Was wäre wenn die Zivilisation, wie wir sie kennen, nicht mehr weiterexistiert? Diese Frage bildet die Grundlange für alle Post-Apokalypse-Geschichten. Egal ob Krankheiten, Klima, Naturkatastrophen oder Kriege: die grundlegenden Erzählstränge sind meist ermüdend dieselben. Lost City (Originaltitel: Mondocane) aus Italien wagt es vom vorhandenen Kurs abzuweichen. Mit Erfolg?
Story/Inhalt
Eine Klimaveränderung hat zu unkontrollierten Fluchtbewegungen nach Süden über das Mittelmeer nach Afrika geführt. Was auf dem Weg war wurde verheert, sodass Geisterstädte entstanden, in denen Kinder und Jugendliche, nachdem ihre Eltern geflohen oder während der Flüchtlingswellen getötet wurden, als Banden organisiert um Reste und die Vorherrschaft kämpfen.
Zwei 13-jährige Waisenkinder müssen sich dieser Realität stellen, nachdem der Fischer, der sich um sie gekümmert hat, gestorben ist.Mondocane ist körperlich schwächer aber schlau, der andere Junge Pisciasotto kann sich in dieser harten Welt mit Kraft und Bauernschläue zwar durchsetzen, doch wäre er in der Bande nur Muskelmasse ohne Anleitung. Nachdem sie sich in ein Viertel geschlichen haben, indem die Elite von schwer bewachten Soldaten geschützt ein Leben wie vor dem Niedergang der Zivilisation lebt, verliebt sich Mondocane in ein Mädchen und plant sich abzusetzen. Ein Machtkampf mit einer anderen Gang und ihr Ausflug ruft dann auch noch die Wache zu einer Vergeltungsmission auf den Plan. Nun muss jeder seine Position verteidigen, doch es ergibt sich auch die Chance in der Bande aufzusteigen.
Ein neuer, etwas langatmiger Ansatz für eine neue Weltordnung. Leider schöpft der Film nicht alles Potential aus.
Schauspieler
Die beiden jungen Schauspieler Dennis Protopapa und Guiliano Soprano übernehmen die Hauptrollen in dem Drama rund um die Jugendfreunde, die langsam erwachsen werden. Der Coming-to-Age Plot wird jedes Jahrzehnt mal aktiviert (etwa mit den beiden Stephen King-Adaptionen „Stand By Me“ und „Es“ alle 20 Jahre). Sie liefern teils gute Leistungen, doch die fehlende Erfahrung und Routine im gesamten Cast ist sicht- und spürbar. Es schadet hier auch, dass hier die Namen der Schauspieler leider keinem was sagen werden, da das italienische Kino leider Jahre- oder jahrzehntelang eher brachlag. 5 von 10 Punkte für die Hauptdarsteller, der andere Cast würde ihre Noten leider drücken.
Regie
Alessandro Celli versucht mit dem Film viele Themen und Ideen aus dem Genre zusammenzubringen. Leider will er zu viel. Zwar ist es technisch eine saubere, beeindruckende Arbeit. Doch umgesetzt ist die Handlung langatmig, teils fast ermüdend langweilig. Es ist trotzdem ein Lichtblick im italienischen Kino, doch alles in allem kann diese Arbeit mit Produktionen anderer europäischer Nationen eher nicht mithalten.
Nachbearbeitung
Viele Ideen in manchmal unzureichender Ausführung oder Erklärung wurden für das Drehbuch umgesetzt. Dabei werden leider zu viele Handlungen angerissen, die dann im Nichts verlaufen, oder unzureichend Auflösung liefern. Wenigstens wurde bei der Ausstattung kompensiert. Die verlassenen Industrieanlagen und verfallenen Stadtteile lassen sich (leider) im Süden Italiens zur Genüge finden. Hier wurde in Apulien gedreht. Auch der Übergang zwischen Armenviertel und bewachtem Nobelviertel kann hier hautnah erlebt werden. Irgendwie bedrückend, wenn man nur eine Kamera aufstellen und drehen muss um Wohlstand und Elend gleichzeitig auffangen zu können.
Musik
Abgesehen von Umgebungsatmosphäre und Begleitmusik gibt es keine nennenswerten Beiträge. Vielleicht hätte es den Film etwas aufwerten können, doch dieses Mittel wurde vernachlässigt. Darum keine Punkte.
Lost City – Das Gesetz der Straße streamen
Filmkritk
Fazit
Mit gut 5 Millionen wurde einiges Geld eingesetzt. Doch lange blieb der Film nur in Italienisch mit Untertiteln verfügbar, sodass der Umsatz und die Wahrnehmung entsprechend gering blieben. Dazu kommen handlungstechnische Längen in dem gut 2 Stunden langen Film. Zwar ein erstes Ausrufezeichen für das italienische Kino seit Jahren, doch „Lost City“ ist dazu zu sehr ein Genrefilm um wirklich für Aufmerksamkeit zu sorgen. Komödien hätten wohl mehr Reichweite als dystopische Gesellschaftsdramen. Insgesamt verdient sich „Lost City“ 4 von 10 Punkten. Doch es ist bestimmt kein Film, den ich mir noch einmal ansehen würde.