Halo brachte der Microsoft-Konsole X-Box vor mehr als 20 Jahren überraschend viel Marktanteil gegenüber dem direkten Konkurrenten Sony Playstation. Schon Wochen nach dem Release des Shooters erfolgte der Ruf nach Serien, Filmen und Fortsetzungen. Abgesehen von einigen kurzen selbstgemachten Fanfilmen dauerte es aber Jahre bis die ersten Versuche unternommen wurden. Eine animierte Kurzfilm-Anthologie (Halo Legends), die beiden Langfilme „Forward Unto Dawn“ und „Halo Nightfall“ sowie der animierte Film „The Fall of Reach“ konnten den Erwartungen der Fans allerdings nicht gerecht werden. Die Franchise hatte sich innerhalb der Fortsetzungen Storytechnisch auch sehr weiterentwickelt. Dazu kamen Romane von Autoren wie Eric Nylund, William Dietz oder Troy Denning.
Als 2018 Stephen Spielberg ankündigte eine Serie produzieren zu wollen, atmeten die Fans auf. Nach einer Durststrecke innerhalb der Spiele, schöpften sie endlich wieder Hoffnung. Allerdings machte der Produktion die Pandemie eine Strich durch die Rechnung, sodass der Launch erst für 2022 angesetzt werden konnte.
Story/Inhalt
Die Kolonie Madrigal ist ein wichtiger Produzent des Raumschifftreibstoffs Deuterium. Während sie unabhängiger von der Erde und dem Militär UNSC werden wollen, versucht die Erde eben ihren Einfluss zu stärken. Die Gerüchte über das außerirdische Bündnis Covenant (deutsch: Allianz) werden von den Kolonisten allerdings als Propaganda der UNSC abgetan. Madrigal droht ein Bürgerkrieg.
Als der Covenant allerdings eine Raffinierie angreift und vom Silver-Team der Spartaner ausgehalten wird, verschieben sich die Machtverhältnisse. Der Widerstandsführer Ha stirbt mit den meisten seiner Generäle, sodass ein UNSC-Repräsentant übernehmen kann. Die Allianz war allerdings nicht wegen des Deuteriums auf dem Planeten. Sie suchten ein Artefakt der Blutsväter, dass vom Spartan-117, Master-Chief, erweckt wurde. Während die besten Forscher des UNSC auf ihrer Hauptbasis auf dem Planeten Reach das Artefakt untersuchen, entsenden die Propheten ihre Auserwählte Makee um das Artefakt zu sichern und den Master-Chief, den die Allianz als Dämon betitelt, zu töten. Denn das Artefakt führt zum Halo, der ultimativen Waffe um nach dem Glauben der Allianz die große Reise einzuleiten.
Die Story orientiert sich an Lore aus den Spielen und nimmt Elemente diverser Romane und packt sie in ein rundes Gesamtbild. 7 von 10 Punkten, weil es doch einige Änderungen gibt, die nicht allen Fans gefallen.
Schauspieler
Lange wurde ein Geheimnis darum gemacht wer in die Rolle von Spartan-117 schlüpfen würde. Vor allem sein kultureller Hintergrund war lange das Thema. Der Held, der im Spiel niemals seinen Helm abgelegt hatte und nur als „Spartan-117 John“ bekannt war, hätte im Halo-Universum jeden kulturellen Hintergrund mitbringen können, was das Spiel so interessant machte. Jeder Spieler identifizierte sich mit dem Spartaner, und seit dem Spiel Halo:Reach gab es auch weibliche Spartaner.
Für die Serie übernahm Pablo Schreiber den Lead des Silver-Teams. Unterstützt von 3 anderen Spartanern (Riz, Vannek und Kai) zieht er für das UNSC in den Kampf gegen die Allianz. Charlie Murphy schlüpfte in die Rolle seiner Gegenspielerin Makee, einer jungen Frau, die in der Allianz aufgezogen wurde. Nur sie und der Chief können die Artefakte aktivieren.
Bekannte Nebenrollen waren Danni Sapani als Captain Jacob Keyes (im ersten Halo Captain der UNSC Pillar of Autum), seine Tochter Miranda, gespielt von Olive Grey sowie Natascha McElhone als Dr. Catherine Halsey, Leiterin des Spartaner-Programms. Für die Serie wurde allerdings ein wichtiger Bruch der Handlung vorgenommen: die KI Cortana, ständige Begleiterin des Chiefs seit der ersten Mission, war laut Canon seit seiner Kindheit und der Ausbildung im Spartan-Programm Teil des Lebens der Soldaten. Für die Serie schlüpfte Jen Taylor in die Rolle, gezüchtet aus einem Klon von Dr. Halsey und digitalisiert um als Mensch-KI-Hybride das finale Upgrade der Spartaner zu sein.
Neu ins Franchise kam, nebst den Romanen, erstmalig ein Blick in die Kolonien. Yerin Ha spielte die Jugendliche Kwan, die nach dem Tod ihres Vater den Freiheitskampf Madrigals fortsetzen will. Unterstützt vom desertierten ehemaligen Spartaner-Rekruten Soren, gespielt von Bokeem Woodbine, eröffnete sich ein total neuer Handlungsstrang.
Für alle Schauspieler waren es große Schuhe zu tragen. Die Erwartungen waren hoch, selbst ohne Unterbrechung der Pandemie, wäre es eine große Herausforderung gewesen. Doch Pablo Schreiber liefert einen sympathischen und authentischen Master-Chief, dem man auch vergibt, dass er schon in der ersten Folge den Helm abnimmt und oft genug ohne Helm herumspaziert. Die kulturelle Vielfältigkeit der Erde und des UNSC wird nicht nur in der Zusammensetzung der Spartaner, der Forscherteams und Marines gezeigt, sondern auch in der Kolonie Madrigal. Ein Wink an Disney und Marvel, dass kulturelle Vielfältigkeit nicht mit dem Holzhammer eingeprügelt werden muss.
Durchweg solide Leistungen bringen 8 von 10 Punkten für den Cast.
Regie
Die Regie teilten sich mit je 2 Folgen Otto Bathurst sowie Roel Reiné und 3 Folgen von Jonathan Liebesman. Otto Bathurst arbeitete unter anderem in Peaky Blinders oder Black Mirror, und führte Regie bei der Verfilmung von Robin Hood. Roel Reiné arbeitete unter anderem bei der Piratenserie Black Sails, dem Marvel-Flop Inhumans oder den Spielfilmen „Weg des Kriegers“, den „Dead in Tombstone“-Filmen und dem „Deathrace“-Franchise ab Teil 2. Jonathan Liebesman zeichnet sich verantwortlich für den gescheiterten Blockbuster „World Invasion: Battle Los Angeles“ oder den „Teenage Mutant Ninja Turtles“.
Bekannte Namen, doch nicht unbedingt dafür bekannt gute Filme zu machen. Vor allem Liebesman bekam 2011 mit „World Invasion“ eine Nominierung für den schlechtesten Film des Jahres. Doch Produzent Spielberg wählte sie aus weil sie Erfahrung mit Action und beschränkten Budgets mitbrachten und alle bekannte Anhänger des Halo-Franchise waren. Diese Erfahrung und Fanliebe zeigt sich in den Kampfszenen und den dutzenden Easter-Eggs, die in der gesamten Serie versteckt wurden.
Auch die Regie arbeitet solide und verdient sich 8 von 10 Punkten.
Nachbearbeitung
Die Ausstattung der Serie ist beachtlich. Anbieter Paramount+ ließ nicht weniger als 6 Warthogs bauen, dazu Schiffe, Waffen, Rüstungen und sonstige Ausstattung. Bisher war das Halo-Universums noch nie so spielnah und gut ausgestattet. Auch ein Makeover der Allianz-Völker im Verhältnis zu den bisherigen Filmen erfolgte. Eliten, Brutes, Grunts, Jäger, Schakale und Propheten auf der einen Seite, authentisch gestaltete Marines und Spartaner, die die Entwicklungen der gesamten Franchise abdecken auf der anderen Seite. Dazu erste Einblicke auf den Halo, die mysteriöse Allianzhauptstadt High Charity und das UNSC-Hauptquartier auf Reach.
Nebst der Serie findet sich im Bonusmaterial der Bluray-Edition zu jeder Folge eine circa halbstündige Dokumentation, in der die Folge analysiert wird, die Schauspieler, Regisseure und Produzenten sowie Fans zu Wort kommen. Viel Einsatz für die Aufmachung und Einsatz der Crew. 9 von 10 Punkten.
Musik
Die üblichen Themes sorgen für Gänsehaut in der Serie: wenn die Spartaner direkt auf das Schlachtfeld abspringen, beim ersten Blick auf das Halo oder den Übersichten auf den Planeten. Wer die Spiele kennt, schwelgt in Erinnerungen an die bestimmt unzähligen Spielstunden. Dazu kommen die bekannten Sounds wenn die Schilde entladen sind, oder sich wieder aufladen, die Geräusche der Waffen und die extra für die Serie weiterentwickelte und jetzt kanonisierte Sprache der Allianz.
9 von 10 Punkten für die Musik, der sowohl Nostalgie weckt als auch die Serie untermalt und stärkt.
Halo Staffel 1 kann bei Sky gestreamt werden.
Filmkritk
Fazit
Lange, lange mussten wir warten. Oft wurden wir enttäuscht. Doch als Peter Jackson die Rechte an Stephen Spielberg weitergab und das erste Promo-Material veröffentlicht wurden, schnellten die Erwartungen in die Höhe – und wurden nicht enttäuscht. Schon die Eröffnung der Serie mit dem Kampf zwischen Eliten und Silver-Team in der Raffinerie holt alte Fans und neue Zuschauer an Bord. Da verzeiht man, dass der Chief schon in Folge 1 seinen Helm abnimmt. Egal ob Fans der ersten Stunde oder Neuling: folgt dem Chief auf dem Weg zum Halo, freut euch auf Staffel 2. 8,5 von 10 Punkten für die erste Season. 7 fesselnde Folgen mit guter Story, handwerklich gut gemacht und tollem Cast. Ich für meinen Teil hole jetzt die Legacy Edition aus dem Regal und beginne eine neue (große) Reise. Zurückhalten, Marines, der Chief zeigt euch wie man’s macht!