Die Luftschlacht um England ist eine beliebte Vorlage für B-Kriegsfilme. Spannende Dogfights zwischen der Luftwaffe und RAF, und der zermürbende Druck, der auf den Schultern weniger Piloten lastet, eine gesamte Nation zu verteidigen. Premierminister Winston Churchill fasste die Situation passend zusammen: „Noch nie haben so Viele so Wenigen so viel zu verdanken gehabt“ (Anmerkung: dies ist die Version des Zitats, die auch im Film verwendet wird, obwohl der Wortlaut nicht ganz stimmt).
Story/Inhalt
Mitten im Höhepunkt der Luftschlacht um England erhält eine Kampfgruppe von Spitfires endlich einen neuen Piloten, Laurence Stanhope, zugeteilt. Schwadron Führer Cochrane hat keine Zeit den neuen Piloten einzuführen, der nächste Kampfeinsatz steht an und fordert auch wieder das Leben eines erfahrenen Piloten. Dadurch steigt der Druck auf den Neuen und die Verbliebenen weiter. Vor allem Draufgänger und Hitzkopf Walker sorgt für Unruhe in der Einheit. Nachdem Walker die Einheit übernehmen muss und ein Großangriff der Luftwaffe ansteht, hebt die Einheit zu einem aussichtslosen Kampf ab.
Die Emotion und Druck werden hier gut eingefangen, die Luftkämpfe allerdings wirken etwas fade und zahnlos. Zwar wird die Kamera oft hinter die Zielhilfe der Spitfire gelegt um Spannung auszulösen, doch wenn die feindliche Maschine dann nur nach unten absackt und etwas raucht, geht die Emotion, die bei anderen Fliegerfilmen (vor allem dem gleichnamigen Film von 1969) geschaffen wurde verloren. Die Geschichte ist fast nach Standardformat zusammengeschustert, doch der Nebenstrang für das Love-Interest von Pilot Cooper und die Kriegsmüdigkeit der Flieger gehen etwas verloren. 4 von 10 Punkten.
Schauspieler
Laurence Stanhope ist ein elitärer Londoner, der sich entgegen dem Wunsch seines Vaters für die RAF gemeldet hat. Als Neuer wird er direkt in kalte Wasser geschmissen und muss seinen Platz in der Einheit behaupten. Chris Clynes, der bisher nur in Kurzfilmen und Serien gespielt hat, bringt zwar den snobistischen Aristokraten in Ansätzen rüber, doch wie bei allen Charakteren wird zu wenig Zeit und Raum gegeben, sich zu entfalten.
Nathan Walker ist der böse Junge in der Einheit. Ein zynischer Veteran mit einigen Abschüssen, der sich mit den unerfahrenen Neulingen als Flügelmann nicht wirklich sicher fühlt. Kurz davor eine zu gewinnen geht er mehrfach unnötige Risiken ein um Abschüsse zu sammeln. Vin Hawke ist ein Veteran von Fliegerfilmen, zu seiner Filmographie gehören unter anderem „Lancaster Skies“ und „Spitfire over Berlin“, er spielte aber auch in der Serien-Adaption „The Terror“ nach dem Roman von Dan Simmons mit.
Michael Cochrane ist der Anführer der Einheit, der versucht Walker im Griff zu behalten und die dringend benötigten Neuen schnellstmöglich einzugliedern. Nachdem der ursprüngliche Anführer getötet worden war, wurde er obwohl im Rang niedriger, Walker vorgezogen und versucht nun die Ruhe zu wahren. Tom Gordon spielte ebenfalls zusammen mit Vin Hawke in benannten Fliegerfilmen mit, nebst einigen Serien spielte er zuletzt in „Midnight Taxi“ mit.
Der Cast der Produktion liefert bestmöglich ab, doch dass Tom Gordon und Vin Hawke fast immer dieselbe Rolle in denselben einfach gestrickten Filmen spielen ist seh- und spürbar. Der Cast verdient sich 3 von 10 Punkten, was aber eher dem Drehbuch und den Kosten als ihrer Leistung geschuldet ist.
Regie
Drehbuch und Regie wurden von Callum Burn geliefert, der… Überraschung… die Regie bei „Lancaster Skies“ und „Spitfire Over Berlin“ führte. Dies ist nach einer Miniserie der dritte Film, der sich mit britischen Fliegern auseinandersetzt. Leider werden zu viele Handlungen angerissen und verlaufen dann im Sand. Entweder weil der Charakter abgeschossen und getötet wird, oder es gerade nicht passt dem Love-Interest oder der strategischen Planung mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Der Fokus wird stattdessen mehr auf die Luftkämpfe gelegt. Doch die Dogfights wirken etwas zahnlos, weil sehr darauf geachtet wird, dass die verwendeten Modelle in keinster Weise beschädigt werden. So fallen die Maschinen etwas rauchend am Stück vom Himmel, statt wie in anderen Filmen (Memphis Belle, Luftschlacht um England 1969, usw.) auch mal einen Flügel zu verlieren oder auseinanderzubrechen.
Was Storytelling und Drehbuch angehen, hat Callum Burn noch sichtlich Luft nach oben. Vielleicht sollte er mal versuchen seine Komfortzone zu verlassen? Diese Luftschlacht über England hat aber wenigstens 5 von 10 Punkten verdient, trotz aller Makel.
Nachbearbeitung
Für die Maschinen am Boden wurden Museumsmaschinen herangezogen, für die Luftkämpfe eindeutig sichtbar Modelle. Die deutschen Heinkels und Stukas schauen aus, als wäre nur ein Modell verwendet worden, bei den Messerschmidts gibt es mindestens zwei. Bei den Spitfires wird entweder eine Ansicht genutzt, die den Piloten im Cockpit zeigt, oder ein POV durch die Zielhilfe der Maschine.
Am Boden genügt die Gartenhütte, die als Unterkunft der Piloten dient. Alles andere wird durch Kameraeinsatz und Nahaufnahmen nach Möglichkeit ausgespart (wohl um Kosten zu sparen). Die Archivaufnahmen und Fotos, die im Intro und Abspann verwendet werden, haben wohl ein Vielfaches dessen gekostet was für die Modelle investiert wurde.
Irgendjemand hat sich die Mühe gemacht die Modelle zusammenzukleben und zu bemalen. Darum 5 von 10 Punkten, dem schmalen Budget gedankt.
Musik
Das Orchester darf oft ran: heroisch wenn die Maschinen aufsteigen, und melancholisch, wenn sie geschlagen und erschöpft zurückkehren. Da Callum Burns Filme alle nicht so toll sind, habe ich mir auch nicht noch mal die Mühe gemacht die anderen beiden Filme noch einmal anzusehen. Aber die Stücke kamen mir bekannt vor. 4 von 10 Punkten.
Filmkritk
Fazit
Wenn ich vor der Wahl stünde, würde ich mir wohl den Film mit gleichem Titel von 1969 noch einmal ansehen. Die Piloten (unter anderem Michael Caine) und die Luftkämpfe sind spannender und besser inszeniert. Nach einer Miniserie über britische Piloten ist das nun der dritte Eintrag von Regisseur Callum Burn zu dem Thema, und leider werden die Filme nicht besser was Story, Schauspieler und Aufmachung angehen. Mit 4,5 von 10 Punkten ist der Zuschauer hier noch gut bedient.