Ein Sklave, der es wagt sich zu erheben, und damit andere Sklaven motiviert ihm zu folgen und gleichzeitig das große Rom in Angst und Schrecken versetzt. Das ist die Geschichte um Spartacus kurz zusammengefasst.
Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert war Spartacus ein Synonym für den Kampf gegen die unterdrückerische Oligarchie der Adeligen und Reichen für die linken und kommunistischen Bewegungen – Spartacus war ein Losungswort für Widerstand und gesellschaftlichen Wandel. Denn ein Sklave hat nichts zu verlieren, außer seinen Ketten, aber alles zu gewinnen, vor allem seine Freiheit und Selbstbestimmung.
Story/Inhalt
Der Sklave Spartacus wird aus einem thrakischen Tagebau in die Gladiatorenschule von Capua verkauft und dort zu einem Kämpfer gedrillt. Als ein Gladiator bei einem Fluchtversuch getötet wird, und der Hausherr seine Geliebte an einen Senator verkauft, ist das ein Zeichen für Rebellion. Bald schließen sich den Gladiatoren weitere Sklaven an, was die römischen Senatoren in Angst und Schrecken versetzt. Nachdem eine Armee vernichtet wurde und die Sklaven nun weitere Waffen und Anhänger haben, stellt sich die Frage was sie erreichen wollen bevor weitere Legionen anrücken. Spartacus fasst den Plan lokale Piraten zu bestechen um alle Sklaven zurück in ihre Heimat zu bringen. Doch Legionen verschiedener Senatoren rücken bereits an um den Aufstand niederzuschlagen bevor er zu einem Lauffeuer wird.
Die Geschichte des Spartacus-Aufstands ist sicher eines der prägenden Ereignisse der römischen Republik. Der alte, ewige Kampf um Ruhm, Ehre, Macht und Freiheit ist ein zeitloser Stoff, der hier mit hoher Qualität umgesetzt wird. 9 von 10 Punkten.
Schauspieler
Kirk Douglas spielt den Sklaven Spartacus. Zu der Zeit war er eine große Nummer in Western, Kriegsfilmen, aber auch Krimis und Komödien. Ein Schauspieler von großem Talent und einer großen Spanne an Rolle, die er im Laufe seiner Karriere wahrgenommen hat. Immer ein glänzendes Vorbild für seine Kollegen ein guter Leitstern. Spartacus war nach „Wege zum Ruhm“ die zweite Zusammenarbeit von Douglas mit Regisseur Stanley Kubrick.
Der zweite große Name der Zeit ist Lawrence Olivier, der hier den Senator Crassus spielt. Als Gegenspieler von Spartacus versucht der Berufspolitiker seine Macht zu festigen und den Aufstand ohne große finanziellen und Materiellen Verluste zu beenden um dabei den größtmöglichen Ruhm für sich selbst vor dem Senat zu verdienen. Olivier war ein Schauspieler der alten Schule und macht vor allem in Rollen von Shakespeare-Stücken auf sich aufmerksam. Doch wie Douglas hatte er eine breite Spanne von Charakterrollen in seiner Karriere. Jean Simmons spielt die Sklavin Varinia, die quasi zum Auslöser des Aufstands wird. Auch sie spielte Shakespeare, hatte aber auch Rollen in Serien wie „Die Dornenvögel“ und „Fackeln im Sturm“.
Charles Laughton spielt den Senator Gracchus und ist ein weiterer großer Name der Zeit: mit Filmen wie „Zeugin der Anklage (1957)“, oder Captain Blight in der Version von „Meuterei auf der Bounty“ von 1935 setzte er eine Note als Charakterschauspieler, egal ob in Piratenfilme der Ära, als Glöckner Quasimodo oder Richter in diversen Justiz-Thrillern. Außerdem sind noch Peter Ustinov und Tony Curtis zu sehen. Ustinov erhielt für seine Rolle den Oscar als bester Nebendarsteller – eine Kompromisslösung, da man dem „prokommunistischen Machwerk“ nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken wollte.
Ein rundum großartiger Cast mit einer riesigen Palette und großem Talent. Die Leistung hebt den Film noch einmal eine Stufe höher und bringt ebenfalls 9 von 10 Punkten.
Regie
Stanley Kubrick lieferte hier einen Historienfilm mit viel Zündstoff. Ihm wurde vorgeworfen mit Spartacus den Kommunismus zu verherrlichen und die Senatoren mit der Regierung gleichzustellen. Da am Drehbuch Dalton Trumbo beteiligt war ein Vorwurf, der bestimmt nicht ganz unberechtigt war.
Doch Kubrick brachte einige epische Szenen in diesem Historienfilm unter. So ist der erste richtige Gladiatorenkampf eine Blaupause für spätere Kämpfe in Filmen. Die Schlachten gegen die römischen Legionen sind mit guten Schnitten und Winkeln spannend umgesetzt – was heute mit CGI generiert werden kann musste damals ausgestattet werden, sodass in diesen Schlachten hunderte volle ausgestattete Schauspieler koordiniert werden mussten.
Auch brachte Kubrick einige spitzfindige Dialoge unter, etwa das Gespräch des Senators mit seinem Haussklaven darüber ob er Muscheln oder Austern bevorzuge – ein skandalöser Ansatz über Homosexualität, der über viele Jahre in Kino- und VHS-Fassungen fehlte und erst in der ungeschnittenen und restaurierten Version vollständig enthalten ist.
Mit 196 Minuten Laufzeit widmet sich Kubrick der gesamten Geschichte rund um Spartacus bis zum bittersüßen Ende mit der römischen Straße und den gekreuzigten Sklaven als Warnung sich niemals gegen die Autorität zu erheben. 9 von 10 Punkten.
Nachbearbeitung
Weder bei den Kostümen noch der Aufmachung wurde hier gespart. Ein filmischer Höhepunkt, der immerhin circa 12 Millionen Dollar Budget genötigte und aufgrund der Zensur im Kino kaum 2 Millionen einspielen konnte. Doch die Zeit ist der Richter und machte Spartacus später zu einem sehr erfolgreichen Film, der 8 von 10 Punkten für die Aufmachung verdient. Wie zu dieser Zeit so oft sind einfach zu viele historische Ungenauigkeiten in Kleidung, Ausrüstung und Szenenbild enthalten.
Rundum beeindruckend, von den Massenszenen in den Schlachten bis hin zu den von den Charakterrollen getragenen Dialogsequenzen in der Sklavenakademie, dem Lager am Abend vor der großen Schlacht und dem Finale mit der Straße der Gekreuzigten (diese Szene mit der Suche nach Spartacus wurde auch von Monty Python in „Das Leben des Brian“ parodiert). Die oben angesprochene Dialogsequenz wurde erst 1991 ergänzt, war 1960 jedoch ohne Ton aufgezeichnet worden, weil sie sowieso der Zensur zum Opfer gefallen wäre; da Tony Curtis bereits verstorben war synchronisierte Antony Hopkins den Dialog nach.
Aufgrund der gezeigten Gewalt war der Film 1960 erst ab 16 freigegeben, mittlerweile wird er in der ungeschnittenen und remasterten Version mit einem FSK12 vertrieben. Das lange Intro mit einem blauen Bildschirm ohne Schrift oder Ton sowie die Intermission sind der Laufzeit geschuldete Überbleibsel der Kinofassung, die bis heute nicht angepasst wurden.
Musik
Die musikalische Untermalung ist nebensächlich. Mehrheitlich werden in „typisch römischer“ Manier Posaunen und Trompeten eingesetzt um Szenenwechsel einzuläuten oder Aufmärsche zu untermalen. Selbst Intro, Intermission und Abspann sind nicht wie heute üblich mit Musik untermalt. Darum keine Punkte für diese Kategorie.
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Fazit
Spartacus verdient sich 9 von 10 Punkten mit einer guten Geschichte, einem ausgezeichneten Cast, angeleitet von einem Top-Regisseur. Bei Erscheinen geschnitten, zensiert und verrissen erhielt er doch 4 Oscars, jedoch nur einen in einer Hauptkategorie (Bester Nebendarsteller). Der Film funktioniert heute, vollständig und restauriert, aber genauso gut wie damals. Und wenn die Legionäre die Gefangenen nach ihrem Anführer befragen ist man noch heute versucht dann aufstehen und zu rufen: „Ich bin Spartacus!“