Weihnachtszeit ist Familienzeit. Man schmeißt sich in die besten Klamotten, tafelt die besten Speisen und es herrscht eine Art Burgfrieden. Was könnte die Stimmung da drücken? Vielleicht die Tatsache, dass es der letzte Tag auf Erden ist.
Story/Inhalt
Es wirkt wie das perfekte englische Weihnachtsfest: ein Cottage auf dem Land, die Familien kommen zusammen. Der Baum ist geschmückt, das Essen im Ofen, die Geschenke liegen bereit. Aber ein Schatten hängt über der fröhlichen Stimmung, die alle spielen: denn ein mysteriöser Sturm zieht über die Welt. Er überrollt alles, und wer hineingeht stirbt kurz darauf einen schmerzhaften Tod. Darum hat die Regierung bereits Tabletten an alle Bürger verschickt, die einen schmerzlosen Tod versprechen. Während die Eltern sich darauf vorbereiten und die Chance nutzen um mit ihrem erwachsenen Verwandten Tabula Rasa zu machen, zweifeln die Kinder an der Entscheidung. Warum Geschenke, wenn man nicht einmal einen Tag damit spielen kann? Und allen voran der jüngste Sohn Art, der überhaupt in Frage stellt ob wirklich alle sterben. Doch der Sturm rückt näher, und dieses Weihnachten wird für alle das Letzte sein.
Der Endzeit-Plot ist nicht wirklich neu, dass er an Weihnachten verortet wird gibt der Geschichte aber den Pepp. Da sich fast alles im Haus abspielt, wird es zu einem bedrückenden Kammerspiel, dass aber auch eine gewisse Komik hat. 8 von 10 Punkten sind auf jeden Fall angebracht.
Schauspieler
Die Hausbesitzer Nell und Simon werden von Keira Knightley (Fluch der Karibik 1-3, Can a song save your life?) und Matthew Goode (Watchmen – die Wächter) gespielt. Knightley ist die etwas naive, aber liebende Mutter, während Simon der strenge, aber mit der Situation etwas überforderte Vater spielt. Ihr jüngstes Kind Art wird von Roman Griffin Davies (Jojo Rabbit) gespielt, und überzeugt auch hier mit sowohl kindlicher Naivität als auch Durchsetzungskraft.
In Nebenrollen sind außerdem Annabelle Wallis (Boss Level, Peaky Blinders – Gangs of Birmingham), Lily-Rose Depp (Voyagers) und Rufus Jones (Wonka) zu sehen.
Alle liefern solide Leistungen ab, auch wenn der Unterschied zwischen Filmschauspielern und Serienschauspielern manchmal aufscheint. 7 von 10 Punkten für ein besinnliches Schauspiel und Drama. Fakt am Rande: Regisseur Griffin castete nicht nur ihren Sohn Roman, sondern auch ihre beiden Zwillingssöhne Gilby und Hardy – ein richtiger Familienzirkus.
Regie
Camille Griffin hat bisher außer Silent Night kein einziges Langfilmprojekt beendet, deshalb fehlt eine gewisse Vergleichsbasis. Hier hat sie mit minimalistischen Mitteln ein gutes Kammerspiel inszeniert, das hält was es verspricht. Die einzigen Aufnahmen, die nicht in oder um das Cottage gedreht wurden sind ein Schnitt auf verlassene Straßen, durch die der mysteriöse Sturm zieht. Produziert wurde die Arbeit übrigens von Matthew Vaughn (Kingsman: The Secret Service, Kick-Ass 1+2), der einige Sequenzen gerne blutiger gesehen hätte. Da ließ sich Griffin aber nicht reinreden und reduzierte sich auf das Wesentliche ohne Exzess – man denke an Szenen aus Kingsman oder Kick-Ass.
Da die Möglichkeit fehlt diesen Film mit anderen Arbeiten zu vergleichen, kann dieser gute Film guten Gewissens mit 8 von 10 Punkten bewertet werden.
Nachbearbeitung
Ein Kammerspiel zu drehen ist riskant und kann ins Auge gehen. Doch Silent Night funktioniert auf dem beengten Raum ausgezeichnet und liefert auf ganzer Linie ab. Einzig der Sturm, der die mysteriöse Krankheit trägt, ist bestenfalls mittelmäßig am Computer generiert. Wie eine Windhose aus Sand fegt er durch die bereits erwähnten verlassenen Straßen, während am Himmel eine gigantische braun-graue Gewitterfront mit Blitzen vorüberzieht, die ein bisschen an die Sturmfront aus dem Katastrophenthriller „Day After Tomorrow“ erinnert.
Da die Sturmanimation meines Erachtens nicht gut ist, aber sonst aus den geringen Mitteln das Beste herausgeholt wurde, sind 7 von 10 Punkten angebracht.
Musik
Wie in jedem Weihnachtsfilm finden sich natürlich die üblichen Evergreens und sonstigen Weihnachtslieder, die man bis zum Ende der Saison nicht mehr hören kann. Dieses Mal von José Feliciano und Billy Ocean. Ergänzt um einen Song von Sting (If You Love Somebody Set Them Free)
Solide 7 von 10 Punkten für die Musik, und die Tatsache, dass ich froh bin, dass dies mein letzter Weihnachtsfilm von der Liste ist.
Filmkritk
Fazit
Die Frage bleibt wie würden wir damit umgehen. Die Protagonisten wissen, dass sie weniger als 24 Stunden zu leben zu haben – zumindest die Erwachsenen, da sie die Dinge soweit möglich von den Kindern ferngehalten haben. Obwohl alle mit dem Vorsatz zusammenkommen das Beste aus der verbleibenden Zeit zu machen, kommt doch das menschliche Übel in ihnen hoch und es wird noch einmal in der Dreckwäsche der Vergangenheit gewühlt. Je näher das Ende rückt, desto verzweifelter und aggressiver wird der Umgang miteinander. Und wenn das Ende fast in Sicht ist, treten Verzweiflung und der Wunsch nach Vergebung in den Vordergrund. Man wünscht sich, mit den Angehörigen im Guten Abschied nehmen zu können. Von Kritikern schlechter bewertet, ist dies sicher nicht der Filmtipp für einen besinnlichen Weihnachtsabend. Aber das etwas düstere Drama ist auf jeden Fall eine gute Alternative zum üblichen Programm, die hält, was sie verspricht. Das sind 7,5 von 10 Punkten, einfach verpackt mit einer kleinen Schleife.