Der Name Robert Eggers dürfte den meisten Film Freaks noch kein Begriff sein. Doch sein Erstlingswerk „The Witch“ sorgte auf Filmfestivals wie dem in Sundance für Begeisterung. Ob diese wirklich berechtigt war, kannst Du nun in unserer Kritik zu dem neuenglischen Schauermärchen erfahren.
Schauspieler – Überragend
Aus dem Cast von „The Witch“ werden einem wenige Gesichter bekannt vorkommen. Die Hauptrolle, die älteste Tochter Thomasin, spielt Neuentdeckung Anya Taylor-Joy und präsentiert sich hiermit als eine der neuen, jungen Schauspielerinnen auf die man durchaus ein Auge werfen sollte. Sie ist gleichermaßen überzeugend hysterisch in den Szenen, wo solche Reaktionen benötigt werden und gleichermaßen auf ganz subtile Weise sowohl einnehmend, als auch dubios. Besonders zum Ende hin entwickelt sich ihre Figur in eine Richtung, die Taylor-Joy als Darstellerin viel abverlangt, was sie lückenlos meistert. Die Eltern der Familie werden hingegen von zumindest mäßig bekannten Schauspielern verkörpert, nämlich Ralph Ineson und Kate Dickie, die beide Nebenrollen in der Erfolgsserie „Game of Thrones“ innehatten. Auch hier gibt es nichts zu meckern, denn die beiden geben die zunehmende Verzweiflung, Trauer und Wut des Ehepaars authentisch wieder. Und auch der junge Darsteller Harvey Scrimshaw, der Thomasins jüngeren Bruder Caleb auf die Leinwand bringt, ist exzellent auf einer Ebene, die man von solch einem jungen Schauspieler gar nicht erwarten würde. Insbesondere in einer zentralen Szene des Films, in welcher seine Figur eine große Rolle spielt, macht Scrimshaw seinen Job mehr als gut.
Story – Schaurig auf eine andere Art
Filme wie „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“, oder „Der Exorzist“ zählen wohl zu den bedeutendsten und von Kritikern am höchsten gepriesenen Horrorfilme. Was ein Großteil, wenn nicht alle besagten Filme gemeinsam haben, ist dass sie unsere tieferen existenziellen und psychologischen Ängste in einem Film ans Licht bringen. „The Witch“ ist da ganz ähnlich. Was zunächst sehr erfreulich wirkt, ist das unverbrauchte Setting einer puritanischen Gemeinde im 17. Jahrhundert. Dementsprechend sind die Dialoge der Figuren auch an die ältere Sprache gehalten, wobei der Rezensent das persönlich nicht als störend empfand. Doch was diesen Film noch mehr von anderen modernen Horrorfilmen abhebt, ist die Tiefgründigkeit der Handlung. Die titelgebende Hexe ist viel mehr ein Katalysator um ein ohnehin problematisches Familienkonstrukt auseinander zu reißen. Jede Figur hat ihre eigenen, düsteren Hintergründe, die nach und nach aufgedeckt werden je mehr merkwürdige Dinge passieren. Dazu thematisiert der Film ebenso fundamentalistische Religion zur damaligen Zeit und wie diese in einer solchen Situation als eskalierender Faktor wirken kann. Das Ende des Films bleibt vielleicht eher auf einer symbolischen Ebene spannend, doch insgesamt macht die Handlung hier genau das, was einen guten Horrorfilm ausmacht: Sie schafft eine unangenehme, angespannte Atmosphäre, in der sich auch mal tiefsinnige Thematiken ergeben.
Regie – Beeindruckend
Robert Eggers zeigt mit seinem ersten Film bereits jetzt schon anderen Horrorfilm-Regisseuren wie man es richtig macht. Er etabliert nicht nur schnell die Situation der Figuren und den ausgehenden Konflikt. Eggers schafft es bereits innerhalb der ersten 10 Minuten mehr erschreckendes und verstörendes zu zeigen, als die meisten Filme des Genres in ganzer Länge. Dadurch ist man als Zuschauer schnell gebannt und lässt sich auch viel eher auf dialoglastige Szenen ein, da man bereits einen Vorgeschmack auf den Grusel bekommen hat. Außerdem zeigt der Regisseur kleine Details, welche später noch wichtig werden, sehr früh und subtil. Nebenbei sind auch das Setdesign und Kostümdesign, sowie der Schnitt intelligent ausgewählt. Vor allem der Schnitt weiß zu gefallen, denn für einen Film der viel auf seine Atmosphäre und Dialoge setzt, fühlt sich „The Witch“ nie langweilig an. Noch ist es womöglich zu früh so etwas zu behaupten, doch bei dem Rezensenten zumindest hat sich Eggers erster Film bereits auf die Bestenliste des Jahres begeben. Man kann auf seine nächste Regiearbeit sehr gespannt sein.
Filmmusik – Perfekter Einsatz
Die Musik zu „The Witch“ erinnert teilweise extrem stark an die Musik des Klassikers „2001: Odyssee im Weltraum“. Es gibt viele Szenen, in denen der Score leise anfängt zu spielen, um sich dann immer mehr zu steigern, bis operettenhafte Gesänge auf einer solchen Frequenz einsetzen, dass der ohnehin schon gespannte Zuschauer immer mehr in eine Trance gezogen wird und schließlich die erschreckende Auflösung der Szene sieht. Die Musik überschattet jedoch nie die Szene, viel mehr hilft die Filmmusik der Szene sich zu neuen Höhen aufzuschwingen. Einziger, minimaler Kritikpunkt ist an dieser Stelle, dass die Musik jenseits des Film wahrscheinlich komplett ungenießbar ist.
Nachbearbeitung – Pointiert
Da der Film wenig auf typische Horroreffekte und mehr auf Handlung und Figuren setzt, gibt es recht wenig an der Nachbearbeitung anzumerken. Der Schnitt ist wie bereits erwähnt sehr gut gewählt. Weiterhin sehen auch die wenigen Effekte, die hier genutzt wurden, gut und sauber aus. In der finalen Szene war ein spezieller Effekt zwar zunächst etwas befremdlich, doch wenn man dies als Steigerung des Handlungsstrangs sieht, wirkt diese Eskalation schon deutlich besser.
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Die 2016 erschienene Blu-ray kann nach wie vor unter anderem bei Amazon.de bestellt werden.
Filmkritk
Fazit - Für Filmliebhaber
"The Witch" ist ein Film, der sowohl innerhalb des eigenen Genres, als auch genreübergreifend, sehr gut funktioniert. Horrorfans werden sich an dem Grusel und der gekonnt inszenierten Atmosphäre erfreuen, während Zuschauer die besagtem Genre eher abgeneigt sind, immer noch die Handlung, Inszenierung und Dialoge schätzen können. Einzig und allein Zuschauer, die tiefgründigeren Horror gar nicht mögen, sollten dem Hexenhaus fernbleiben.
Fazit
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Schauspieler
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Story
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Regie
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Filmmusik
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Nachbearbeitung