Während Indiana Jones nach einer langjährigen, den Geheimnissen der Vergangenheit gewidmeten Karriere in den Ruhestand geschickt wird, feiert die Welt den Triumph der Mondlandung. Eine melancholische Auseinandersetzung mit der menschlichen Beziehung zur Geschichte, die auch Indy damit konfrontiert, warum er diesem Feld sein Leben gewidmet hat. „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ bewegt sich in einem neuralgischen Grenzbereich zwischen Kommerz und Nostalgie, was nicht nur die Nazis, Schlangen und alte Bekannte zurückkommen lässt. Auch mithilfe allbekannter Melodien, Peitschen und Fedoras (all diese Elemente werden wohlgemerkt bis zum Maximum ausgekostet) will man Erinnerungen an Vergangenes erwecken.
Schauspiel – Ford v Fleabag
Die Britin Phoebe Waller-Bridge zieht in ihrer Rolle als kapitalistisch-fixierte Patentochter scheinbar spielerisch am restlichen Cast vorbei. Mit ihrem Fleabag-Charme entlockt die 37-Jährige selbst den trivialsten Blockbuster-One-Linern etwas Authentisches. In jeder ihrer Szenen wartet man nur darauf, dass sie sich umdreht und in die Kamera blickend eine unerwartete Obszönität durch die vierte Wand hindurch direkt dem Publikum anvertraut. Harrison Ford hingegen strahlt in beinahe jeder Szene dieselbe „Kein-Bock-Attitüde“ aus, die man bereits aus seinen aktuellen Interviews kennt.
Geschichte – Pensionsreifer Klassiker
Manche Relikte sollte man wohl besser dort lassen, wo und wann sie hingehören. Das zeigt auch der fünfte Teil der Indiana Jones Reihe. Die Idee, das jahrzehnte-alte Franchise mit der Frage nach dem Sinn der Geschichtsaufarbeitung zu beenden mag vielversprechend klingen – was davon übrigbleibt ist allerdings lediglich eine nicht enden wollende Aneinanderreihung immer absurder werdender Action-Sequenzen. Es kann also gehofft werden, dass das Franchise nun gemeinsam mit Harrison Ford in Rente gehen darf und nicht für weitere Spin-Off-Verfilmungen oder Animationsserien zum Frontdienst gebeten wird.
Musik – Never change a winning system
Star Wars, Der weiße Hai, Harry Potter, Jurassic Park, … Die Liste der von John Williams komponierten Soundtracks liest sich wie eine Auflistung der beliebtesten Filme aller Zeiten – was nicht zuletzt auch sein Verdienst ist. Nun schlägt Williams auch bei dem fünften Teil der Indiana-Jones-Reihe wieder zu und beglückt Fans erneut mit der ikonischen Titelmelodie des Schatzsuchers in allen möglichen Formen und Abwandlungen. Ohrwurm garantiert.
Regie – Große Fußstapfen
Zum ersten Mal seit Beginn der Reihe ist es nun an einem neuen Filmemacher, Stephen Spielberg als Regisseur abzulösen und in dessen Fußstapfen zu treten. James Mangold ist sichtlich bemüht den Stil seines Vorgängers zu adaptieren, bedient sich aber dann doch zu offensichtlich an abgenutzten Werkzeugen des heutigen Tentpole-Filmemachens. Schnelle Schnitte verhindern beispielsweise, wie so oft im aktuellen Kino, ein größeres Verständnis von dem zu erlangen, was auf der Leinwand passiert. Wofür Mangold allerdings sehr wohl Anerkennung verdient ist die Tatsache, dass er sich überhaupt an dieses, beinahe schon von Beginn an zum Scheitern verurteilte, Mega-Projekt herangewagt hat. Was das für seine zukünftige Karriere in Hollywood bedeuten wird, lässt sich erahnen. Wie notwendig dieses Projekt aber schlussendlich für die tatsächliche Story ist, diese Frage bleibt offen.
Nachbearbeitung – Digitale Schönheits-OP
Bereits nach den ersten Trailern wurde der Deaging-Effekt, der über Fords Gesicht gelegt wurde um ihn mehrere Jahrzehnte jünger wirken zu lassen, im Internet heftig debattiert. Im finalen Produkt fügt sich dieser optisch aber erstaunlich gut in die Welt des Indiana Jones ein. Wenn dann jedoch die Stimme des 80-Jährigen zu hören ist, welche dieser Verjüngungs-Kur scheinbar nicht unterzogen wurde, wird man ganz schnell wieder an den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Einzelne Charaktere wirken teils auch in action-freien Szenen animiert, in welchen sie das nicht sein müssten. Wer jedoch gerne Kampfsequenzen und Verfolgungsjagden fernab aller physischen Gesetze und menschlichen Fähigkeiten sieht, bekommt hier genau das auf einem hohen Niveau geboten.
Indiana Jones und das Rad des Schicksals startet am 29. Juni in die österreichischen Kinos.
Filmkritk
Fazit
„Indiana Jones und das Rad des Schicksals" versucht, eine nostalgische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zu sein, scheitert jedoch daran, eine überzeugende Geschichte zu liefern. Phoebe Waller-Bridge sticht mit ihrem Charme hervor, während Harrison Ford mit Desinteresse glänzt. Die Action-Sequenzen werden immer absurder und lassen das Franchise erschöpft wirken, woran auch der inhaltliche Mehrwert leidet.