Im Juni 2013 schrieb der amerikanische Whistleblower Edward Snowden zusammen mit namhaften Journalisten wie Glenn Greenwald und Ewen MacAskill Geschichte, als er über den Guardian geheime Dokumente der NSA, über die Überwachung der amerikanischen Bürger und vieler ausländischer Staatsoberhäupter, sowie verschiedene dubiose Überwachungsprogramme veröffentlichte. 2016 brachte Regisseur Oliver Stone uns diese Geschichte auf die Kino-Leinwand. Dieser ist selbst für seine durchaus sehr politischen Filme wie „JFK – Tatort Dallas“ bekannt. Ob Stone diese teils kontroverse Geschichte unvoreingenommen und gut umsetzen konnte, erfährst du in unserer Kritik.
Schauspieler – Beeindruckend echt
Joseph Gordon-Levitt spielt Edward Snowden. Wobei das Wort „spielen“, wenn man den Film bereits gesehen hat, tatsächlich etwas unangebracht scheint. Gordon-Levitt ist nämlich so überzeugend in seiner Mimik, Gestik und Sprache, dass man fast komplett vergisst, dass er nicht wirklich Edward Snowden ist. Tatsächlich wird der echte Snowden noch kurz im Film gezeigt und man merkt sofort wie ähnlich Gordon-Levitts Darstellung an der realen Person dran ist. Snowdens Freundin Lindsay Mills wird von Shailene Woodley verkörpert. Diese bringt ihre Rolle sympathisch und charmant rüber und es herrscht eine gute Chemie mit Gordon-Levitt, der allerdings klar die bessere Performance abgibt. Rhys Ifans spielt seine Rolle, als bedeutendes Mitglied der CIA ebenfalls extrem glaubhaft. Er bringt eine Komplexität und das gewisse Gravitas zu seiner Rolle und ist in jeder Szene, der er beiwohnte, ein Highlight. Auch der Rest der Nebendarsteller kann sich sehen lassen, wobei interessanterweise Nicolas Cage positiv heraussticht. Dies ist wohl mit Abstand eine der besten Nicolas Cage-Rollen der letzten 10 Jahre.
Story – Toll umgesetzt
Was politische Filme angeht ist das kritisieren ja immer ganz heikel, insbesondere wenn der Rezensent selbst einigermaßen politisch interessiert ist wie es hier bei mir der Fall ist. Trotzdem muss ein Film und dessen Drehbuch ja neutral und unvoreingenommen bewertet werden. „Snowden“ entscheidet sich ganz klar für eine Seite der Geschichte. Diese bekommen wir in Rückblenden und aus der Sichtweise von Edward Snowden selbst erzählt. Das war genau die richtige Entscheidung, denn das Drehbuch verleiht der Figur Snowden somit mehr Intimität und man kann seine Beweggründe besser nachvollziehen. Der Film stellt Snowden dabei zwar durchaus auch gewissermaßen als eine Art Heldenfigur dar, doch gleichzeitig wird auch klar gemacht, dass es sich nur um einen Mann handelte, der viele Fehler begangen hatte und einfach versuchte das Richtige zu tun. Glücklicherweise wird diese extrem politisch aufgeladene Geschichte mit dem persönlichen Dilemma der Beziehung zwischen Snowden und Lindsay Mills unterstrichen. Außerdem schafft es der Film alle möglichen politischen Beweggründe und Vorgänge dem Zuschauer gut zu erklären und nahe zu bringen. Bei einigen konservativen Amerikanern wird der Film sicherlich nicht so gut wegkommen, doch man kann bekanntlich nicht immer alle Fronten glücklich machen und meiner Meinung nach hat Stone die Sachverhalte der Geschichte richtig erkannt und spannend in diesem biografischen Film verpackt.
Regie – Stone kann es immer noch
Oliver Stone hatte es in den letzten Jahren nicht immer ganz leicht. Seine letzten Machwerke erhielten schließlich eher gemischte Reaktionen von den Kritikern und an den Kinokassen. Doch mit „Snowden“ hat Stone endlich wieder zu alter Stärke zurückgefunden. Was mich bei diesem Film vor allem beeindruckt hat, ist Stones Entscheidung die Geschichte Snowdens nicht ausschließlich als politischen Thriller zu stilisieren, sondern das Geschehen wesentlich ruhiger darzustellen, was „Snowden“ letztendlich eher wie ein biografisches Drama mit Elementen eines politischen Thrillers wirken lässt. Dadurch ist die Geschichte wesentlich glaubhafter dargestellt. Zudem sind die Kameraeinstellungen und Schnitte meist sehr gut gewählt und verstärken stets die atmosphärische und emotionale Wirkung der Szenen. Was man Stone ankreiden könnte wäre, dass sich der Film im dritten Akt dann doch etwas in die Länge zieht und einige Szenen sich repetitiv verhalten. Außerdem muss man seine Auswahl der Filmmusik bei einigen Szenen kritisch beäugen, da diese teilweise einfach nicht passt. Jedoch sind dies vergleichsweise kleine Fehltritte, bei einer größtenteils sehr guten Regieleistung.
Filmmusik – Mal passend, mal nicht
Der Soundtrack zu „Snowden“ setzt sich aus zwei Lagern zusammen. Einerseits gibt es die typischen brummenden Instrumentalstücke, die heutzutage bei den meisten Thrillern und Actionfilmen genutzt werden um Spannung zu generieren. Diese wirken auch passend zu den Szenen und untermalen diese entsprechend gut. Hin und wieder werden in Szenen mit etwas mehr Pathos auch Violinen schön genutzt, auch wenn es die besagte Szene oftmals leicht kitschig wirken lässt. Es wird allerdings auch der ein oder andere Pop-Song verwendet, der sich im Text das Thema Überwachung zu Herzen nimmt. Diese Songs sind zwar nicht unbedingt schlecht, doch sie reißen eine doch zu sehr aus dem Film heraus um passend zu wirken.
Nachbearbeitung – Visualisierung
Bei den Effekten in „Snowden“ geht es vor allem darum, die Überwachung durch das Medium Internet dem Zuschauer zu veranschaulichen und zu visualisieren, also um das Ausmaß dieser Maßnahmen wirklich erfassen zu können. Besagte Effekte wirken zwar teilweise ein wenig Old School, doch sie funktionieren recht gut und erzielen damit auch den gewollten Effekt. In einigen Szenen werden Filter genutzt, die man als ordentlich, wenn auch nicht als besonders innovativ bezeichnen kann. Generell sieht der Film aber sehr hochwertig gedreht aus. Höchstwahrscheinlich wurde auch digital gedreht, was die Thematik des Films noch unterstreicht.
Film Snowden kaufen
Die 2017 erschienene Blu-ray zum Film ist nach wie vor auf Amazon.de erhältlich.
Filmkritk
Fazit - Spannender Film über einen spannenden Mann
"Snowden" ist wahrscheinlich nichts für Leute, die sich im allgemeinen nicht mit Politik auseinandersetzen wollen. Nichts desto trotz handelt es sich hier um einen äußerst wichtigen Film, der eine der interessantesten Geschichten unseres Jahrhunderts auf eine spannende Art und Weise und mit tollen Darstellern auf die große Leinwand bringt. Daher kann ich nicht anders, als jedem, auch wenn er noch so Politik verdrossen ist, diesen Film ans Herz zu legen.
Fazit
-
Schauspieler
-
Story
-
Regie
-
Filmmusik
-
Nachbearbeitung