Emotionen ins Spiel kommen, die einzige Waffe von Fanatikern, kann die Wissenschaft nicht gewinnen.

Story/Inhalt

Basierend auf den Gerichtsakten und Aufzeichnungen der Anklage sowie der Verteidigung wird hier die wahre Geschichte eines jungen Lehrers erzählt, der 1925 vor Gericht gestellt wurde, weil er Darwins Theorien unterrichtete. Die Anklage führt der gescheiterte Präsidentschaftskandidat, aber beliebte Politiker Matthew Brody – mit viel Pomp von der religiösen Gemeinde empfangen und unterstützt. Immerhin ist der angeklagte Lehrer B.T. Cates der Verlobte der Tochter des Priesters. Aus dem liberalen Norden kommt nicht nur ein Reporter eines Westküstenblatts, es wird auch der Verteidiger Henry Drummond verpflichtet. Sie liefern sich spitzfindige Wortgefechte vor Gericht, um zu klären was jetzt wichtiger ist. Religion oder Wissenschaft. Der Druck ist groß, auch auf den Richter, der durch ein Urteil die ganze Gesetzeslage des Landes beeinflussen könnte.

Ein Gerichtsfilm, der trotz 128 Minuten Laufzeit fesselt und manchmal auch amüsiert. Beide Seiten dürfen ihre Standpunkt vorbringen (mal mehr, mal weniger), ohne zu werten oder zu verurteilen. Dieses Recht obliegt dem Gericht, und später Gott.

Schauspieler

Spencer Tracy (Stadt in Angst) war hier am Höhepunkt seiner Karriere. In der Rolle des liberalen, aber bestimmten Verteidigers Henry Drummond, versucht er mit Fakten und Wissenschaftlern als Zeugen seinen Mandanten vor dem Gefängnis zu bewahren. Trotz aller Widerstände schafft er gelegentlich einen Punktsieg, etwa wenn er erfragt, wann Gott die Welt jetzt erschaffen hätte, und bei Nennung eines genauer Datums nach West- oder Ostküstenzeit nachhakt.

Auf der Gegenseite steht Frederic March (Alexander der Große, Die Brücken von Toko-Ri) als Matthew Harrison Brady. Als der freundliche Südstaaten-Gentleman, für den Prozess sogar mit dem Ehrentitel eines Colonel (ehrenhalber) ausgestattet, soll er die Religion über die Wissenschaft bringen und in die Schranken weisen. Doch mit dem erfahrenen Drummond hat er einen ebenbürtigen Gegenspieler, der sich tapfer wehrt.

Weitere große Namen ergänzen den Cast: Gene Kelly (Straße des Glücks), Dick York (Verliebt in eine Hexe), Claude Akins (Rio Bravo, Planet der Affen), Donna Anderson (Junges Blut für Dracula) und Florence Eldridge (die Frau von Frederic March).

Regie

Stanley Kramer drehte davor unterem anderem „Flucht in Ketten“ und den Endzeitthriller „Das letzte Ufer“. Nach diesem Film setzte er nach, indem er die Aufarbeitung der Nürnberger Prozesse „Urteil von Nürnberg“ drehte. Seine Filme sind alle nach dem damals üblichen klassischen Prinzip strukturiert: ein gutes Drehbuch, ein namhafter Cast, und eine strikte Inszenierung. Alle Arbeiten zeichnen sich aus, dass er soziale oder politische Themen anspricht: die Rassentrennung in „Flucht in Ketten“, der Kampf zwischen Religion und Wissenschaft hier, oder die Kriegsverbrechen in Nazi-Deutschland.

Nachbearbeitung

Obwohl der Film einen ernsten Tenor hat, webt Kramer geschickt südlichen Charme, ländliche Naivität und auch Humor ein, ohne mit dem Finger zu zeigen oder vorzuführen. Als Brady als Ankläger auftritt, begegnet ihm die Gemeinde, angeführt vom Priester, mit einer Parade samt Marschkapelle und Protestaktion der Frauen zugunsten des Glaubens. Sofort wird ihm der Ehrentitel eines Colonels verliehen und eine Feier zum Sieg von Glauben über Bücher angekündigt. Ebenso wird Drummond zwar freundlich, aber als Vertreter der Großstadt doch kühl distanziert empfangen. Zähneknirschend nimmt man an, als auch er den Ehrentitel einfordert, um seinem Gegner auf Augenhöhe entgegentreten zu können. Im Verlauf des Prozesses spaltet sich die Gemeinde mehr und mehr auf, vor allem die Jüngeren wollen nicht blind den alten Dogmen folgen. Zuletzt fordern frittierte und gezuckerte Schlemmereien mehr Opfer als der Prozess selbst, was dem Richter nur Recht ist, da er die Entscheidung so an eine höhere Instanz – nicht Gott – abgeben kann.

Musik

Drei „Südstaaten“-Klassiker wurden für den Film adaptiert: als Kampfhymnen während der verschiedenen Stadien für den Prozess. Da keine offiziell Akkreditiert wurde, wird hier kein Urteil gefällt.

Filmkritk

Fazit

8 Ergebnis

Das Duell „Glaube vs. Wissenschaft“ ist bis heute nicht geklärt – und ob es jemals geklärt werden kann, ist fraglich. Die Darstellung der Gemeinde – kurz davor sich in einen religiösen Mob zu verwandeln – spiegelt die damalige Zeit gut wider. Vor Gericht wie Hund und Katz, respektieren sich Ankläger und Verteidiger, obwohl sie auf unterschiedlichen Seiten stehen – eine Verhältnis, das man sich in hitzigen Diskussionen heute auch wünschen würde: egal ob Religion gegen Wissenschaft, im Sport, oder auf dem politischen Parkett – Respekt voreinander sollte die Losung sein, auch wenn man unterschiedlichen Meinung ist.

Fazit

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  • Nachbearbeitung 0
Tags: Drama
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