„Tod auf dem Nil“ von Regisseur Kenneth Branagh ist bereits die dritte Verfilmung des gleichnamigen Romanklassikers von Agatha Christie mit dem belgischen Kult-Detektiv Hercules Poirot. Der Krimistreifen setzt besonders auf gutes Kamerahandwerk und eine elegante Optik der 1930er-Jahre – die aber bisweilen zu gut gemeint ist. Die Story weicht in einigen Punkten von der Romanvorlage ab, setzt diese aber gekonnt um und unterhält das Publikum gut.
Schauspieler – Gut besetzt
Die Truppe rund um Regisseur Kenneth Branagh – der auch den Protagonisten, den berühmten belgischen Detektiv Hercules Poirot spielt – ist gut besetzt. Es handelt sich wie im Vorgängerstreifen „Mord im Orientexpress“ von 2017 um klassische „Cluedo“-Rollen. Wie im Kult-Brettspiel gibt es eine überschaubare Gruppe an Personen, die in ihrer jeweiligen Rolle („Ehemann“, „Anwalt“, „Doktor“ etc.) plakative Eigenschaften an den Tag legen. Den Schauspielerinnen und Schauspielern gelingt es gut, diese Rollen auszufüllen, wenn sie allerdings auch dadurch, wie die Rollen angelegt sind, bisweilen etwas eindimensional wirken. Kenneth Branagh (Poirot) und Tom Bateman (Bouc) sind dabei die einzigen wiederkehrenden Figuren aus „Mord im Orientexpress“.
Story – Stilvolle Mörderjagd
Es handelt sich um eine klassische Detektiv-Geschichte alter Schule: Eine Gruppe Menschen – die sich kennen, aber nicht unbedingt immer mögen – macht gemeinsam eine Schiffsfahrt auf dem Nil, bei der ein Mord passiert. Der Mörder kann aufgrund des ziemlich geschlossenen Settings nur einer der Mitreisenden sein. Detektiv Hercules Poirot beobachtet, zieht Schlüsse und versucht so schließlich, das Rätsel zu lösen. Jeder scheint dabei ein ganz persönliches Motiv zu haben, das der jeweiligen Figur beinahe inhärent zu sein scheint. Jeder könnte es also gewesen sein. Dabei gibt es kaum Interaktionen „nach außen“, außerhalb dieses Kreises Verdächtiger: Personal, Polizei oder weitere Touristen scheinen in dem Setting keine Rolle zu spielen. Man verrät wohl nicht zu viel, wenn man erklärt, dass es Poirot auch diesmal schafft, den Fall zu lösen – auch wenn man den Pfaden seines Verstandes nicht unbedingt immer folgen kann.
Regie – Cleanes Theater
Die Filmhandlung spielt größtenteils in Ägypten, auch wenn in Ägypten keine Dreharbeiten stattgefunden hatten. Tatsächlich handelt es sich um eine cleane Märchenwelt, die einem klischeehaften Tausend und eine Nacht-Bild nachempfunden zu sein scheint. Wie das Mordgeschehen als solches in einem geschlossenen Kreis stattfindet, ist auch die Handlung an sich in einer sehr plastischen Kunst-Welt angesiedelt, in der manch Choreographie ans klassische Theater erinnert. Im Grunde handelt es sich um eine Mörder-Suchspiel, das von der realen Welt abgeschieden scheint. Beinahe will man das zu perfekte Setting mit Filmen aus der Frühzeit des Kinos vergleichen, in denen Afrika und die Antike noch sehr klischeehaft dargestellt wurden. Hingegen schafft es die Kameraführung mit interessanten Perspektiven den einen oder anderen überraschenden Moment zu kreieren und Spannung und Dramatik zu verstärken. Nicht unerwähnt soll die Tatsache bleiben, dass in diesem Film die Vergangenheit von Hercules Poirot – wenn auch nur am Rande – in das Filmgeschehen einfließt.
Nachbearbeitung -Etwas Klasse, etwas Kitsch
Die optische Aufbereitung von „Tod auf dem Nil“ umfasst zumeist warme kräftige Farben und weiches Licht. Zahlreiche pastellfarbene Sonnenuntergänge und kurze Kameraschwenks über eine farblich perfekt angepasste Flusslandschaft runden das Bild ab. Outfits, Einrichtung und Umgebung scheinen stets aufeinander abgestimmt und wie aus einem Guss. Das ist nett anzusehen, mag allerdings auch ein wenig langweilig sein. Auch den Pyramiden von Gizeh und dem Tempel von Abu Simbel sieht man ihre Künstlichkeit an. Ansonsten werden wenige filmische Techniken gut eingesetzt, um Emotion zu erzeugen.
Musik – Fängt die Stimmung ein
Der Filmsound ist vordergründig oft bluesig gehalten, was zu dem Filmsetting der 1930er-Jahre passt und auch damit zu tun hat, dass eine der Filmfiguren der eleganten Reisegruppe als Bluessängerin auftritt, weswegen die Musik auch immer wieder Thema im Film ist. Die Musik ist damit oftmals auch Teil des Filmgeschehens und spiegelt auch die Stimmung wider, ob fröhlich oder melancholisch. Dazwischen kommen klassische spannungserzeugende Melodien und Sounds zum Einsatz, die allerdings eher hintergründig wahrgenommen werden.
Filmkritk
Fazit
Der Film ist definitiv sehenswert für Agatha Christie-Fans und Liebhabern von klassischen Detektiv-Romanen bzw. -Verfilmungen, auch wenn „Tod auf dem Nil“ von 2022 in einigen Punkten von der Original-Vorlage bzw. früheren Verfilmungen abweicht. Auch wenn die Stimmung bisweilen sehr ernst und bedrückend ist, ist es eine kleine Freude, den Detektiven Hercules Poirot bei seinen Beobachtungen zu verfolgen und bei seiner Wortwahl zu schmunzeln. Wenn man auch einige Abstriche machen muss, kann man sich bei „Tod auf dem Nil“ gut unterhalten.
Fazit
-
Schauspieler
-
Story
-
Regie
-
Nachbearbeitung
-
Musik