Was wäre, wenn der Nikolaus nicht der byzantinische Bischof Nikolaus von Myra war? Sondern der Anführer einer plündernden Horde von Strauchdieben? Diese niederländische Produktion liefert die Antwort. Doch dass kein Topfilm zu erwarten ist, zeigen schon die Rechtschreibfehler im Covertext. Im Fahrwasser des Erfolges von „New Kids Turbo“ wurden aber wohl übereilte Entscheidungen getroffen.
Story/Inhalt
Im Jahre 1492 verheert eine marodierende Truppe unter der Führung des spanischen Bischofs Niklas die niederländische Küste. Doch am 5. Dezember wagen einige Holländer sich zu wehren und zünden sein Schiff mitsamt seiner Besatzung an. Doch seither, jedes Mal, wenn der 5. Dezember eine Vollmondnacht ist, kehrt der Bischof mit seinen Männern zurück um zu rauben, zu plündern und zu morden.
Kommissar Goert überlebte als kleiner Junge einen der Raubzüge des bösen Niklaus. Doch als 23 Jahre später wieder ein Vollmond auf den 5. Dezember fällt, werden seine Warnungen in den Wind geschlagen und er wird beurlaubt. Der Student Frank hat andere Probleme. Als Nikolaus verkleidet will er sich ein paar Euro extra verdienen, und darüber hinwegkommen, dass sich seine Freundin getrennt hat. Doch in den nebligen Straßen Amsterdams verfahren sie sich und seine Freunde werden von der dämonischen Horde getötet. Prompt wird er von der Polizei verhaftet, weil Zeugen den Täter als Mann im Nikolaus-Kostüm beschreiben. Doch als die Meldungen nicht abreißen und die Streife, die ihn verhaftet hat von den Angreifern getötet werden, trifft er auf Goert, der mit allen Mitteln den Nikolaus aufhalten will. Dazu muss er aber das Schiff im Hafen finden und sprengen bevor die Horde für weitere 23 Jahre verschwindet.
Hört sich nach einer dünnen Geschichte an, und viel mehr ist auch nicht dran. Doch die 88 Minuten Laufzeit sind gut genutzt und kombinieren vorweihnachtliche mit Horror-Elementen. Dazu ein paar Flachwitze bei den Studenten, die wohl dem damaligen Zeitgeist entsprechen. 6 von 10 Punkten.
Schauspieler
Egbert Jan Weeber ist eine Größe des niederländischen Kinos. Sein Auftritt in dem Film „Commandos“ (mit einer die Handlung fortsetzenden Serie) sowie die Rolle in „Der Admiral – Kampf um Europa“ machten ihn bekannt. Saint war eine seiner früheren internationalen Rolle, was daran zu erkennen ist, dass er teilweise die Schüchternheit nicht spielt. Es ist eben ein anderes Kaliber als Serien und Fernsehfilme für den lokalen Markt.
Bert Luppes spielt Kommissar Goert. Er bringt den paranoischen Polizisten ebenfalls glaubhaft rüber, wobei seine Rolle etwas kurz kommt. Der gespielte Witz geht dem Charaktertypus zugegen und passt nicht ganz zu einem Mann, der einerseits Rache für seine Familie will, andererseits zukünftige Schäden für seine Stadt und deren Bürger zu verhindern. Die Rolle bekam er wohl dank dem Regisseur. Danach arbeitete er fast ausschließlich in holländischen Produktionen.
Huub Stapel spielte wie Luppes bereits in einem anderen Projekt des Regisseurs mit und übernimmt hier die Rolle des Bischofs. Unter einer dicken Maske aus Kitt spielt er einen überzeugend gruseligen Untoten, der auf seinem unsterblichen Schimmel über die Dächer Amsterdams jagt und mit einem Stab Recht spricht. Eine kleine Produktion mit einem Cast, der außerhalb der Niederlande kaum jemandem ein Begriff ist. Sie geben zwar ihr Bestes, doch mehr als 5 von 10 Punkten sind nicht drin.
Regie
Dick Maas machte in den 1980ern mit den Filmen „Fahrstuhl des Grauens“ und „Verfluchtes Amsterdam“ auf sich aufmerksam. Dieser Film folgte über 20 Jahre danach. Dazwischen arbeitete er unter anderem den Filmen um die Familie Flodder (samt Serie) und einer Serie um einen jungen Indiana Jones.
Saint ist wie erneut ein eher skurriles Szenario, in dem er nicht mit Blut spart. Allerdings setzte er sich aufgrund des mäßigen internationalen Erfolgs danach nur noch zwei Mal auf den Regiestuhl und beschränkte sich auf Drehbücher und Produktionen. Saint kommt nicht an seine früheren Erfolge heran, funktioniert jedoch auf seine Art über weite Strecken. 7 von 10 Punkten.
Nachbearbeitung
Ein mittelalterliches Dorf, das verwüstet wird. Ein alter Schoner, der in Flammen aufgeht. Ein Sprung in das moderne Amsterdam, das eine kurze Touristenführung macht, dann eine wilde Jagd über die Dächer Amsterdams nutzt und zuletzt den alten Hafen in Flammen aufgehen lässt. Dick Maas zieht alle Register für die Aufmachung, gibt dem Bischof und seinen Schergen ein gruseliges Aussehen und verpasst selbst dem Schimmel einen guten Look.
Doch dass sich junge Männer als Nikolaus Gehilfen das Gesicht schwarz färben (Schwarzer Peter) würde heute wohl Proteste wegen Black-Facing auslösen. Wenigstens kommen sie dafür schnell auf den Richtblock.
Mit Blut und Explosionen werden nicht gespart, wobei die Effekte gut sichtbar plastisch umgesetzt wurden, und nicht mit CGI. Da sieht man auch darüber hinweg, dass bei der Verfolgung über die Dächer Amsterdams das Pferd offensichtlich auf einem Glasboden rennt, auf den Luftaufnahmen der Stadt projiziert wurden. 7 von 10 Punkten.
Musik
Weihnachtliche Stimmung kommt leider keine auf. Zwar wird man nicht mit Wham! oder Maria Carey gefoltert, doch gar keine Weihnachtsmusik ist doch auch zu viel des Guten. Schade, dass dieses Stilmittel nicht verwendet wurde. Begleitmusik aus dem Autoradio zählt wohl nicht, darum keine Punkte.
Filmkritk
Fazit
Saint verbindet Weihnachten mit Horror. Für Genrefans bestimmt einen Blick wert. Doch kaum und falsch beworben flog der Film bei Erscheinen total unter dem Radar, und war was ganz Anderes als die New Kids, deren Erfolg man bei der Vermarktung nutzen wollte. Im Bonusmaterial wird auch Werbung für „The Walking Dead“ gemacht – was zeigt wie wenig Erwartung damals für die so erfolgreiche Zombie-Serie mit mittlerweile fünf Spin-Offs (Fear the Walking Dead, The Walking Dead: World Beyond, The Walking Dead: Dead City, Walking Dead: Daryl Dixon, Walking Dead: The One Who Lives) hatte. Saint selber packt sich 6,5 von 10 Punkten in den Sack, und kehrt beim nächsten Vollmond vor dem Nikolaus-Tag bestimmt zurück.