Luc Besson machte sich mit Filmen wie „Das fünfte Element“ und „Léon der Profi“ einen Namen. Unabhängig vom Genre schaffte er es immer wieder Punktlandungen hinzulegen – sowohl als Regisseur als auch als Produzent – andererseits konnten nicht alle Filme den Erwartungen gerecht werden. Lucy gehört – unberechtigt – zu der zweiten Gruppe: monetär ein Erfolg, wurde er von den Kritiken zerrissen.
Story/Inhalt
Studentin Lucy lernt auf einem Partyurlaub den zwielichtigen Richard kennen. Er bittet sie einen Koffer an einen koreanischen Geschäftsmann zu übergeben. Doch Mister Chang (alternative Schreibweise: Mister Jang) hat andere Vorstellungen: kurzerhand wird Lucy zum Kurier für eine mysteriöse Droge gemacht. Als der Beutel beschädigt wird und sich die Droge mit Lucys Blut verbindet, entwickelt Lucy übermenschliche Fähigkeiten. Während Mister Chang seine Ware zurück will, durchläuft Lucy eine Evolution im Schnelldurchlauf und sprengt schnell alle Grenzen der Vorstellungskraft.
Ein intelligenter Thriller mit wissenschaftlicher Basis und einem interessanten Ansatz. Allerdings wurden die dünne Charakterzeichnung und die Logiklöcher kritisiert. Die Kombination von Action und Science-Fiction funktioniert allerdings gut und verdient 8 von 10 Punkten.
Schauspieler
Scarlett Johansson (Don Jon) trägt den Film über die gesamte Laufzeit. Auf dem Bildschirm dominiert sie die Handlung und bringt die Entwicklung vom Partygirl zum transzendenten Überwesen glaubhaft rüber. Die Prominenz als Black Widow lockte natürlich viele Zuschauer zusätzlich an. Morgan Freeman als Professor Norman ist der ruhige Gegenpol zur getriebenen Lucy, deren Zeit auf Erden abläuft. Im Stile der Dokumentationsserie über das Universums moderiert er den wissenschaftlichen Aspekt des Films und wird in seinem kurzen Auftritt Mentor und Erklärer zugleich.
Choi Min-Sik tritt als Gegenspieler auf. Bekannt aus dem koreanischen Original Oldboy (selber Titel für das „entschärfte“ Remake mit Josh Brolin und Elisabeth Olson) hat er als Mister Chang eine eher vernachlässigbare Rolle, spielt diese aber gut runter. Der Cast überzeugt und verdient ebenfalls 8 von 10 Punkten, was vor allem an Scarlett Johansson liegt.
Regie
Luc Besson überzeugt nicht nur als Regisseur (Das fünfte Element, Im Rausch Der Tiefe), sondern auch als Produzent: Transporter-Franchise, Taken-Franchise, Taxi-Franchise). Der Mann weiß (mehrheitlich) was er tut, fällt aber auch mit Projekten auf die Nase: Valerian um ein Beispiel zu nennen. Lucy war von Kritikern zerrissen, doch aufgrund der Hauptdarsteller spielt er weltweit fast 470 Millionen bei knapp 40 Millionen Budget ein. Für diesen Film benötigte Besson gut neun Jahre um das Drehbuch fertigzustellen. Doch das Endergebnis zeigt die Größe seiner Arbeit, 9 von 10 Punkten.
Nachbearbeitung
Während des gesamten Films sind Erklärsequenzen mit Szenen aus der Entwicklung der Erde und Zivilisation eingearbeitet. Lucy kehrt kurz vor ihrem Aufstieg zur Transzendenz auch zum gleichnamigen Hominiden in der Zeit zurück. Losgelöst von Raum, Zeit und Existenz wie wir sie wahrnehmen, stellt die Entwicklung bei voller Nutzung des menschlichen Geistes die Wahrnehmung des Seins an sich in Frage – ein Punkt, der Besson auch viel Kritik einbrachte (vor allem von Seiten von Religionsgemeinschaften und Evolutionsleugnern). Dabei maßt sich der Film weder die Antwort auf die Frage des Seins an, noch versucht er mehr zu sein als unterhaltsame Science-Fiction, etwas weichgekocht und vereinfacht, damit jeder folgen kann.
Im Vergleich zu den actiongelandenen einfach gestrickten Franchise wie Taken (96 Hours), Taxi oder Transporter sowie den Agententhrillern (Nikita, Anna) ist Lucy geradezu komplex. Und für Hard Science-Fiction Fans geradezu auf Kindergartenniveau. Kameraführung, Choreographie und Aufmachung sind aber handwerklich auf hohem Niveau, das Bonusmaterial rund um die Wissenschaft hinter Lucy runden das Erlebnis ab und sind 8 von 10 Punkten wert.
Musik
Diverse Songs begleiten die Handlung, je nachdem wie weit die Evolution bereits fortgeschritten ist. Jeder Sprung, der neue Fähigkeiten für Lucy eröffnet, wechselt das Genre und wird „anspruchsvoller“. Doch nachdem Lucy Wellenlängen sehen und manipulieren kann ist mit Mozart Mass No. 19 in D Minor das Ende erreicht – ab hier schwebt Lucy über der Vorstellungskraft dessen was Musik darstellen kann. Ein gewagter, aber richtiger Schritt, der der Musik aber nur 7 von 10 Punkten ermöglicht.
Filmkritk
Fazit
Mit 8,5 von 10 Punkten ist Lucy mit weniger als 90 Minuten Laufzeit ein Häppchen für Zwischendurch mit einer (zu) schlauen Story, einem guten Cast und einem handwerklich runden Gesamtbild. Selbst wer mit Science-Fiction nichts anfangen kann, wird von der Action abgeholt. Auch nach 10 Jahren noch immer ein Hingucker, der Filmfreunden alles bietet, was vielen Filmen der Streamingplattformen fehlt.