Die Regisseure der „Paranormal Activity„-Reihe versuchen sich mit Nerve an dem Genre des Techno-Thrillers. Dabei konnten sie ein interessantes Duo an aufsteigenden Schauspielern in den Hauptrollen vorweisen, doch ob dies in Zusammenhang mit der Regiearbeit genügt, um uns für den Film zu begeistern, erfährst du nun in der Kritik.
Schauspieler – Tolles Duo
Die Hauptrollen werden jeweils von Emma Roberts und Dave Franco dargestellt. Roberts gibt eine höchst solide Leistung ab als verunsichertes Mauerblümchen Vee, das im Verlauf des Films immer mehr aufblüht. Dabei zeugt der Film auch von ihrer erstaunlich echt wirkenden Chemie mit Dave Franco, der Vees „Nerve“-Partner Ian spielt. Man könnte, wenn man es nicht besser wüsste, denken die beiden hätten tatsächlich eine Beziehung, denn die charmanten und teilweise auch romantischen Momente zwischen den beiden sind extrem überzeugend. Franco schafft es sogar seine Rolle noch ein Stück besser als sein Gegenpart zu spielen und trumpft nicht nur mit Charme auf, sondern auch mit tollem Gefühl in den dramatischen Szenen. Außerdem können auch die Nebendarsteller ihr Geschick beweisen, wobei vor allem Emily Meade und Miles Heizer, die jeweils zwei von Vees besten Freunden verkörpern sehr viel Spaß bereiten.
Story – Erstaunlich mitreißend
Nerve basiert auf einem recht unbekannten Buch, doch da ich dieses nie gelesen habe kann ich auch keinen Vergleich ziehen. „Nerve“ hat das allerdings nicht wirklich nötig, denn die Handlung ist unwahrscheinlich gut geschrieben. Zunächst beginnt der Film wie viele Teenie-Dramas und man wird erst langsam in das Konzept des Spiels „Nerve“ eingeführt, bis die Lage dann letztendlich aus den Fugen gerät. Hier werden Elemente eines Techno-Thrillers sehr gekonnt mit denen eines klassischen Jugendfilms wie beispielsweise „The Breakfast Club“ versponnen. Die Protagonisten, sowie die Nebencharaktere sind gut geschrieben und haben alle ihr eigenes kleines Gefühlschaos, welches im Laufe des Films enthüllt wird. Weiterhin wird das Konzept eines gefährlichen Spiels, welches im Internet stattfindet, sehr schön aufgegriffen. Was man hingegen kritisieren muss ist der dritte Akt des Films, wo nicht genügend Konsequenzen gezogen werden, um zu einen vollkommen zufriedenstellenden Ende zu kommen.
Regie – Energiegeladen
Es ist extrem erfreulich zu sehen, dass das Regisseur-Team bestehend aus Ariel Schulman und Henry Joost nicht nur Found Footage-Horror mit kleinem Budget drehen kann, sondern sich auch an etwas mit mehr Kinetik heranwagt. „Nerve“ hat mehrere tolle Spannungsmomente und Actionszenen, doch neben diesen wird den Figuren glücklicherweise genug Zeit gelassen um den Zuschauer in ihre Welt zu entführen. Ebenfalls zu erwähnen ist, dass der Film seinen ganz eigenen visuellen Stil hat. Es wird viel mit Neonlichtern gearbeitet, was die Atmosphäre noch etwas verschönert. Außerdem wird New York City von den Filmemachern toll eingesetzt und wirkt wie ein eigenere Charakter innerhalb des Films. Schön kurz ist der Film mit seinen 96 Minuten Laufzeit auch, trotz dem ein oder anderen Versäumnis im dritten Akt, welches „Nerve“ unnötig ausbremst.
Filmmusik – Gute Mischung
Komponist Rob Simonsen bedient sich während des Films immer wieder bei einigen Pop-Songs. Dies ist auch meistens passend, vor allem zu Beginn des Films, wenn sich die Handlung noch mehr um das Teenie-Drama dreht. Man kann sogar Dave Franco bewundern wie er den Oldie „You got it“ von Roy Orbinson zum Besten gibt. Allerdings findet man auch einige Kompositionen, die dem Film eher die Atmosphäre eines Techno-Thrillers verpassen. Auch diese werden zu den rechten Zeiten eingesetzt. Der Soundtrack zu „Nerve“ ist zwar nichts, was ich mir persönlich unbedingt kaufen würde, da nicht alles meinen Musikgeschmack trifft, doch für den Film funktioniert er ausgezeichnet.
Nachbearbeitung – Schön erledigt
Wie eingangs erwähnt hat der Film seinen ganz eigenen Look, der sicherlich auch hin und wieder an Cyber Punk, oder die Techno-Thriller der 90er Jahre erinnern soll. Besonders der schöne, wenn auch leicht exzessive Einsatz von Neon kommt gut zur Geltung. Dadurch, dass es in der Handlung viel ums Internet geht werden auch einige nette Effekte eingestreut, um das virtuelle Geschehen zu verdeutlichen. Abgesehen davon gibt es auch einige sehr schöne Aufnahmen von New York City aus der Vogelperspektive. Die Nachbearbeitung war zwar sicherlich nicht weitreichend, doch die kleinen stilvollen Akzente, die gesetzt wurden reichen völlig.
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Filmkritk
Fazit - Unterhaltsam, vor allem für ein junges Publikum
Ob Techno-Thriller oder nicht "Nerve" wendet sich deutlich an ein jüngeres Publikum. Das kann man nicht nur anhand der Handlung, sondern auch an der kinetischen Kamerarbeit und durch den Soundtrack erkennen. Der Film bietet dabei gute Unterhaltung mit tollen Darstellern und teilweise wird man sogar zum Nachdenken gebracht.