Gesehen auf dem 39. Fantasy Filmfest.
Slanted ist ein Genre-Mix aus Thriller und Komödie und handelt von Joan Huang, einer chinesisch-amerikanischen Jugendlichen, die sich in ihrer Haut nicht wohl fühlt, weil sie ständig den Eindruck hat, benachteiligt zu sein. Besonders wenn es um ihren größten Traum geht – Ballkönigin zu werden. Sie besucht eine Highschool, in der das Äußerliche maßgeblich darüber entscheidet, wer beliebt ist und wer nicht.
In ihrer Freizeit nutzt Joan beim Selfies schießen am liebsten eine Filter-App namens Ethnos, die ihre ethnischen Merkmale verbirgt und sie wie eine weiße Person aussehen lässt.
Eines Tages bekommt Joan von eben dieser App Nachrichten geschickt, in denen ihr ein einmaliges Angebot unterbreitet wird. Sie bekommt die Möglichkeit sich kostenfrei einer Operation zu unterziehen, die angeblich ihr Äußerliches so sehr verändern wird, dass sie die Anerkennung bekommt, die sie sich schon so lange wünscht.
Joan wird von Shirley Chen gespielt und sie ist mit Abstand die größte Stärke des Films. Sie erfüllt jede Szene mit Emotionen und mit Leben. Die ersten 30 Minuten des Films waren die besten 30 Minuten, die ich beim Fantasy Filmfest in diesem Jahr gesehen habe. Neben Shirley Chens Leistung glänzen vor allem die unangenehmen, aber auch amüsanten sozialkritischen Momente, die anfangs hervorragend funktionieren. Später will dem Film leider nicht mehr viel neues in der Hinsicht einfallen. Außerdem rückt in der Mitte des Films der Charakter Jo Hunt, gespielt von Mckenna Grace, in den Vordergrund. Mackenna Grace spielt die Rolle solide, aber kommt nicht ansatzweise an die charismatische und an die Leinwand fesselnde Performance von Shirley Chen heran, was dem Film erheblich schadet. Maitreyi Ramakrishnan ist neben Shirley Chen, als Joans beste Freundin, ebenfalls richtig stark. Die anderen Nebendarsteller machen ebenfalls einen soliden Job.
Filmkritk
Fazit
Mit einem körnigen Look verleiht Regisseurin Amy Wang ihrem Regiedebüt eine eindringliche visuelle Note, die mir gut gefallen hat. Besonders in den ersten 30 Minuten gelingt ihr außerdem eine starke Balance zwischen unangenehmen und witzigen Momenten sowie ein effektiver Spannungsaufbau. Was dem Film in der zweiten Hälfte fehlt, sind neue Blickwinkel. Viele der angeschnittenen Themen haben wir in der ersten Hälfte schon in besserer Form gesehen. Dafür, dass Amy Wang einen so starken charakterlichen Kontrast zwischen den beiden Hälften gewählt hat, war ich enttäuscht und überrascht, dass sich der Film hinten raus so in die Länge zog, weil ihm nichts Neues mehr einzufallen schien. Zur Nachbearbeitung und Musik gibt es nicht allzu viel zu sagen. Beides wird dezent eingesetzt und gerade auf die Spezialeffekte bezogen, habe ich mir deutlich mehr erhofft, weil die Thematik definitiv Raum für die eine oder andere Body-Horror-Szene gegeben hätte.




