Sprechen in der Öffentlichkeit ist nicht jedermanns Sache. Doch als Führer einer Nation ist es wohl ab und an Unvermeidbar. Vor allem in Zeiten von Krisen und einem aufziehenden Krieg. Vier Oscars und ein Golden Globe sind nur die Auszeichnungen, die zeigen, dass dies ein Film ist, den man gesehen haben muss.
Story/Inhalt
Albert leidet an schwerem Stottern sodass Reden in der Öffentlichkeit eine Tortur sind. Als zweiter Sohn des Königs mehr auf repräsentative Aufgaben beschränkt ist es lange ein vermeidbares Problem. Zwar zieht er mehrere Experten und Ärzte zu Rate, doch eine Lösung kann keiner finden. Schließlich wendet sich seine Frau in seinem Namen an den Schauspieler Lionel Logue, der einen etwas anderen Ansatz verfolgt.
Als König George V verstirbt und sein Sohn ihm nachfolgt, zwingen dessen Lebensstil ihn bald zur Abdankung sodass Albert zum neuen König gekrönt werden soll. Mit dem Damoklesschwert der Bedrohung durch Nazi-Deutschland über sich, muss Albert sich der Herausforderung stellen und der Nation mit Courage und Herzblut ein Vorbild sein um sich der Dunkelheit der Unterdrückung entgegenzustellen.
Eine wahre Geschichte, gespickt mit Humor und vielen Details, die ein Spiegel der Zeit sind. So wird Lionel Logue als Australier wegen seines Akzents genauso geschnitten wie Prinz Albert für sein Stottern. Historische Charaktere sind natürlich im Film ebenso vertreten wie der normale britische Bürger. Zusammen ergibt sich eine beinahe märchenhafte Geschichte mit viel Tiefgang und der Botschaft sich jeder Herausforderung zusammen mit Familie und Freunden zu stellen, denn gemeinsam sind sie unaufhaltsam. 9 von 10 Punkten.
Schauspieler
Colin Firth als Albert ist der zurecht mehrfach ausgezeichnete Star des Films. Mit viel Würde, Charisma und Charme spielt er die Rolle des Prinzen, der zum König wird. Sowohl der zweifelnde, fast verletzliche Mann als auch der stoisch-britische Monarch werden absolut glaubwürdig vermittelt. Eine Meisterleistung.
Geoffrey Rush ist den meisten Leuten wohl als Captain Barbossa aus dem Fluch der Karibik Franchise bekannt. Als Lionel Logue mimt er hier einen einfachen Mann, der seinem Traum die Hauptrollen in Shakespeares Werken zu spielen, nachjagt, aber aufgrund seiner australischen Wurzeln von den Theatertruppen geschnitten wird. Der Auftrag einem Prinzen zu helfen ist zuerst nur ein Gehaltsscheck, doch mit der Zeit entwickelt sich eine tiefe Freundschaft und ein Verständnis für den Anderen. Zwar für den Oscar als bester männlicher Nebendarsteller nominiert, ging er allerdings genau wie Helena Bonham Carter in derselben Kategorie leer aus.
In Nebenrollen treten noch Helena Bonham Carter als Königin sowie Derek Jacobi als Erzbischof auf. Der Cast liefert auf ganzer Linie ab, Colin Firth wurde zurecht in dem Jahr mit dem Oscar für die beste Hauptrolle ausgezeichnet. 9 von 10 Punkten sind da wohl angebracht.
Regie
Tom Hooper landete mit diesem Film seinen ersten richtigen Volltreffer und verdiente sich einen Oscar. In den folgenden Jahren drehte er unter anderen auch die Musical-Verfilmung zu „Les Miserables“, dem Film „The Danish Girl“, und nahm aber auch für den kommerziell absoluten Fehlschlag „Cats“ aus dem Jahr 2019 im Regiesessel Platz.
Schon vor King’s Speech führte er in der Miniserie um historische Könige in Großbritannien für Elisabeth I Regie, sodass er mit Projekten rund um das Königshaus bereits vertraut war. Für diese Arbeit wurde Hooper für die beste Regie mit dem Oscar ausgezeichnet, was in Anbetracht der Konkurrenz mit David Finchers „The Social Network“ eine Überraschung war. 8 von 10 Punkten, da er später nicht mehr an seinen Erfolg anschließen konnte und mit Cats sogar einen überaus schlechten Film ablieferte.
Nachbearbeitung
Die Aufmachung und Gestaltung des Films mit einem London in den frühen und mittleren 1930er-Jahren, sowohl im royalen als auch bürgerlichen Milieu, brachte Nominierungen für die besten Kostüme, die besten Kulissen und auch handwerklich für die Kameraführung. Viel Herzblut lag darin, allerdings wurden in diesen Rubriken die begehrten Auszeichnungen fast nie erreicht, und wenn nur in einzelnen Sparten. In Anbetracht der Konkurrenz in diesen Jahren, in denen das Kino sich mit Biographien und Schicksalen in der Welt vor und zu Beginn des Zweiten Weltkriegs auseinandersetzte, keine große Überraschung. 7 von 10 Punkten hat sich das handwerkliche Drumherum jedoch verdient.
Musik
Lionel nutzt viel klassische Musik in seiner Therapie, und hört sie natürlich ebenso wie Albert gerne auch privat. Neben Stücken von Mozart, Beethoven und Brahms sind natürlich auch typische Volksweisen wie Swanee River und Camptown Races vertreten, ergänzt mit zeitgenössischer Radiomusik. 7 von 10 Punkten für die Untermalung, die ebenfalls bei Auszeichnungen öfter nominiert, aber selten ausgezeichnet wurde.
Filmkritk
Fazit
Mit 8 von 10 Punkten, einer runden Story und einem guten Cast ist King‘ Speech ein Film, den man gesehen haben muss. Obwohl der Krieg ein Thema ist, werden keine Szenen daraus gezeigt. Die Handlung geschränkt sich auf die interpersonellen Beziehungen und die Reise der Charaktere, die sie zum großen Finale der Radioansprache an die Nation führt. Da stößt es wohl nur negativ auf, dass knapp achtzig Jahre später eine ähnlich bedrohte Welt aufwartet. Doch sind die Rollen etwas vertauscht, und wer ist hier der Retter, der über seinen Schatten springt und die Nation anspricht und vereint?